«Es sind mehrere Faktoren, die mich zu diesem Schritt bewogen haben», sagt Mario Romano. «Das Internet ist überflutet mit Einkaufsmöglichkeiten, die Schränke der Konsumenten sind randvoll, und auch die Lager der Händler platzen aus allen Nähten. Es gibt schlicht zu viel Mode, zu viele Anbieter und letztlich zu wenig Platz für kleine, unabhängige Fachgeschäfte wie unseres.»
Die Modebranche habe sich in den letzten Jahren drastisch verändert, nicht nur durch das Wachstum des Onlinehandels, sondern auch durch einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Menschen einkaufen.
«Die Konsumenten ersetzen ihre Garderobe entweder, weil sie es müssen, oder sie kaufen, weil sie unsicher sind, was ihren Stil betrifft. Aber egal aus welchem Grund sie einkaufen – das System der Modeindustrie ist in einem Dilemma gefangen: Die einen wollen nachhaltiger konsumieren, spüren aber den Druck, sich neu einzukleiden. Die anderen gönnen sich bewusst Neues, weil Mode für sie ein Ausdruck von Selbstliebe und Belohnung ist. Diese Mechanismen sind tief verankert.»
Hinzu komme die wachsende Bedeutung des Nachhaltigkeitsgedankens, der nicht nur auf den Konsumenten, sondern auch auf den Handel eine immer grössere Wirkung habe.
«Wir alle wissen, dass die Modeindustrie weltweit der zweitgrösste Umweltverschmutzer ist. Das kann man nicht schönreden. Doch die Produzenten wollen überleben, und die Konsumenten weiterhin einkaufen, ohne sich allzu sehr unter Druck setzen zu lassen.»
Für Mario Romano ist der Niedergang vieler Fachgeschäfte nicht nur eine wirtschaftliche Entwicklung, sondern eine gesellschaftliche Verschiebung, die sich auch in anderen Bereichen zeigt.
«Wie in der Gesellschaft die Mittelschicht schwindet, so verschwindet auch der Mittelstand im Modehandel. Die Konsumenten greifen entweder zu Luxusmarken, um ihr Qualitätsbewusstsein zu unterstreichen, oder sie kaufen billig für den schnellen Konsum. Dazwischen gibt es wenig Raum für Fachgeschäfte mit Beratung und hochwertigen, aber dennoch erschwinglichen Produkten.»