Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Gast-Kommentar
Stadt St.Gallen
28.11.2024
28.11.2024 10:07 Uhr

«Hooligans kosten jede Stadionstadt viel Geld und Reputation»

Bild: Archiv
Der FC St.Gallen 1879 empfing neulich die AC Fiorentina im Kybunpark – es feuerte heftig und kostete richtig viel Geld. Die Stadt Zürich steht vor einem Derby-Doppelpack im Letzigrund zwischen den Stadtrivalen FCZ und dem Grasshopper Club. Eine Steuergeld-Millionen-Show, kommentiert Dan Schindler.

Und einmal kurz über die Grenze nach Rostock geschaut: Dort zofft sich der FC Hansa Rostock gerade mit seinem Hauptsponsor wegen eingestellter Geldzahlungen in Millionenhöhe, da der Imageschaden durch viele Ausschreitungen einiger Club-Anhänger zu gross wurde.

Da darf man sich schon mal die Frage stellen, ob derartige Vorkommnisse in ihrer Anzahl pro Jahr eine Stadionstadt nicht imagemässig belasten?

So regelmässig wie die Randale multiplizieren sich die negativen Schlagzeilen schnell für die betroffene Stadt und deren Verantwortliche. Die Wirkung all dieser unvorteilhaften Meldungen im Kontext entlang des Heimspielplans des lokalen Fussballclubs ist für keine Stadionstadt förderlich.

Für die Stadtbevölkerung wird ihr Lebensraum in der City zunehmend zu temporären «No-go-Areas». Und obendrauf, als Steuerzahler dieser Stadionstadt, dürfen sie die wenig tauglichen Massnahmen der immer gleichen Dispositive unter der Kostenstelle «Sicherheit bei Sportveranstaltungen» auch noch bezahlen. Und das nur, weil diese Position seit Jahren unreflektiert so im Jahresbudget steht und in der Debatte vom Parlament kritiklos durchgewunken wird.

Eigenartig, dass die Parteien hier nicht den Mut zur Remedur aufbringen, um das eigene Profil bei der grösseren Nicht-Fussballer-Community zu schärfen.

Am Samstag, 30. November, spielt der FC Zürich gegen die Grasshoppers im Liga-Meisterschaftsspiel. Und am darauffolgenden Dienstag, 3. Dezember, findet die Partie GCZ vs. FCZ im Schweizer Cup statt. Zweimal Fussball unter den Lokalmatadoren im Letzigrund-Stadion.

Dan Schindler, Mitinitiant des Forums Gelb-Rot, forumgelbrot.org Bild: leaderdigital.ch

Ob diese beiden Fussballspiele unter «grandiose Fussball-Party» oder eher als «fehlgeleitete, flambierende Auseinandersetzung» eingeordnet und abgelegt werden können, werden wir am kommenden Mittwoch wissen. Die Einsatzzeiten und Schäden aller Art dürften die Millionengrenze knacken. Ob das für den Relaunch der Automarke MG das richtige Spielterrain ist?

In Zürich werden Bus- und Tramlinien ums Stadion nicht bedient, die VBZ schauen da seit Jahren hilflos zu. 

Und die Bewilligungsbehörde der Stadt Zürich dürfte wieder das übliche ratlose, aber sauteure Vorgehen von «Fans trennen» gezeichnet haben. Auch hier schüttelt die Bevölkerung als Steuerzahler längst den Kopf und kann nicht verstehen, warum da nie griffigere und verfügbare Szenarien ins Auge gefasst und ausprobiert werden.

Die Oberbürgermeisterin von Rostock, Eva-Maria Kröger, hat ebenfalls wenig Verständnis für die randalierende Anhängerschaft beim FC Hansa Rostock. Mit ihren Worten: Rostock sei als Hansa- und Universitätsstadt zu sehen und nicht als Krawallort. Sie versucht, sich so von den wiederkehrenden Saubannerzügen bei den Heim- wie den Auswärtsspielen der Hansa-Jünger etwas zu distanzieren, statt das Problem zu lösen.

Der Reputationsschaden für die Stadionstadt ist inzwischen immens und wird durch die nationalen Medien prominent in die umliegenden Länder getragen.

Und der Bevölkerung vor Ort «stinkt es gewaltig». Lieber kein Fussball als dieses Krawallgetue jedes zweite Wochenende …

Splendid Drinks ist seit 2022 Hauptsponsor des FC Hansa Rostock und mit dem Energy-Drink «28 Black» auf der Brust des Hansa-Trikots präsent. Nun haben all die Pyro-Vergehen und Sachbeschädigungen, erbracht durch einige fehlgeleitete Hansa-Jünger, zur frühzeitigen Aufkündigung dieses Millionen-Sponsordeals geführt.

 Logisch: Um ein Getränk sportlich zu bewerben, stimmt die Reputation inmitten von Pyros und Rauchschwaden nicht mehr.

Jetzt sind die Hansa-Clubleitung und auch die Oberbürgermeisterin stark gefordert, dieses ganze destruktive Tun des Hansa-Anhangs endlich gemeinsam anzugehen und abzustellen.

Alle wissen wir: Image kann man nur erarbeiten. Und gerade für Stadionstädte und deren Reputation ist die konsequente Einhaltung des städtischen Leitbilds essenziell, besonders für die Glaubwürdigkeit bei den Einheimischen wie auch den auswärtigen, willkommenen Besuchern.

Dan Schindler, Mitinitiant des Forums Gelb-Rot
Demnächst