Das ruft beim aufmerksamen Sportfan ein Déjà-vu hervor: Eine ähnliche, nachhaltige Euphorie will Marion Daube, SFV-Direktorin Frauenfussball, mit «ihrer» EM entfachen. Es ist kein Zufall, dass zwei unterschiedliche Disziplinen dasselbe Ziel haben. Denn wie der Fussball fristet auch der Handball der Frauen in der Schweiz ein Mauerblümchendasein.
Über das Ausland hoch hinaus
«Die Heim-EM wirft für die Schweizer Handballerinnen ihre Schatten voraus», wie es «SRF» auf den Punkt bringt. Da ist das Nationalteam, das noch nie WM-Luft schnupperte und bei seiner EM-Premiere 2022 dank eines Punktegewinns auf Rang 14 landete. Getragen wird diese Equipe von der Schweizerischen Liga mit Amateurstatus.
Die SPL1 birgt – wie zu grossen Teilen die AXA Women’s Super League – wahrlich kein gewinnbringendes Berufsfeld. Lediglich der Weg ins Ausland führt zum Profitum, eine Route, die einige Schweizerinnen gewählt haben. Zehn Handballerinnen spielen in deutschen oder skandinavischen Clubs und damit in Ländern, die auf internationalem Parkett etwas mitzureden haben.
Jüngst wagte die St. Gallerin Tabea Schmid diesen Schritt. Mit 20 Jahren verliess sie im Sommer 2023 ihren Jugendverein LC Brühl für ein erstes langfristiges Engagement in der europäischen Elite bei København Håndbold. Während ihrer Aktivzeit in der höchsten Schweizer Liga verbuchte Schmid, neben ihrem Studium zur Oberstufenlehrerin, knapp 200 Tore in 50 Einsätzen.
Für die talentierteste Kreisläuferin des Landes ging es jedoch nur übers Ausland hoch auf das nächste Level. Der Schweizer Handball ist erst an dem Punkt, an dem der Schweizer Fussball langsam, aber sicher vorbeizuziehen scheint. Stichwort: Halbprofitum.
Zwei Sportarten mit Parallelen
Bereits einige internationale Cluberfahrungen bringt Deutschland- und Dänemark-Legionärin Kerstin Kündig ins Nationalteam. Seit über drei Jahren ist die 30-Jährige im Ausland engagiert. In der Nati führt Kündig mit Abstand die Torschützinnenliste des aktuellen Kaders an, sie traf in 84 Spielen 230-mal.
Ein Jahr vor dem EM-Start fiebert das handballerische Ana-Maria-Crnogorčević-Pendant gehörig auf das anstehende Heimturnier hin. So hofft Kündig auf einen Handball-Hype: «Wir wollen an der EM unsere beste Leistung abrufen, den Beweis antreten, dass wir eine Entwicklung durchgemacht haben und über die Gruppenphase hinauskommen», wie sie gegenüber «SRF» erklärte.
Nati-Trainer Knut Ove Joa stärkt Kündigs Ansage: «Die Schweiz hat in den letzten Jahren gut gearbeitet, bei den Männern und den Frauen. Kaum ein Land hat einen so grossen Fortschritt gemacht.» Der Norweger ist ein Urgestein im Handballzirkus und bringt seit diesem Sommer seine Erfahrung ins Schweizer Lager.
Die Handball- wie auch die Fussballnati stehen auf dem Prüfstand. Was ist am heimischen Event möglich? Reicht es zum spielerischen Exploit? Und können die Spielerinnen das Schweizer Fan-Herz erobern?