Die Gruppenausstellung zeigt unter anderem Werke von Gabriele Garavaglia (*1981 in Vercelli/Italien), Barbara Kruger (*1945 in Newark, New Jersey/USA), Jayson Musson (*1977 in Bronx, New York/USA) oder Emily Sundblad (*1977 in Dalsjöfors/Schweden).
Medien halten Einzug in die Kunst
Immer mehr dringen Konsumkultur, Entertainment und Tourismusindustrie in den Bereich bildender Kunst: Fashionbrands kollaborieren mit Künstlern, Luxusmarken beanspruchen Kunstwerkstatus für ihre Produkte, immersive Videoprojektionen verbinden klassische Kunstgeschichte mit spektakulärem Marketing, und Influencer bevölkern die Instagram- und TikTok-Feeds etablierter Kunstinstitutionen.
Diese müssen sich immer weitere Mediengewohnheiten aneignen, um durch Social Media Feeds, Livestreaming und viralen Trends mit einem Publikum verbunden zu bleiben, welches sich vom Ausstellungsbesuch ein Erlebnis verspricht.
Kunst und Kommerz
Was bedeuten diese Entwicklungen für die Definition von Kunst, Kunstwerk und Künstler? Welche Medienformate und Ausstellungsstrategien werden dem gerecht? Und wo verläuft die Linie zwischen Kunst und ihrer Kommerzialisierung? Diese Fragen beschäftigen Giovanni Carmine, Direktor der «Kunst Halle Sankt Gallen», und Cory Arcangel, Medienkünstler und Pionier der Netzkunst, seit Beginn ihrer bald zwanzigjährigen Freundschaft.
Aus zahlreichen Gesprächen entsteht nun eine gemeinsam kuratierte Gruppenausstellung. Ihr Titel «All I eat in a day» bezieht sich auf den Trend, Videos über den eigenen (Ess-)Konsum auf YouTube, Instagram oder TikTok zu posten (der Hashtag #wieiad – What I eat in a day – zählt über 528.9K Einträge auf TikTok).
Fünf Künstler stellen gemeinsam aus
In der Ausstellung gruppieren sich Positionen, die mit neuen, in der Kunst noch nicht etablierten Medienformaten spielen: Cory Arcangel bespielt die Kunst Halle mit einer eigens entwickelten, immersiven Videoinstallation, die dieses erfolgreiche kommerzielle Kunstvermittlungsformat persifliert. Emily Sundblad verbindet uns per Streamingtechnologie mit einem Kunstwerk aus einem Sammlungsdepot und eröffnet uns so den Zugang zu einem nichtöffentlichen institutionellen Kontext und seinen verborgenen Schätzen.
Jayson Musson nimmt uns mit seinem Plüschhasen auf den Schoss, um uns seine Version der Kunstgeschichte zu erzählen. Laurel Schwulst programmiert eine HTML-Seite, die die Mediathek auf einem Linienflug kopiert, und Sanko GameCorp katapultiert längst vergessenes geistiges Eigentum in das heutige Krypto-Zeitalter.
Junger Heiliger als Paradebeispiel
Schutzpatron des Ausstellungsprojekts ist der von der katholischen Kirche proklamierte «Internetheilige» Carlo Acutis. Der mit 15 Jahren verstorbene Jugendliche, der in den frühen 2000ern Webseiten über eucharistische Wunder programmierte und 2024 noch heiliggesprochen werden soll, steht für den Versuch der jahrtausendealten Institution, mit digitalen Kulturpraktiken und veränderten Medienkonstellationen Schritt zu halten.
So möchte «All I eat in a day» die Besucher dazu einladen, Medien- und Konsumgewohnheiten kritisch – aber auch mit einem Augenzwinkern – zu überdenken.
