Im ausgehenden 19. Jahrhundert wird mannmännlicher Sex geächtet und hart bestraft. Forster wird verfolgt, verhaftet, verurteilt, ausgewiesen, weggesperrt, denunziert und bedroht.
Doch gegen jeden Strafbefehl, gegen jede Ausweisung aus einem Dorf, wehrt er sich. Oft durch alle Instanzen bis zum Bundesrat, sodass ihn der Vorsteher des Eidgenössischen Justizdepartementes 1886 als «sehr anrüchiges, wenn nicht gänzlich irrsinniges Subjekt» tituliert und ausweisen will.
Doch Forster lässt sich nicht nach Südamerika abschieben. Forster lebt vom Honighandel, war Heiratsvermittler, später Treuhänder. Er wird zum Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen, nachdem er eine Broschüre des deutschen Juristen Karl Heinrich Ulrichs in die Hand bekommen hat.
Ulrichs publiziert in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Schriften gegen die Verfolgung der «Urninge», wie er Homosexuelle nannte. Forster kämpft mit den gleichen Argumenten, was ihm nur weiteren Ärger und neue Strafen einbringt.
Er muss auch ein Jahr in der berüchtigten Arbeitserziehungsanstalt Bitzi in Mosnang verbringen und wird zweimal in psychiatrische Kliniken eingewiesen. Nach zehn Jahren Ärger in der Ostschweiz zieht Forster 1889 nach Zürich.
Weiterführende Quellen:
- Forster, Jakob Rudolf: Justizmorde im 19. Jahrhundert. Wahrheitsgetreue Darstellung des fast unglaublich Verfolgten Schweizers J.R. Forster, Heiratsvermittler von Brunnadern (St. Gallen). Ein Notschrei an das Volk. Zürich 1898.
- Hofstetter, Philipp; Hornung, René: Der Urning – selbstbewusst schwul vor 1900. Zürich 2024.