Geschenke und Chläuse.
«Geschenke? Du bringst mich auf eine Idee», sagte Kommissar Bert Häfeli. «Ich sollte unbedingt noch ein Weihnachtsgeschenk für meine Frau haben; für die Kinder organisiert sie das selbst, sie hat ja auch mehr Zeit als ich, gell. Hast Du eine Idee für ein Schnäppchen? Du könntest es dann für mich grad einkaufen.»
«Also wirklich», antwortete Max Kraienbühl, «das musst du schon noch selbst erledigen. Bitteschön! Oder gehen wir gemeinsam Shoppen, nachdem wir uns in Stimmung gebracht haben?» Der Assistent machte eine entsprechende Handbewegung. Häfeli schaute wenig begeistert in die Welt.
«Und Ideen? Da gibt es unzählige, du weisst, ich bin der Frauenflüsterer hier im Amtshaus. Vieles läuft da auch über Geschenke, weisst du, passende Geschenke natürlich. Ich zähle mal auf: Ein gediegenes Wochenende in einem Romantik-Hotel, zum Beispiel in Le Prese, im Puschlav, oder im Tannheimer Tal. Ein neuer Mixer, oder ein staubsaugersackfreier Staubsauger – was das habt ihr schon, funktioniert aber nicht richtig – gut. Ein Wallholz, eignet sich auch noch für anderes. Ein Fitness-Abo, oder dito. fürs Solarium? Kosmetika, eine schöne Körpercrème …» Kraienbühl schnalzte mit der Zunge, und wuchs über sich hinaus: «Oder etwas Schönes für Drunter und Drüber, Strümpfe, Straps, Stilettos. Oder ein Vibrator für gemeinsame frivole, äh …, fröhliche Spielchen. Wenn die Kinder fort sind.»
«Also gell …! Und überhaupt. Was machst denn du im Tannheimer Tal? Tönt irgendwie nach Alzheimer. Oder so.
Alles Chabis! Und weiter?»
Kraienbühl schüttelte bekümmert den Kopf. «Ein Skihelm. Ein neuer Skianzug. Ein Theaterabonnement. Ein Wanderschuh? Ein Buch. Ein Krimi? Ein Klatschblättchenjahresabonnement – Jeannine, top fit tonight? Oder Schmuck, das kommt immer gut an. Langsam gehen aber auch mir die Ideen aus. Einfach ist es mit dir nicht …»
«Sabrina liest keine Krimis! Aber Schmuck, das täte ihr schon gefallen, ist aber nicht ganz billig, gell. Ich wollte diese unsinnige Schenkerei unter uns Erwachseneneigentlich eigentlich abschaffen, mindestens eindämmen … Wir haben ja schliesslich schon das Geschenk, miteinander, oft. Also meistens.»
«Das kannst du doch nicht machen, an Weihnachten, das geht gar nicht!» Kraienbühl schüttelte wieder den Kopf und machte eine Atempause.
«Du, ich habe da wieder mal eine Super-Idee, fuhr er schliesslich fort: An der Spisergasse ist doch dieser Juwelier, der Toni Wucherer. Sehr bekannt. Sehr exquisit. Ich kenne dort eine schmucke Verkäuferin, gell, vielleicht erhalten wir so einen Spezialpreis. Oder Mitarbeiterpreis – wer weiss.»
Häfeli schaute seinen Kollegen entsetzt an: «Wucherer, das tönt ja sehr verheissungsvoll, doch. Superpreise, ein Schnäppchen. Und nachher bin ich pleite. Pleite!»
«Wie du willst, es muss ja nicht sein, aber wir können gerne gemeinsam mal reinschauen, in diesen schmucken Laden. Die schmucke Welt erspähen. Sehr edel. Chic! Oder auch nicht. Zum Unterwäsche aussuchen, brauchst du mich wohl nicht. Obwohl: Ich hätte auch da meine Beziehungen, und Ideen sowieso.»
«Übrigens, bevor ich es vergesse, du mit deinen Geschenkvorschlägen: Vorhin hat der städtische Eventmanager angerufen, der Bischof-Staubler, auf dem Weihnachtsmarkt treibe sich eine sonderbare Gestalt herum, verkleidet wie ein Schmutzli ohne Samichlaus, oder wie ein Mönch. Bart, braunes Kleid, Basken-Beret. Vermutlich ein verkleideter Dieb, meint der Bischof. Komm, wir schauen uns das rasch an, auf dem Gallusplatz beginnen wir.»
«Muss das jetzt wieder sein, wir wollten doch nach Hause. Nach Hauuuse!» Kraienbühl seufzte.
(Fortsetzung folgt).