Im ersten Lockdown haben in nur zehn Wochen mehr als 1000 Menschen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern alle 1189 Kapitel der Bibel mit der Hand abgeschrieben. Ausserdem haben viele der Schreiber ihre Seiten auch künstlerisch gestaltet, Kommentare und Anmerkungen hinzugesetzt.
Aus diesem länderübergreifenden Gemeinschaftswerk entstand in der ersten Phase der Corona-Pandemie die St.Galler Corona-Bibel als einzigartiges Zeitzeugnis. Im März diesen Jahres wurde die siebenbändige Originalausgabe der Stiftsbibliothek zur Aufbewahrung anvertraut, wo sie in den nächsten zwei Jahren auch noch angeschaut und gelesen werden kann.
Rund 20 Druckexemplare wurden ebenfalls für Bibliotheken und einige St.Galler Kirchen angefertigt. «In vielen Gesprächen und Kontakten haben wir gehört, dass Mitschreibende gerne einmal selbst in einer solchen Ausgabe blättern würden. Deshalb werden wir nun drei Druckexemplare der St.Galler Corona-Bibel auf Reisen schicken», so der Initiator des Projekts Uwe Habenicht.
«Für jeweils rund vier Wochen wird je eine Ausgabe in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich unterwegs sein. Wir suchen Kirchgemeinden, Einrichtungen und andere Institutionen, die die Bibel beherbergen und der Öffentlichkeit zugänglich machen», sagt Habenicht weiter.
Habenicht sieht viele Möglichkeiten der Beherbergung und überlässt es den «Gasteltern» vor Ort zu entscheiden, wie sie die Bibel einsetzen möchten: «Natürlich kann die Bibel einfach in einer Kirche zum Anschauen, Blättern und Lesen bereit liegen. Aus ihr kann auch in Gottesdiensten und bei anderen Veranstaltungen gelesen werden.
«Nächte des Vorlesens, Speedreading oder Predigten über einzelne Seiten, all das ist möglich», so der reformierte Pfarrer Habenicht, der zusammen mit der katholischen Cityseelsorge St.Gallen das verbindende Projekt kurz vor dem ersten grossen Lockdown initiiert hatte.
Die Aktion soll im Januar oder Februar 2022 starten und dann können die Bibeln bis Herbst 2023 unterwegs sein und ihre eigenen Erfahrungen machen. Das Besondere dieser Reise wird sein, dass lediglich die erste Station bekannt ist und dann die aktuellen Gasteltern entscheiden, welches der nächste Beherbergungsort sein wird.
Über die Homepage der Corona-Bibel (www.coronabibel.ch) werden sich alle Interessierten informierten können, wo sich die drei Ausgaben gerade befinden. «Und dann werden wir sehen, ob und in welchem Zustand die drei Ausgaben nach St.Gallen zurückkehren. Ich bin wirklich gespannt, an welchen Orten sie gewesen sein werden und wie viele Grenzen sie überquert haben werden», fügt Habenicht hinzu.
Auf der Homepage gibt es das Formular, mit dem sich Interessierte anmelden können, die die Corona-Bibel gerne beherbergen möchten.