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Stadt St.Gallen
23.02.2023
12.03.2023 15:04 Uhr

Jazz-Oper fasziniert Premierenpublikum

Lange Standing Ovations für das Premierenensemble
Lange Standing Ovations für das Premierenensemble Bild: stz.
«The Time of Our Singing», eine Koproduktion der belgischen Nationaloper La Monnaie / De Munt und des Theaters St.Gallen, gewann letztes Jahr einen Opera Award als beste Uraufführung. Am 11. März erlebte sie ihre Premiere im Umbau. St.Gallen zeigte sich begeistert.

Die auf dem gleichnamigen Roman von Richard Powers basierende Oper «The Time of Our Singing» von Kris Defoort und Librettist Peter van Kraaij verzahnt persönliche Erfahrungen mit historischen Ereignissen, deren Themen deutliche Parallelen mit der jüngsten Geschichte der USA aufweisen: Black Lives Matter, Polizeibrutalität und manipulierte Wahlen begleiten die Geschwister Jonah, Joey und Ruth Storm auf ihrem Lebensweg.

Vor dem Hintergrund der Rassentrennung im Nachkriegsamerika erzählt die Oper vom Leben einer Familie mit einer schwarzen Mutter und einem weissen Vater. Die Eltern erziehen ihre Kinder mit viel Liebe zur Musik, die später für die Kinder bei der Suche nach der eigenen Identität zum Auslöser von Entzweiung wird, gleichzeitig aber auch den Zusammenhalt zu stärken vermag.

Bild: Bernd Uhlig

Der 1959 geborene Kris Defoort hat eine Ausbildung als Pianist für zeitgenössische Musik und Jazz mit einem weiteren Schwerpunkt auf Alte Musik absolviert, ist seit dem Ende der 1990er Jahre aber zunehmend als Komponist für Theater, Oper, Ballett und Kammermusik tätig. «The Time of Our Singing» ist seine vierte Oper und sein erstes Werk, das in St.Gallen zur Aufführung kommt.

Der Belgier lässt darin Zitate aus dem Jazz- und Klassik-Repertoire einfliessen und erweitert das Orchester um ein Jazzensemble. Der amerikanische Regisseur Ted Huffman bringt die Geschichte der Familie Strom in einer Art Kammerspiel auf die Bühne und verknüpft sie geschickt mit den historischen Ereignissen in Form von Videoprojektionen.

Die Koproduktion des Brüsseler Opernhauses La Monnaie / De Munt und des Theaters St.Gallen gewann im letzten Jahr einen Opera Award als beste Uraufführung, nun ist sie unter der musikalischen Leitung von Kwamé Ryan auch in St.Gallen zu erleben.

Das Resultat ist ebenso inhaltlich wie musikalisch modern

Das Thema Rassismus bewegt, und es ist Defoort gelungen, es ihn erfrischender Verpackung ohne allzu aufdringliches Moralisieren auf die Bühne zu bringen.

Wer einen entspannten klassischen Opernabend mit einem Ohrwurm nach dem anderen erwartet, liegt falsch – wer aber auf ein zeitkritisches, gut inszeniertes Kammerspiel mit Anspruch (und mit tollen Schauspielern) hofft, wird nicht enttäuscht. 

Dementsprechend begeistert zeigte sich das Premierenpublikum, das den Akteuren minutenlange Standing Ovations zukommen liess. 

Bild: Bernd Uhlig

Leitung

Musikalische Leitung: Kwamé Ryan
Inszenierung: Ted Huffman
Bühne: Johannes Schütz
Kostüm: Astrid Klein
Choreografie: Alan Barnes
Licht: Bernd Purkrabek
Video: Pierre Martin
Sounddesign: Vincent De Bast
Szenische Einstudierung: Damien Tresanini
Studienleitung: Stéphane Fromageot
Einstudierung Jugendchor: Terhi Lampi
Dramaturgie: Caroline Damaschke
Regieassistenz: Sebastian Juen

Besetzung

Delia Daley: Claron McFadden
William Daley: Mark S. Doss
David Strom: Kristján Jóhannesson
Jonah: Joshua Stewart
Joey: Markel Reed
Ruth: Naomi Simmonds
Lisette Soer: Jennifer Panara
Pianist: Kunal Lahiry
Robert (Tänzer): Hervé Loka

Jazzquartett

Adrian Pflugshaupt, Tenorsaxophon
Jérémie Krüttli, E-Bass
Mischa Cheung, Klavier
Maximilian Näscher, Drumset

Jugendchor des Theaters St.Gallen
Sinfonieorchester St.Gallen
Statisterie des Theaters St.Gallen

Vorstellungen

Samstag, 11. März 2023, 19 Uhr (Premiere)
Sonntag, 19. März 2023, 19 Uhr
Dienstag, 21. März 2023, 19.30 Uhr
Mittwoch, 19. April 2023, 19.30 Uhr
Freitag, 21. April 2023, 19.30 Uhr
Sonntag, 23. April 2023, 17 Uhr

stz./pd
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