«Hans Ulrich und Bartolme Rueger, sendt verdorbenn ducaten 285.23». Diese Zeile aus dem Rechnungsbuch der Konstanzer Handelsgesellschaft Felix und Jakob Grimmel setzt 1560 den Schlussstrich unter einen Schuldprozess, der die Gemüter von St.Galler und Konstanzer Kaufleuten jahrelang erhitzt hatte.
Die Grimmel, in jener Zeit die bedeutendsten Kaufleute in Konstanz und im angrenzenden Allgäu, hatten einen Verlust von 285 Dukaten hinzunehmen, welcher das Resultat eines Konkurses der St.Galler Kaufleute Hans Ulrich und Bartholome Rueger war. Und dies, obwohl sie sich auf alle erdenklichen Arten um die Geldeintreibung bemüht hatten.
Die Grimmel waren auch nicht davor zurückgeschreckt, die höchsten Instanzen der Eidgenossenschaft und des römischen Reichs deutscher Nationen in den Eskalationsstrudel hineinzuziehen.
Eine vergleichsweise geringe Summe hatte nicht nur die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Konstanz und St.Gallen getrübt, sondern auch einen grenzüberschreitenden, zwischenstaatlichen Konflikt provoziert. Wie konnte es so weit kommen?
Die Vorgeschichte: Bankrott und Gerücht
Drehen wir das Rad acht Jahre zurück. Ende Oktober 1552 war das im Leinwandhandel und in Finanzgeschäften tätige Handelshaus der Gebrüder Rueger zahlungsunfähig geworden. Und dies, obschon die Rueger bis dahin zu den reichen St.Galler Bürgern gehört und als Gesellschafter zum Notenstein, einer exklusiven Kaufmannsvereinigung, bestens vernetzt waren.
Da ein grosser Teil der Gläubiger ebenfalls Notensteiner waren, bemühte man sich um Schadensbegrenzung. Auf Weisung von Bürgermeister und Rat zu St.Gallen wurden alle noch vorhandenen Mobilien und Immobilien sowie Barbestände der Rueger an elf Notenstein-Gesellschafter übertragen.
Durch diesen Transfer sollte die Schuld getilgt und gleichzeitig den Ruegern die öffentliche Demütigung als Konkursiten erspart werden. Konkurse waren sehr schädlich für die Ehre der Betroffenen.