«Den Kommentar von Chefredaktor Stephan Ziegler kann ich so selbstverständlich nicht stehen lassen. Denn Herr Ziegler irrt sich in einigen Punkten. Beginnen wir mit der angeblichen ideologischen Minderheit von Links/Grün.
Herr Ziegler kennt die Abstimmungsresultate der letzten Jahre. Autobahnausbau, Fahrtkostenabzug, Baumschutz, Mobilitätsinitiative, Umverkehrvorlagen … Sie alle wurden zugunsten von Ökologie und Umwelt von der Stimmbevölkerung der Stadt angenommen bzw. abgelehnt. Umwelt und Verkehr sind längst in der Mitte angekommen.
Es gibt keine Links-Grüne Minderheit, sondern eine umweltbewusste und verantwortungsvolle Mehrheit, die ihren Lebensraum zu schützen weiss.
Beim Tempo-30-Regime kann ich als Vertreter der angeblichen rein ideologisch geprägten Autoverhindererfraktion zwar nicht zustimmen, aber ja, nur mit Verkehrstafeln ist es nicht getan.
Mit der Einführung von Tempo 30 müssten auch Lichtsignalanlagen zurückgebaut werden. Und hier kommt es zu einem Paradoxon: Der Kanton pflanzt auf Stadtgebiet mehr Lichtsignalanlagen als Bäume. Dies, weil er Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen konsequent verweigert.
Er muss wegen Tempo 50, der Sicherheit und dem Lärmschutz also künstliche Stop-and-Go-Abschnitte mithilfe von Verkehrsampeln hinstellen. Dieses Paradoxon kann übrigens nur die rein ideologisch geprägte Mehrheit im Kantonsrat auflösen.
Es gibt also durchaus liberale Stimmen mit einem Umweltbewusstsein, die weder das Auto verteufeln noch die Zufahrt in die Stadt verhindern wollen.
Einmal mehr befinden sich die Pol-Fraktionen auf der falschen Strasse. Wir lösen keine Verkehrsprobleme durch Verbote, wir lösen sie aber auch nicht nach dem 1980er-Motto «freie Fahrt für freie Bürger». Unser Lebensraum braucht Kompromisse.
Tempo 30 ohne Lichtsignalanlagen könnte eine Lösung praktisch ohne Einschränkungen sein. Der Verkehr kann fliessen, die Menschen auf der Strasse sind weniger gefährdet und der Lärm wird reduziert. Wenn denn auch alle mitmachen.
Zum Schluss noch eine Bemerkung zu Statussymbolen. Für die Einen ist es ein Lastenvelo und für die Anderen ein drei Tonnen SUV. Hier appelliere ich an Stephan Ziegler, die Verkehrsträger nicht gegeneinander auszuspielen. Obwohl das eine Verkehrsmittel streng wirtschaftlich-liberal gesehen ein völliger Blödsinn ist. Welches Statussymbol könnte das wohl sein?»