«Im stgallen24.ch Artikel «Erweiterter Baumschutz: Widersprüchliche Politikerinnen?» wirft mir die GLP-Stadtparlamentarierin und Nachbarin Nadine Niederhauser vor, bei meiner Kritik an Ihrem Verhalten ginge es mehr um Eigeninteressen als den Baumschutz.
Hier ein paar vertiefte Gedanken: Wer mich kennt, weiss, dass ich mich aus Überzeugung stark für Nachhaltigkeit, Ökologie und Erhalt unserer Baukultur engagiere. Nur hänge ich das nicht an die grosse Glocke und gehöre keiner Partei an.
Aufgrund meiner Werthaltungen bevorzuge ich Selbstverantwortung vor Verboten und Überreglementierung und stehe daher der Vorlage zum erweiterten Bauschutz nach wie vor zwiegespalten gegenüber.
Viele Gesetze wären nicht nötig, wenn jede und jeder eigenverantwortlich handeln würden und z. B. die Bäume in Ihrem Garten stehen lässt oder auf ihre CO₂-Bilanz achtet.
Die Aussage von GLP-Politikerin Niederhauser: «Die Verknüpfung der Abstimmungsvorlage mit ihren privaten Plänen sei konstruiert» erstaunt wahrscheinlich nicht nur mich, sondern auch andere Leserinnen.
Es liegt auf der Hand, dass die Glaubwürdigkeit als Politikerin und damit leider auch ihrer Partei arg in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn das private Handeln so stark im Gegensatz zur politischen Botschaft steht. Oder habe ich das Parteiprogramm falsch verstanden? Gilt «Grün» nur für die anderen und für sich selbst darf frau «Liberal» in Anspruch nehmen?
Pikant ist auch die Aussage: «Schlussendlich entscheidet immer die Bewilligungsbehörde – auch in meinem Fall.» Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jede tun darf, was nicht verboten ist: SUV fahren, tierische Nahrungsmittel konsumieren, fossil heizen und durch die Weltgeschichte fliegen … bis es dann durch Gesetze und Verbote unterbunden wird.
Soll somit der Staat dereinst Selbstverantwortung und moralische Prinzipien vollständig ersetzen? Diese Geisteshaltung wäre alles andere als liberal.
Zu guter Letzt gebe ich gerne zu, dass bei meiner Einsprache gegen Niederhausers Baugesuch auch Eigeninteressen im Spiel sind: Ich möchte in einer lebenswerten Stadt wohnen, wo wie im vorliegenden Fall intakte national geschützte Ortsbilder aus der Stickereizeit erhalten bleiben, keine sinnlosen groben Betonbauten in den Fels des Bernegghügels geschlagen und wertvolle alte Baumgruppen abgeholzt werden. Und in der auch ausreichend Parkplätze in der blauen Zone erhalten bleiben, bis uns das Autofahren verboten wird.»