Die Biodiversitätsinitiative bewegt auch im urbanen Umfeld. Der Freihofsaal in Gossau füllte sich bis auf den letzten Platz. Organisator Christoph Zürcher, der Präsident der Bäuerlichen Vereinigung St.Gallen-Gossau musste bis kurz vor Beginn der Veranstaltung zusätzliche Stühle aufstellen.
An der hochkarätig zusammengesetzten Podiumsdiskussion duellierten sich die SP-Nationalrätin Claudia Friedl und Pro Natura Präsident Lukas Tobler mit Mitte-Nationalrat Nicolò Paganini und dem St.Galler Bauernverbandspräsidenten Peter Nüesch. Podiumsleiter des Abends war Stefan Schmid.
Auswirkungen der Schutzmassnahmen
Nicolò Paganini und Peter Nüesch gaben ihren Befürchtungen Ausdruck, dass der ihrer Meinung nach sehr allgemein gehaltene Initiativtext in der Ausgestaltung gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben könnte. Claudia Friedl und Lukas Tobler relativierten die vorgesehenen Schutzmassnahmen.
Claudia Friedl betonte, dass die Biodiversität allen gehöre, dass diese für uns draussen in der Natur arbeite und dass es diese für die nachfolgenden Generationen zu erhalten gilt. Was zerstört sei, liesse sich nicht mehr retour holen. Peter Nüesch konterte damit, dass bereits grossflächige Massnahmen zugunsten der Biodiversität in der Landwirtschaft eingeleitet wurden.
Tobler: Vernetzung ist wichtig – Paganini: Interessensabwägung nicht mehr möglich
Lukas Tobler versuchte, die Diskussion auch auf den Siedlungsraum, die Siedlungsflächen und Verkehrsflächen zu richten – hier sei ebenfalls ein wichtiger Puzzlestein für den Erfolg der Biodiversität zu finden. Ihm lag es am Herzen zu betonen, dass die Vernetzungsgebiete bzw. -korridore wichtig seien, isolierte Biodiversitätsinseln seien wirkungslos.
Nicolò Paganini mahnte vor allem aufgrund aktueller Beispiele an Bauvorhaben, die dem Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung ISOS angehören, bezüglich der zu erwartenden zukünftigen Praxis. Im Falle einer Annahme der Initiative sei eine Interessenabwägung bei Bau-, Energie- oder Verkehrsprojekten nicht mehr möglich.
Mehrheit im Saal gegen Initiative
Die Fragen und Bemerkungen aus dem Publikum zeigten, dass es Nicolò Paganini und Peter Nüesch besser gelungen war, die Meinung im Saal zu treffen. Vor allem die starren gesetzlichen Regeln und die möglicherweise abnehmende Handlungsfreiheit besorgten die Anwesenden.
Auch Bio-Landwirte, die rund ein Viertel ihrer Produktionsflächen als Bioförderflächen ausgeschieden haben, sprachen sich gegen die Initiative aus. Zum Schluss der rund stündigen Debatte hielt Nicolò Paganini fest: «Ja zur Biodiversität, Nein zu dieser Initiative.»