An warmen Sommertagen sind sie schon frühmorgens am Himmel zu sehen: Die grossen, gasgefüllten Riesen, die farbig am Himmel stehen und lautlos durch die Morgensonne gleiten: Ballone. Schon im Jahr 1783 fand der erste bemannte Ballonflug statt, der rund 25 Minuten dauerte und eine Strecke von 12 km zurücklegte.
Damit sind Ballone die ältesten Luftfahrzeuge der Welt. Sie werden heute zwar nicht mehr für den Personentransport eingesetzt, sind dafür aber gerade in der Ostschweiz eine beliebte Freizeitattraktion. Ein Blick in die Archivalien des Stadtarchivs verrät, inwiefern Gas- und Heissluftballone früher zum St.Galler Alltag gehörten.
Aufblasen kann man die Ballone entweder mit Gas, das leichter ist als Luft, oder mit Heissluft, die ja bekanntlich steigt. Leider handelt es sich bei den entsprechenden Gasen um die hochentzündlichen Stoffe Wasserstoff und Helium, was in der Vergangenheit zu schlimmen Unfällen geführt hat.
In den Unfallstatistiken der Stadt St.Gallen tauchen die Ballone allerdings nicht auf, weil diese sich nur auf den Strassen- und nicht den Luftverkehr beziehen. Ballone und auch Flieger waren den St.Galler Behörden gerade, aber nicht nur, wegen der Unfallgefahr des Öfteren ein Dorn im Auge. Nichtsdestoweniger erfreuten sie sich bei der breiten Bevölkerung einer immensen Beliebtheit.
Eine tollkühne Werbeaktion
Am 13. September 1898 berichtete der Vorgänger des Bieler Tagblatts, der Seeländer Bote 49 (110) von einer spektakulären Begebenheit: «Vom ‚Hirschen-Platz‘ in St. Fiden ist […] Sonntag abend [sic] der tollkühne Luftschiffer Giacomo Merighi mit einem mit heißer Luft gefüllten Ballon aufgesteigen, einfach an einem Trapez sich festhaltend, wie vor einigen Jahren der Luftschiffer Strohschneider seine Fahrten ausführte. […] Ueberall in St. Gallen und Umgebung wurde die luftige Fahrt eifrig verfolgt.»
Die Schaustellung war deshalb aufsehenerregend, weil Merighi am Trapez «die gewagtesten Turnübungen» ausführte. Der Akrobat Giacomo Merighi stammte aus Bologna und war zu seiner Zeit ein grosser Name, dessen Strahlkraft weite Kreise zog; nicht umsonst war das Ereignis in St.Gallen der Bieler Zeitschrift eine Erwähnung wert.