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Stadt St.Gallen
12.10.2025
12.10.2025 08:02 Uhr

Vergessenes Meisterwerk wiederentdeckt

Bild: Roger Fuchs
Die 14. St.Galler Kirchenmusikwoche widmete sich vom 7. bis 11. Oktober 2025 den Kirchenmusikpionieren des 20. Jahrhunderts und stiess dabei auf ein fast vergessenes Werk von grosser Strahlkraft: die «Missa populi» des früheren St.Galler Domkapellmeisters Josef Gallus Scheel.

Manchmal genügt ein neugieriger Blick ins Archiv, um wahre Schätze zu heben. Die 14. St.Galler Kirchenmusikwoche brachte in diesem Jahr ein bedeutendes Werk wieder ans Licht: die «Missa populi», op. 45, von Josef Gallus Scheel (1879–1946).

Der langjährige St.Galler Domkapellmeister, der von 1913 bis 1945 wirkte, schuf 1931 mit dieser Messe ein wegweisendes Werk, das zu Unrecht in Vergessenheit geraten war.

Unter der Leitung von Josef Habringer, ehemaliger Linzer Domkapellmeister, und Andreas Gut, Domkapellmeister St.Gallen, erarbeitete der Gesamtchor das Stück für singende Gemeinde, vierstimmigen Chor, Bläser und Orgel.

Bild: Roger Fuchs

Im festlichen Schlussgottesdienst am Samstagabend entfaltete die Messe ihre volle Wirkung – klangprächtig, mitreissend und liturgisch tief verankert.

Musikalische Gemeinschaft und künstlerische Vielfalt
Der Gesamtchor bildet traditionell das Herzstück der St.Galler Kirchenmusikwoche und stiftet musikalische wie menschliche Gemeinschaft. Neben den gemeinsamen Proben boten fünf spezialisierte Ateliers unter Leitung ausgewiesener Fachleute Raum für individuelle Vertiefung:

  • Esther Wild Bislin: Lieder für neue(s) Feiern – vielseitige Chorliteratur und innovative Gemeindemodelle
  • Raphael Holenstein: Kammerchor mit Komponisten der deutschen Romantik
  • Christoph Schönfelder: Orgelwerke von Mendelssohn und Rheinberger sowie Improvisation des 20. Jahrhunderts
  • Dela Hüttner: Frauenensemble mit klangschönen Trouvaillen von Gounod, Delibes, Chaminade u. a.
  • Atelier Gregorianik: Einführung in das gregorianische Repertoire der St.Galler Klostertradition
Bild: Roger Fuchs

Ein besonderes Highlight bildete das Referat von Prof. Martin Hobi (Uznach), der die kompositorische Pionierleistung Scheels beleuchtete und aufzeigte, wie modern dessen liturgisches Denken bis heute wirkt.

Kirchenmusik als Verkündigung
Kirchenmusik bedeutet mehr als Proben und Aufführen – sie ist Teil der Verkündigung.

Die öffentlichen Feiern während der Woche boten Einblicke in das Schaffen der Ateliers: Die Domvesper mit Taizé-Gesängen (Dienstag), das Orgelkonzert mit Christoph Schönfelder (Mittwoch), die Feier Musik und Wort (Donnerstag) und die Abendmesse (Freitag) stiessen auf begeisterte Resonanz.

Bild: Roger Fuchs

Der feierliche Höhepunkt folgte am Samstagabend: die Aufführung der «Missa populi» im vollbesetzten Dom – begleitet von den DomBläsern, Domorganist Christoph Schönfelder und Domkapellmeister Andreas Gut.

Die wiederentdeckte Messe entfaltete eine beeindruckende liturgische Kraft und machte deutlich, wie lohnend die Spurensuche in der eigenen Musiktradition sein kann.

Ausblick
Die 14. St.Galler Kirchenmusikwoche bewies erneut, wie fruchtbar die Verbindung von musikalischer Weiterbildung und liturgischem Feiern ist. Mit Vorfreude blicken Teilnehmer und Leitung bereits auf die nächste Ausgabe im Jahr 2027 (19. bis 23. Oktober).

Die St.Galler Kirchenmusikwoche ist eine Veranstaltung der Diözesanen Kirchenmusikschule (dkms) im Auftrag des Kirchenmusikverbandes Bistum St.Gallen.

pd/stz.
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