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Stadt St.Gallen
14.11.2023
15.11.2023 08:39 Uhr

Erfolgreich gerettet: Stadtrat verzichtet auf Baumfällung

Die Platane am Marktplatz
Die Platane am Marktplatz Bild: zVg/soh
Für eine Fernwärmeleitung wollen die St.Galler Stadtwerke eine Platane auf dem Marktplatz fällen. Das hat Opposition ausgelöst. Ein erster Fällversuch ist am Montag gescheitert. Am Dienstagnachmittag gibt der Stadtrat ganz nach.

+++ Update +++

Am Dienstagnachmittag gibt Stadtrat Peter Jans bekannt: «Es ist zwingend nötig, diese Fernwärme-Verbindungsleitung zu bauen. Der Platz dafür ist beschränkt. Es hat sich gezeigt, dass jede Linienführung das Wurzelwerk dieser Platane beeinträchtigt. Die Baumpflege-Fachleute haben in dieser Situation empfohlen, den Baum zu fällen, anstatt ihn am Wurzelwerk zu schädigen. Denn mit dem geschädigten Wurzelwerk besteht eine erhebliche Wahrscheinlichkeit, dass der Baum anschliessend langsam abstirbt.

Aufgrund der aktuellen Reaktionen aus der Bevölkerung haben wir – die Stadtwerke und ich – uns entschieden, auf die Fällung zu verzichten. Der notwendige Graben wird leicht, d.h. soweit wie möglich, weg von der Platane verlegt, aber es bleibt dabei: Der Wurzelbereich der Platane wird trotzdem tangiert werden. Es muss darum mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, dass der Baum diesen Eingriff nicht verkraftet und langsam abgeht.»

Fazit: Es wird gegraben, ohne den Baum zu fällen

Vorherige Meldung:

Die St.Galler Stadtwerke sind damit beschäftigt auf dem Marktplatz Gräben für eine Leitung der Fernwärme auszuheben. In dem Zusammenhang soll eine gesunde Platane zwischen den obersten Ständen des ständigen Marktes gefällt werden, stgallen24 berichtete.

Dies, weil die Fernwärmeleitung so nahe am Baum vorbeigeführt wird, dass sein Wurzelwerk irreparablen Schaden nehmen würde. Dies lässt sich gemäss bisherigem Standpunkt der Stadt nicht vermeiden, weil man dem Neubau der neuen Bibliothek mit den Leitungen nicht zu nahe kommen will. Der Baum müsse zudem im Zuge der Marktplatz-Neugestaltung sowieso gefällt werden, heisst es.

Der Naturschutzverein Stadt St.Gallen, der WWF und «Grünes Gallustal» rufen den Stadtrat zu einer Denkpause auf. Sie schlagen vor, dass die Fällung des Baums sistiert wird. Die städtischen Baufachleute sollen im Gespräch mit den Baumfachleuten der Verbände einen Kompromiss suchen, der dem gesunden Baum mindestens eine Überlebenschance gibt.

Kompromiss möglich?

Ein Kompromiss scheint für die Umweltverbände möglich. Dafür muss die Leitung minimal vom Baum zur Blumenmarkttreppe verschoben werden. Dies so weit, dass die Baumwurzeln geschützt sind und die Fernwärmeleitung genügend Platz hat. Die Massnahme macht unabhängig davon Sinn, ob der Bibliotheksneubau auf dem Blumenmarkt dereinst kommt oder nicht. Für einen Kompromiss ist der Baumschutz während der Bauphase sicherzustellen.

In Betracht fallen Wurzelvorhänge, Rühlwände oder auch das Kappen einzelner Wurzeln durch Spezialisten. Zudem wäre die Fernwärmeleitung mit einem Betonriegel zu schützen. Für Gespräche und eine Projektanpassung bleibt nach Meinung der Umweltverbände genügend Zeit. Die Grabarbeiten entlang der obersten beiden Stände des ständigen Marktes sollen erst im Januar in Angriff genommen werden.

Voraussetzung für den angestrebten Kompromiss ist allerdings, dass die gesunde Platane diese oder kommende Woche nicht voreilig gefällt wird. Das würde vollendete Tatsachen schaffen. Falls zwingende Gründe dem Erhalt des Baumes entgegenstehen, bliebe immer noch genügend Zeit für eine Fällung vor dem Start der Bauarbeiten.

Grosse Bäume sind «ökologisches Kapital» für die Zukunft

Die vorgesehene Fällung der Platane und weiterer Bäume im Rahmen der Marktplatzentwicklung sind nicht in Stein gemeisselt., schreibt «Grünes» Gallustal in einer Medienmitteilung. Die Planungen sehen im Moment vor, acht Bäume für die Neugestaltung zu fällen. Die Umweltverbände setzen sich dafür ein, dass dies nicht geschieht. Zu diesem Thema hat der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) dem Stadtrat am Montag ein umfangreiches Positionspapier übergeben, in dem die Argumente für den Erhalt all dieser Bäume aufgelistet werden.

Der Erhalt von Bäumen ist den Schutzverbänden ein Anliegen. Dies, weil das Pflanzen junger Bäume an Orten wie dem Marktplatz angesichts der zunehmenden Zahl von Hitzetagen und Trockenheit immer schwieriger und aufwendiger wird. Ersatzpflanzungen benötigen Jahrzehnte, um den gleichen ökologischen Wert und die gleiche Wirkung gegen innerstädtische Hitzeinseln zu entwickeln, die grosse Bäume haben.

Deshalb sei es angezeigt, gut zu überlegen, bevor die Motorsäge gestartet wird. Ein wenig Demut vor Bäumen, die älter sind als die meisten unter uns, ist nicht verkehrt, heisst es in der Medienmitteilung abschliessend. 

mik/pd
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