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Kommentar
Magazin
30.03.2022
30.03.2022 17:40 Uhr

Seit wann werden Flüchtlinge so gut behandelt?

Bild: zVg
Noch nie war unsere Solidarität mit Flüchtlingen so gross wie mit den Ukrainern. Was können Gründe sein, dass die einen, die vor Leid und Elend flüchten, besser behandelt werden als die anderen? Ein Kommentar.

Eigentlich dachte ich, dass wir uns hier in der konservativen Schweiz einig sind: Flüchtlinge eher nein, aber wenn's sein muss, dann nur wenige. Ich meine, es ist doch klar, dass wir hier keine kriminellen «Messermigranten» wollen beziehungsweise gebrauchen können. Für den Schutz der Kinder und Frauen! – die uns sonst nicht wirklich interessieren.

Aber nun kommen sie in Scharen – die ukrainischen Flüchtlinge. Und was sehen meine patriotischen Augen da? Die werden akzeptiert? Sie bekommen den Schutzstatus S, viele Schweizer bieten ihnen sogar eine Unterkunft an. Ist unsere Gesellschaft etwa schon von den links-grünen Gutmenschen überrannt worden? Ich meine, Flüchtlinge sind doch Flüchtlinge – und die wollen wir hier nicht gerne. Oder irre ich mich? 

Was ist der Unterschied zwischen einem Eritreer, der sein Zuhause verlassen muss, weil er gerne seine Menschenrechte ausleben und nicht gefoltert werden möchte, und einem Ukrainer, der nicht als Kriegsopfer enden will? Tolerieren wir die Ukrainer, weil sie die gleiche Hautfarbe haben? Weil sie auf dem selben Kontinent leben? Könnte es auch an der Religion liegen? Haben die Schweizer mehr Mitleid mit minderjährigen und weiblichen Flüchtlingen? Ist die Angst vor der ukrainischen Kultur geringer? Oder denken die Schweizer, dass die Ukrainer weniger kriminell sind? Ist das Leid der Ukrainer so viel schlimmer als das Leid anderer Flüchtlinge?

Wieso ist unsere Solidarität mit europäischen Flüchtlingen so gross? «Ach, dass in den ungebildeten afrikanischen Ländern und im Balkan Krieg herrscht, ist doch normal», werden viele Menschen im Hinterkopf haben. Kommt die Gefahr zu nahe, wird dem Schweizer aber ganz bange und er versucht, irgendetwas zu tun, um seinen eigenen Hintern zu retten und sein Gewissen zu bereinigen. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Wenn wir jetzt auch noch anfangen, Flüchtlinge nach diskriminierenden Kriterien zu unterscheiden, wäre das aber ein wenig zu viel Rassismus – und in der Schweiz wollen wir doch kein Rassismusproblem, oder?

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Patrice Ezeogukwu/stgallen24
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