Haldenstrasse 1: An den Fenstern steht noch in geschwungener Schrift «El Miguel», das Logo zeigt eine Frau, die einen Krug auf dem Kopf balanciert, darunter die drei Worte «Restaurant, Café, Bar». Doch weder von Restaurant, Café oder Bar ist nach dem Betreten der Tür etwas übrig geblieben. Es ist staubig, dunkel und kalt. Mitten im Raum steht Hans Tobler, er trägt eine Mütze und stützt sich an seinem Gehstock ab.
Ein Leben an der Wassergasse
Tobler ist 99, in einem halben Jahr wird er 100. Unweit von der Haldenstrasse 1, wo sich in der Zeit des zweiten Weltkriegs das «Deutsche Heim» befand, wuchs Hans Tobler mit seinen drei Schwestern auf und verbrachte über 40 Jahre dort. Das Elternhaus an der Wassergasse 13 war damals der «Grundstein» und ist heute die «Velo Flicki». Die Wassergasse war früher der Inbegriff einer kleinbürgerlichen Arbeits- und Lebensgemeinschaft. Auf einer Länge von etwa einem halben Kilometer konnte man alles erhalten.
«Wir lebten in sehr einfach Verhältnissen, das galt für alle Bewohner an der Wassergasse. Kaum eine Wohnung verfügte über ein Badezimmer, wenn es einen Luxus gab, dann stand in der Waschküche eine Blechwanne», erzählt Tobler. Sein Vater betrieb in der dritten Generation die gleichnamige Schlosserei, gegründet im Jahre 1836 im Hause «Schlössli» an der Spisergasse durch Pankraz Tobler. Dieser sei damals eine starke Persönlichkeit gewesen und kaufte mit gerademal 28 die Liegenschaft «zum Schlössli» – das grösste Haus in der Stadt zu dieser Zeit.