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Stadt St.Gallen
12.06.2025
12.06.2025 16:12 Uhr

Filmische Hommage an St.Gallen: HSG-Student dreht Kurzfilm in der Gallusstadt

Dreharbeiten im St.Galler Plattenladen Bro Records
Dreharbeiten im St.Galler Plattenladen Bro Records Bild: zVg
Mit seinem Kurzfilm «Eile der Zeit» setzt der HSG-Student und Nachwuchsregisseur Paul Grivelet der Stadt St.Gallen ein poetisches Denkmal. Zwischen Drei Weieren, Bro Records und Stadtbus folgt die Kamera dem Rhythmus eines Tages – und hinterfragt zugleich das digitale Tempo unserer Zeit.

Mitten im Sommer 2024 hat der junge Filmemacher Paul Grivelet in St.Gallen einen Low-Budget-Kurzfilm realisiert, der seither für Gesprächsstoff sorgt: «Eile der Zeit» thematisiert auf vielschichtige Weise das Spannungsfeld zwischen analoger Romantik und digitalem Druck.

Gedreht wurde der 20-minütige Streifen vollständig in St.Gallen – mit lokalen Schauplätzen, Darstellern, Dialekten und viel Authentizität.

«Viele meiner St.Galler Bekannten sagen, ich hätte ein romantisches Porträt von St.Gallen geschaffen», sagt Grivelet. Tatsächlich führt der Film durch zahlreiche bekannte Orte: vom Plattenladen Bro Records über die Werkstatt des Künstlers Martin Amstutz bis hin zu den Drei Weieren. Auch die Szenen im Stadtbus oder am Kiosk im Linsebühlquartier verleihen dem Film eine starke lokale Verankerung.

«Ich habe einfach viele Plätze gefilmt, an denen auch ich am liebsten war», sagt Grivelet, der aus Bordeaux stammt und während vier Jahren in St.Gallen lebte.

Grivelet, 23 Jahre alt und Student der Wirtschaftswissenschaften an der Universität St.Gallen, ist zugleich Regisseur und Kameramann des Films. Unterstützt wurde er unter anderem durch den studentischen HSG-Kunstverein ProArte, dessen Präsident er während zwei Jahren war, sowie durch zahlreiche St.Galler Freunde und Bekannte.

Paul Grivelet (vorne) und sein Team Bild: zVg

Die Schauspieler – darunter auch sein Zwillingsbruder Quentin – sind Laien, das Budget von 5000 Franken stammt aus eigener Tasche. Im Vorspann widmet Grivelet den Film seiner verstorbenen Grossmutter.

«Eile der Zeit» feierte seine Premiere im Mai 2025 im Kinok in St.Gallen und wird aktuell für verschiedene Filmfestivals eingereicht.

Die Hauptfigur Jara begegnet darin einem unheimlichen Wesen – der «Sandfrau» – und trifft im Verlauf eines Tages auf Ziggy, hilft einem Künstler beim Drucken und verpasst schliesslich ein verabredetes Treffen.

Was wie eine leichte Alltagsgeschichte beginnt, entpuppt sich als Reflexion über Entschleunigung, Nähe und digitale Oberflächlichkeit.

«Ich will zum Nachdenken über die Digitalisierung anregen», sagt Grivelet. «Wir sind mehr unter Zeit- und Präsentationsdruck und lassen uns weniger auf den Moment ein.»

Nur eine Szene zeigt ein Smartphone – bei einem kurzen Tinder-Wischmoment –, ansonsten dominieren analoge Gegenstände: Vinylplatten, Bialetti-Kaffeekannen, Notizbücher, Zigaretten.

Inhaltlich und visuell gelingt Grivelet mit «Eile der Zeit» ein leiser, aber pointierter Film – und zugleich eine liebevolle Hommage an seine ehemalige Wahlheimat St.Gallen.

Seine Zukunft ist noch offen, aber der Wunsch, Regisseur zu werden, ist fest verankert. Klar ist: Der Gallusstadt hat er mit diesem Werk bereits ein filmisches Denkmal gesetzt.

stgallen24/stz.
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