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Stadt St.Gallen
22.08.2022

Freiluftparlament tagt im Stadtpark

Im Leonhardspärkli beim St.Galler Hauptbahnhof wurden im Sommer 2021 Fragen für das Freiluftparlament gesammelt.
Im Leonhardspärkli beim St.Galler Hauptbahnhof wurden im Sommer 2021 Fragen für das Freiluftparlament gesammelt. Bild: pd
Das Projekt «Mobile. das Freiluftparlament» etabliert seit 2021 temporäre Orte, an welchen Erfahrungen geteilt und diskutiert werden können. Vom 26. August bis zum 4. September ist das Freiluftparlament zu Gast beim Frauenpavillon im Stadtpark St.Gallen.

«Wie komme ich mit Schweizern in Kontakt? Weshalb sind unsere Diplome hier nicht gültig? Wie kann man ein Quartier zu einem Begegnungsort machen?» Über fünfhundert Fragen und Wünsche hat das Projektteam an mehreren Freiluftparlamentstagen vor einem Jahr in St.Gallen und Wil gesammelt.

Diese Fragen wurden in Themenfelder zusammengefasst, die das Zusammenleben in einer kulturell heterogenen Gesellschaft prägen. Vom 26. August bis am 4. September werden diese Themen in einem Freiluftparlament beim Frauenpavillon im St.Galler Stadtpark verhandelt.

Demokratie demokratisieren

«Während zehn Tagen soll der Stadtpark zu einem Ort werden, an dem Teilhabe neu gedacht und neue Kollaborationsformen entwickelt werden», sagt Selina Ingold, Professorin an der Ostschweizer Fachhochschule und Mitinitiantin des Projektes. «Oder anders gesagt, Mobile versucht, die Demokratie zu demokratisieren – mit allen die hier sind», ergänzt Anna Graber, Künstlerin und ebenfalls Mitinitiantin von Mobile. Der erste Tag legt dabei den Fokus auf das Thema der Sans Papiers.

Entstanden ist das Programm in Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, verschiedenen Generationen sowie mit Kulturschaffenden aus der Region. Auch die Fachstelle Gesellschaftsfragen der Stadt St.Gallen ist als Kooperationspartnerin beteiligt.

«Wir arbeiten mit der Methode des Living Lab. Alle Projektphasen sind partizipativ angelegt», erklärt Graber. Zudem sollen künstlerische Zugänge helfen, ein Bild einer Zukunft mit allen, die hier sind, zu gestalten und vorwegzunehmen. So verwandeln sich der Frauenpavillon und sein Aussenraum Ende August in einen Ausstellungsraum für die gesammelten Fragen mit Installationen von Anna Graber.

Kunst und Tanz

«Das Wir in Fotos» zeigt fotografische Arbeiten zu Migrationserfahrungen entstanden in einem Projekt von Margit Bartl-Frank. Der Klangkünstler Roman Rutishauser verführt mit seiner Klavierinstallation zu einem Spiel mit dem eigenen unsichtbaren Spiegel. Die Tänzerinnen Soraya Emery und Mina Emery – Tochter und Mutter – setzen sich in ihrer biografischen Tanzperformance «The Space In Between» mit dem Leben in und zwischen zwei Kulturen – Marokko und der Schweiz – auseinander.

Nach individuellen und kollektiven Sehnsüchten sucht die Choreografin Andrea Frei mit ihrem Tanzkollektiv «LAˑMIˑLAˑSI». Die Tänzerin Elenita Queiróz spürt Formen der Rebellion auf und lädt Passanten dazu ein, ihre eigenen Themen sowie eine dazu passende Bewegungsform zu suchen. Sarath Maddumage zeigt Malereien aus seiner Ausstellung «Leben statt Überleben». Und Fateme Tavakoi liest aus ihren Gedichten über Erfahrungen von Flucht und Migration.

Gewohntes Terrain verlassen

Ausserdem finden Gesprächsrunden und Workshops statt. Abends kochen Gruppen ein einfaches Essen auf dem Feuer, sodass auch Passanten eingeladen sind, innezuhalten und sich zu beteiligen. «Mobile arbeitet mit einem wechselnden Begriff von Gastgeberschaft: Gäste werden zu Gastgebenden und umgekehrt», so Graber.

Denn ein produktives Miteinander könne erst dann entstehen, wenn die gastgebende Gesellschaft und die Zugewanderten bereit sind, gemeinsam neue Räume der Begegnung zu gestalten. Räume, in denen alle Beteiligten das ihnen vertraute Terrain verlassen, miteinander forschen und entwickeln.

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pez/pd
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