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Stadt St.Gallen
23.11.2021

«Weihnachtsland Erzgebirge» im HVM

Die Weihnachtswelten des Erzgebirges. Blicke in die Ausstellung.
Die Weihnachtswelten des Erzgebirges. Blicke in die Ausstellung. Bild: HVM
Diesen Winter verzaubert das «Weihnachtsland Erzgebirge» das Historische und Völkerkundemuseum in St.Gallen. Das HVM zeigt ausgewählte Beispiele von Sammlern aus der Ostschweiz, die dem Erzgebirge seit Jahrzehnten eng verbunden sind.

Das Erzgebirge zählt seit 2019 zum Unesco-Welterbe. Die Region südlich von Dresden ist für ihre lange Bergbaugeschichte bekannt. Im Hochmittelalter begann man hier, Silber abzubauen. Aber auch Zinn, Kupfer, Kobalt und andere Mineralerze waren begehrt. Der Reichtum aus dem Silberbergbau spiegelt sich in beeindruckenden, spätgotischen Hallenkirchen ebenso wie in einer für jene Zeit bereits sehr modernen Städteplanung.

Die Bergbaustadt Marienberg mit ihrem quadratischen Marktplatz und regelmässigen Strassenzügen ist ein Beispiel. Auch für die sächsischen Landesherren in Dresden war das Erzgebirge eine Schatzkammer. Noch heute wird mit Bergparaden in der Weihnachtszeit an jene Blütezeit erinnert, ebenso nehmen viele Weihnachtsfiguren das Thema Bergbau auf. Liebevoll ausgestaltete Bergparaden «en miniature» sind zu finden, Weihnachtslandschaften kombinieren Bergbau mit Krippen – man könnte meinen, Christi Geburt hätte im Erzgebirge stattgefunden.

Weihnachtsmarkt in Dresden, Schwibbogen, Privatsammlung. Bild: HVM

Engel, Bergmann und Nussknacker

Im 18. Jahrhundert rückte der Rohstoff Holz vermehrt ins Blickfeld. Holz ist in jener Region ebenfalls reichlich vorhanden. Holzspielsachen versprachen eine neue Erwerbsquelle. In der Biedermeierzeit, als Weihnachten immer mehr zum Familienfest wurde, entstanden die typischen Figuren wie Engel und Bergmann oder der Nussknacker, der inzwischen seit sechs Generationen hergestellt wird. Er machte das Erzgebirge weltbekannt und war auch zu DDR-Zeiten ein Exportschlager.

In der Region um das Weihnachtsdorf Seiffen ist das Drechslerhandwerk beheimatet. Die Arbeit an der Drehbank lässt Figuren mit einem gewissen Abstraktionsgrad entstehen, die mit ihren schlichten Formen und klaren Farben mit dem Bauhaus und seinen Erzeugnissen vergleichbar sind.

Zu den eindrücklichsten Stücken der erzgebirgischen Volkskunst zählen schliesslich die Weihnachtspyramiden, bestückt mit heimischen Tieren, Bergleuten, Krippen und anderen Figuren. Die mehrstufigen Pyramiden schmücken die Stuben ebenso wie die Marktplätze der einstigen Bergstädte.

Nikolause in Arbeit. Blick in eine Werkstatt. Bild: Eva Schalling

Weihnächtliches und Alltagswelten

In der Ausstellung gibt es viel Weihnächtliches zu sehen, aber auch Figuren, die an die Alltagswelt von früher erinnern. Man begegnet Förstern und Hirten, Klöpplern, Blumenverkäufern und sogenannten Bauchladenverkäufern, die mit ihren Waren an die Weihnachtsmärkte zogen.

An die Geschichte erinnern auch verschiedene, dem Bergbau verbundene Persönlichkeiten wie der Gelehrte Georgius Agricola, der Bergbeamte und Rechenmeister Adam Ries oder Friedrich Anton von Heynitz, 1765 Mitbegründer der Bergakademie Freiberg – die älteste noch bestehende montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung der Welt.

Etwas zum Staunen bieten zwei Miniatur-Winterlandschaften mit Weihnachtsmarkt, Wintersportlern und Laternenkindern, die zur Dorfkirche ziehen. Sogar eine Eisenbahn dreht hier ihre Runden. Dazu kommt ein Adventskalender, der die Besucher in der Ausstellung, aber auch online – auf www.hvmsg.ch – jeden Tag einlädt, ein Türchen zu öffnen.

Gelebte Tradition

Heute ist das «Weihnachtsland Erzgebirge» eine beliebte Tourismusdestination, aber auch Ausdruck gelebter Tradition der heimischen Bevölkerung. Die Weihnachtsfiguren haben auch ausserhalb Deutschlands ihre Liebhaber und Sammler. Das Historische und Völkerkundemuseum St.Gallen widmet dieser reizenden Volkskunst seine diesjährige Weihnachtsausstellung und zeigt Beispiele aus Ostschweizer Sammlungen.

Sie geben Einblick in das einzigartige Weihnachtsbrauchtum und die Bergbautradition des Erzgebirges. Und vor dem Museumseingang macht ein überdimensionaler Nussknacker auf das «Weihnachtsland Erzgebirge» aufmerksam.

Bild: HVM
pez/pd
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