Eine Bettenstation in Wattwil soll bereits im Dezember geschlossen werden, und der Betrieb der Überwachungsbetten wird mangels Personals schon Mitte September eingestellt, wie der Verwaltungsrat der Spitalverbunde am Mittwoch mitteilte. Ursprünglich war geplant, das Spital erst 2023 zu schliessen und in ein GNP umzuwandeln.
Grund für die vorzeitige Schliessung ist laut dem Verwaltungsrat, dass dem Spital Wattwil das Personal davonläuft. Seit dem Rückzug des privaten Pflegeunternehmens Solviva im Juli hätten Mitarbeiter gekündigt, und die Stellen könnten kaum neu besetzt werden. Ein geordneter Spitalbetrieb sei so nicht mehr lange möglich.
Die Verantwortung für das Desaster sieht der Verwaltungsrat bei der Gemeinde Wattwil. Diese habe die Nachfolgelösung mit einem GNP nicht unterstützt. Die Notfallversorgung für die Bevölkerung im Toggenburg sei weiterhin sichergestellt, heisst es. Zudem sollen am Spital Wil kurzfristig 15 zusätzliche Betten eingerichtet werden.
Damann trifft sich zum Krisengespräch
Regierungsrat Bruno Damann, Vorsteher des Gesundheitsdepartementes, trifft sich am kommenden Freitag zu einer Besprechung mit Vertretern der niedergelassenen Ärzteschaft, des Spitalverbundes, des Gemeinderates, der Berit Klinik, der Psychiatrie St.Gallen Nord, der Spitex, des Alters- und Pflegeheimes Risi und Ergo Toggenburg. Im Gespräch soll in erster Linie diskutiert werden, wie die niedergelassene Ärzteschaft in Absprache mit dem Spitalverbund Fürstenland Toggenburg oder der Berit Klinik die Notfallversorgung in Zukunft gewährleisten kann, allenfalls mit Unterstützung des Kantons. Gleichzeitig möchte die Regierung die Abtretung der Spitalliegenschaft an die Gemeinde Wattwil klären beziehungsweise das Nachfolgeprojekt für die Nutzung des Spitals erörtern.
Die Regierung sei sich bewusst, dass sie trotz des Scheiterns des Projekts GNP Wattwil die Gesundheitsversorgung im Toggenburg sicherstellen muss. Sie wird den gesetzlichen Auftrag erfüllen. Weitergehende Nutzungskonzepte werden nun durch die Gemeinde Wattwil erarbeitet. Der Kanton steht mit ihr im Austausch.
«Nicht überrascht»
Fraktionspräsident und Kantonsrat Christian Lippuner nimmt zum Entscheid des Verwaltungsrates der Spitalverbunde betreffend die frühere Schliessung des Spitals Wattwil wie folgt Stellung:
«Für die FDP kommt dieser Schritt nicht überraschend. Nachdem die Bevölkerung am 13.06.2021 ein klares Zeichen gesetzt hat, verpasste es die Gemeinde Wattwil, für eine gute Nachfolgelösung Hand zu bieten. Dass das Personal in der Folge das Vertrauen in eine nachhaltige Entwicklung vor Ort verlor, ist nachvollziehbar. Genau davor hat die FDP auch gewarnt. Trotz der Schliessung des stationären Angebots muss die Notfallversorgung gewährleistet bleiben. Die FDP erwartet von der Regierung rasch entsprechende Vorschläge und fordert auch den Gemeinderat von Wattwil auf, konstruktiv an einer Lösung mitzuarbeiten.»