Praktisch im Minutentakt erhielten die Teilnehmenden der dreitägigen Tÿpo St. Gallen Denkanstösse. Zum Beispiel durch das Referat des französischen Grafikdesigners Alexandre Dimos. Er gab den Zuhörern in der Aula des GBS St.Gallen mit, das Arbeitstempo zu verlangsamen, die Projekte sorgfältiger auszuwählen und sich den Rhythmus nicht mehr durch die Kundschaft alleine diktieren zu lassen. Der Franzose fügte an: «Aber am Schluss hängen unsere Entscheidungen auch mit dem Honorar zusammen und Projekte zu entwickeln, bedeutet, grossartige Menschen zu treffen.»
Über das liebe Geld wurde auch am Samstagvormittag in einem der 13 Workshops diskutiert. Maike Hamacher, Co-Lehrgangsleiterin Visuelle Gestaltung HF an der Schule für Gestaltung St.Gallen und Mitgründerin des Büros 146, fragte in die Runde: «Was ist deine Zeit und deine Arbeit wert?»
Die eigene Leistung sichtbar machen
Wie hält man dagegen, wenn die Kundschaft den Preis drücken will? Der anfallende Aufwand solle sichtbar gemacht werden, lautete ein diskutierter Lösungsansatz. Wie Ärzte oder Handwerkersollen Designer in ihrer Offerte detailliert begründen, welche Aufgaben anfallen.
Ein wichtiger Schritt zur Transparenz leisten die Designer, wenn sie ihre Arbeitszeit erfassen und dokumentieren. Dadurch stehen rasch Informationen für die nächste Offerte zur Verfügung und der Kunde kann besser nachvollziehen, weshalb ein zusätzlicher Geldbetrag zur finalen Ausgestaltung des Projekts nötig wird.
Ist das Ende des Papierdrucks gekommen?
Die Designforscherinnen Ladina Ingold und Katharina Scheller sammelten in ihrem Workshop Inputs im Hinblick auf die zukünftigen Arbeit der Designer. Seine persönliche Wertvorstellung verriet das Duo zuvor während eines halbstündigen Referats in der Aula über mehr Nachhaltigkeit im Grafik- und Printdesign.
Das bedeute aber nicht, dass alle Texte nur noch digital zur Verfügung stehen müssen. Schliesslich funktioniert die Informationsaufnahme gerade bei langen Texten in gedruckter Form wesentlich besser. «Aber Recyclingpapier ist ein Gamechanger», so Katharina Scheller. Es werde weiterhin geforscht und entwickelt, damit Recyclingpapier im Vergleich zum Frischfaserpapier nicht mehr länger als langweilig grau und minderwertig betrachtet werden muss.
Was tun, wenn Plagiatsvorwürfe aufkommen?
Matthias Frey und Tim Siegert von der Kommunikationsagentur Q aus Wiesbaden berichteten an der Tÿpo St. Gallen derweil über einen unglaublichen Zufall. Im Jahr 2014 entwarfen sie für das Hessische Staatsballett ein neues Logo, das jenem vom Dutch National Ballet zum Verwechseln ähnlich sah.
«Unser Vorschlag wurde dem Kunden am 8. Februar 2024 präsentiert und das Dutch National Ballet veröffentlichte sein neues Logo am 17. Februar 2014», erklärte Tim Siegert.
Dieser Vorfall war nur einer von mehreren sogenannten «Fuck-ups», die die beiden zum Besten gaben. Matthias Frey fasste zusammen: «Macht eure Researchs gründlich, legt eure Arbeit zur Kontrolle einer anderen Person vor und wenn die Krise erst mal da ist, haltet die Emotionen flach.»
An Ideen und Inputs mangelte es der Tÿpo St.Gallen wahrlich nicht. So viele kreative Köpfe auf einmal werden sich wieder im November 2025 in St. Gallen zusammenfinden, wenn der Branchentreffpunkt zum achten Mal stattfindet.
Anne Treichel, Dozentin an der Schule für Gestaltung St.Gallen, Tÿpo-Moderatorin und Mitglied des OK-Teams, bilanziert zufrieden: «Die Tÿpo St.Gallen ist und bleibt ein wichtiger Event, bei dem man sich weiterbildet und austauscht.»