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Gast-Kommentar
Stadt St.Gallen
05.05.2025
05.05.2025 10:45 Uhr

Dauerbrenner Ladenöffnungszeiten

Bruno Eberle
Bruno Eberle Bild: stgallen24
Die Abstimmung über die Ladenöffnungszeiten vom 18. Mai ist ein altbekanntes Thema. Unser Politbeobachter und langjähriger GPK-Präsident Bruno Eberle wirft einen nüchternen Blick auf Argumente, die trotz gesellschaftlichem Wandel erstaunlich konstant geblieben sind.

«Am 18. Mai stimmen wir wieder einmal über die Ladenöffnungszeiten ab. Ich weiss nicht, wie viele Male wir in den letzten 40 Jahren darüber diskutiert und abgestimmt haben. Und jedes Mal haben wir eine Änderung verworfen. Das wird wohl auch diesmal so sein.

Was daran am meisten ärgert: Obwohl sich die Gesellschaft und das Einkaufsverhalten in dieser Zeit deutlich verändert haben, sind die Argumente pro und contra immer noch die gleichen. Und sie werden nicht überzeugender.

Immer noch wird das arme Verkaufspersonal herangezogen – als ob es kein Arbeitsrecht, keine Gesamtarbeitsverträge gäbe. Vielleicht würden manche Leute am Abend oder am Wochenende arbeiten, wenn es entsprechende Geld- oder Freizeitzuschläge gäbe.

Es werden wie üblich die Kleinen gegen die Grossen ausgespielt – als ob die Lohnkosten bei den Grossen keine Rolle spielen würden.

Auch diese können rechnen. Der Kuchen wird nicht grösser, wenn die Läden länger offen haben. Es wird wie ein Sachzwang dargestellt, wenn die Geschäfte länger geöffnet sind. Wenn abends spät niemand einkaufen geht, entgeht den Kleinen nichts – und die Grossen haben unnötige Lohnkosten.

Selbstverständlich darf der heilige Sonntag nicht fehlen. Ist die Anzahl der Kirchgänger in den letzten 30 Jahren gestiegen, weil die Läden am Sonntag geschlossen sind? Mitnichten. Aber gehen Sie mal an einem Sonntag in einen Tankstellenshop, in den Supermarkt im Dienstgebäude des HB St.Gallen oder in jenen im Flughafen Zürich!

Man könnte meinen, die nächsten sieben Tage seien alle Läden geschlossen. Die Läden in den Bahnhöfen sind alle gut besucht – weil dort das Eisenbahngesetz und nicht kantonales Recht gilt. Alle Leute, die man in den Bahnhöfen trifft, haben selbstverständlich Reisendenbedarf.

Allenfalls neu ist das Argument mit dem Fussball.

Wenn mal gleichzeitig das Einkaufszentrum offen wäre und ein Fussballspiel stattfände – was dann? Die Parkgarage wäre einfach voll. Aber das passiert auch mal ohne Fussball. Zum Glück kommen die meisten Besucher ohnehin mit dem öffentlichen Verkehr.

Die Ironie bei der ganzen Diskussion ist, dass der vernünftigste Vorschlag von der Regierung kam: nämlich die Öffnungszeiten am Abend moderat auszuweiten, weil sich die Arbeits- und die Gesellschaftswelt verändert haben. Also die Möglichkeit zu schaffen, die Läden bis 20 Uhr offenzuhalten. Aber die Vernunft hat keine Chance.»

Bruno Eberle
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