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Leserbrief
Region
22.06.2024
22.06.2024 11:54 Uhr

«Vielleicht zum letzten Mal ins Leben geflüchtet?»

Symbolbild: Viele ältere Menschen waren während Corona isoliert und einsam
Symbolbild: Viele ältere Menschen waren während Corona isoliert und einsam Bild: Archiv
stgallen24-Leser Markus Bischof macht sich Gedanken über die (Nicht-)Aufarbeitung der Kollateralschäden, welche die Coronapolitik des Bundes mit sich brachte.

Sie war mit ihren 82 Lebensjahren aktiv und unternehmungslustig. Nicht so wie tausende andere ihrer Altersgruppe, die sich damals wohl ebenfalls nichts mehr wünschten, als dass sie aus dem Gefängnis der Einsamkeit fliehen könnten.

Für viele von Ihnen endeten die letzten Wochen des Lebens so unfassbar würdelos, wie sie es wohl in ihren schlimmsten Träumen niemals erwartet hätten.

Einsam und getrennt von ihrem geliebten Familienumfeld in abgeschirmten Räumen einer Pflegeeinrichtung.

In der juristisch erzwungenen Offenlegung der Pandemie-Protokolle des deutschen RKI, gegen diese sich das Schweizer Pendant «BAG» unseres Landes mit allen Mitteln wehrt, werden am 2. Mai 2020 zu den Kollateralschäden, die aufgrund der abgeriegelten Pflegeeinrichtungen einkalkuliert wurden, folgende Schlüsse gezogen: «Die sozialen und physischen Distanzierungen werden von den hilflosen Menschen weit schlimmer empfunden als ihre Angst vor einem möglichen Tod an Ccovid-19.»

Meine Mutter ahnte es, als bekannt wurde, dass demnächst auch in unseren Alterseinrichtungen der Region dieselben Szenarien drohen werden.

Mit den Worten «Do chunsch jo zum Spinne!» packte sie kurzum ihre Koffer und zog für mehrere Wochen ins Rheintal zu ihrer Schwester, die dort allein in ihrem Häuschen wohnte.

Eine Win-win-Situation für beide in dieser Zeit, als politisch bestimmt wurde, dass Menschen dieser Altersgruppen zum Schutz vor dem Tod vom Alltagsleben abgeschirmt werden müssen.

Während die Zwei sich tagsüber mit Singen, Stricken und Spielen bei Laune hielten, gingen sie nach dem Eindunkeln spazieren, um wenigstens einmal täglich frische Luft in der Natur zu tanken und im Schutz der Dunkelheit Zurechtweisungen anderer Menschen möglichst entgehen zu können.

Viele Anordnungen der Politik schafften nicht nur mehr Schaden als Nutzen, sondern, wie es die Protokolle des RKI auf Seite 773 festhielten, mit dem Entzug der menschlichen Würde auch den Entzug einer der entscheidendsten Werte für ein lebenswertes Leben.

Doch lernen will die Politik daraus nichts.

Mit der Einführung der internationalen Gesundheitsvorschriften werden solche Fehler zur gesetzlichen Regel.

Wohl mancher wird sich zukünftig wohl ähnliche Fragen stellen müssen: «Wird meine Mutter das nächste Mal noch fit genug sein, um aus eigener Kraft vor solchen politischen Fehlgesetzen flüchten zu können?»

Markus Bischof, Grub SG, Mitglied «Aufrecht St.Gallen»
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