Der Kurarzt Dr. Stockmann entdeckt, dass das Heilwasser von krankheitserregenden Mikroorganismen durchsetzt ist. Im Interesse der Allgemeinheit will er den Befund publik machen und die Stadtverwaltung zum Handeln bewegen. Er bekommt Zuspruch von einflussreichen Bürgern, die Presse sichert ihm Unterstützung zu.
Bis sein Bruder Peter, der Bürgermeister, sich einschaltet: Das Verbreiten der Neuigkeit bedrohe den Ruf und die wirtschaftliche Prosperität des Kurortes, die Reparaturen der Leitungen hätten hohe Kosten für die Allgemeinheit zur Folge.
Plötzlich beginnt Stockmanns Rückhalt in der Stadt zu schwinden. Man sät Zweifel an seinem Vorhaben und versucht, die Nachricht vom kontaminierten Wasser zu vertuschen. Doch Stockmann will gegen alle Widerstände die Wahrheit und macht sich damit zum Feind des Volkes.
Der 1883 uraufgeführte «Volksfeind» steht mit Ibsens weiteren im freiwilligen Exil entstandenen Stücken «Stützen der Gesellschaft», «Nora oder Ein Puppenheim», «Gespenster» und «Die Wildente» für eine neue dramatische Gattung, das naturalistische Gesellschaftsdrama.
Mit dem Badearzt Stockmann, der mit seinem einsamen Kampf für die Wahrheit Familie, Karriere und Ruf aufs Spiel setzt, und einer Gesellschaft, die zur Wahrung von Wohlstand und finanzieller Prosperität über Missstände hinwegzusehen bereit ist, hat Ibsen eine zeitlose soziale und politische Konstellation entworfen.
Freiheitsrechte und Eigeninteresse, fanatische Wahrheitsfindung und blinde Obrigkeitshörigkeit um des Friedens willen sind Themen, die auch im 21. Jahrhundert noch mitten in der Gesellschaft sitzen.
Wojtek Klemm inszeniert «Ein Volksfeind» als «Die Volksfeindinnen». Drei Schauspielerinnen übernehmen die Rolle des Kurarztes Dr. Stockmann, drei Stockfrauen kämpfen in einer männlich dominierten Kleinstadtgesellschaft um das, was sie für die Wahrheit halten – radikal, anarchisch, zum Äussersten bereit.
Ein Volksfeind
Schauspiel von Henrik Ibsen
Inszenierung: Wojtek Klemm
Ausstattung: Magdalena Gut
Musik: Aleksandra Rzepka
Dramaturgie: Anita Augustin
Regieassistenz: Maren Watermann
Spiel: Diana Dengler, Christian Hettkamp, Fabian Müller, Pascale Pfeuti, Marcus Schäfer, Julius Schröder, Anja Tobler