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Stadt St.Gallen
02.09.2021
05.09.2021 05:27 Uhr

Der Klosterplatz war ihr Spielparadies

Liana Ruckstuhl wuchs an der Multergasse 10 auf
Liana Ruckstuhl wuchs an der Multergasse 10 auf Bild: Screenshot Youtube
Liana Ruckstuhl hat das Buch «Multergasse 10» veröffentlicht. Darin erzählt die ehemalige Stadträtin unterhaltsam Geschichten aus ihrem Leben in der St.Galler Altstadt in den 1950er-Jahren.

«Selbstverständlich war die Multergasse in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts noch nicht autobefreit wie heute. Genauer, autofrei war sie eigentlich schon, aber nicht, weil die Stadtbehörde sie verkehrsberuhigt hätte, sondern ganz einfach darum, weil es keinen Autoverkehr gab. Nur ganz vereinzelt wohnten oder arbeiteten Personen in der Gasse, die Besitzer eines Autos waren. Jedes Kind kannte die Nummern der Kontrollschilder auswendig und konnte sie dem jeweiligen Halter zuordnen. Noch heute könnte ich sie alle aufzählen», schreibt Liana Ruckstuhl in ihrem Buch «Multergasse 10».

Liebeserklärung an die Gallusstadt

Das Buch sei eine Liebeserklärung an die Stadt St.Gallen, insbesondere an eben diese mitten in der Altstadt liegende Gasse. Hier ist die Autorin Liana Ruckstuhl aufgewachsen, die Stadt ist bis heute ihre Heimat. Und sie ist ihr Wirkungsort. St.Gallen hat sie geprägt, ebenso wie sie mit ihrem beruflichen, politischen und gesellschaftlichen Engagement die Stadt mitgestaltet hat.

Die Multergasse 10 war das Zentrum ihrer Kinderwelt, der Klosterplatz das Kinderspielparadies und Stadthaus und Laurenzenturm Abenteuerland. In amüsanten Geschichten mit historisch interessanten Details erzählt Liana Ruckstuhl von einer unbeschwerten Kindheit, die sie in den 1950er-Jahren in der St. Galler Altstadt erleben durfte. Wo die Familie posten ging, weshalb die kleine Liana am Kinderfest braune Schuhe trug und was Vaters Töff für die Ferien bedeutete – die Schilderungen der Autorin lassen schmunzeln.

Redaktor Roger Fuchs vom Verlagshaus Schwellbrunn hat die 77-Jährige zum Interview getroffen:

Schuhmacher, Corsetière, Hutmacher, Posamenter

Die Multergasse war schon früher eine belebte Einkaufsgasse. Und sie ist es immer noch. Im Gegensatz zu heute wohnten in den 1950er-Jahren aber viele Familien mit Kindern in der Gasse. In amüsanten Geschichten mit historisch interessanten Details erinnert sich Liana Ruckstuhl daran.

Sie erzählt von einer Zeit, als der Pöstler mit Ross und Wagen kam und der Milchmann die Milch offen aus der Tanse verkaufte. Und von den Jahren, als das Handwerk noch mitten in der Stadt seinen goldenen Boden hatte. Es gab den Schuhmacher, die Corsetière, den Hutmacher, den Posamenter.

Es war die Zeit, als die Erstgixe mit Schiefertafel und Griffel schreiben lernten, als der Laurenzenturm und das Stadthaus an der Gallusstrasse für die Kinder Abenteuerland waren – und im Kloster Notkersegg «Nonnenfürzli» verkauft wurden. 

Das Buch ist hier erhältlich

Liana Ruckstuhl, *1944, war nach ihrem Germanistikstudium Gymnasiallehrerin und gleichzeitig während vieler Jahre Theatermacherin – etwa als künstlerische Leiterin der Kellerbühne, wo sie selbst viele Male auftrat –, bevor sie «die Bühne wechselte» und Stadträtin wurde (FDP; 1995-2004).

Seit ihrer Pensionierung – Ruckstuhl lebt immer noch in St.Gallen, heute an der Schmiedgasse – ist sie als Autorin tätig. Von ihr erschienen neben den Typotron-Heften «Lokremise St.Gallen», «Albert Nufer», «Textilfirma Fischbacher St.Gallen» die Biografien von zwei St.Galler Persönlichkeiten: Ständerat Ernst Rüesch und «Stadionvater» Hans Hurni.

   

mik/pd
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