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Stadt St.Gallen
03.08.2021
03.08.2021 11:27 Uhr

Wann ist ein Mann ein Mann?

Der Verein offenbarte sich als Plattform des wissenschaftlichen Austausches, aber auch als Bühne für persönliche Profilierung und soziale Abgrenzung. Er war das Medium, in dem sich bürgerliche Lebensstile, Werte und Normen verfestigten. Im Gruppenporträt des Vereins «Donnerstagia» zeigen sich die Männer von Welt. Foto von Otto Rietmann zwischen 1897 und 1905. Rara Kantonsbibliothek Vadiana VSRG 73442
Der Verein offenbarte sich als Plattform des wissenschaftlichen Austausches, aber auch als Bühne für persönliche Profilierung und soziale Abgrenzung. Er war das Medium, in dem sich bürgerliche Lebensstile, Werte und Normen verfestigten. Im Gruppenporträt des Vereins «Donnerstagia» zeigen sich die Männer von Welt. Foto von Otto Rietmann zwischen 1897 und 1905. Rara Kantonsbibliothek Vadiana VSRG 73442 Bild: Stadtarchiv SG
Aktuell werden Rollenvorstellungen aufgrund der Diskussionen um Diversität und Inklusion wieder hinterfragt. Heutige Konzepte und Überlegungen arbeiten sich dabei an Geschlechterrollen ab, die im späten 19. Jahrhundert ihr spezifisches Gepräge erhielten. Männlichkeit und was damit zusammenhängt war auch ein Dauerthema in der bürgerlichen Welt um 1900.

Die britische Komikertruppe Monty Python hat in ihrem TV-Format «Monty Python’s Flying Circus» im Jahr 1971 den «Lumberjack-Song» ausgestrahlt. Der Schauspieler Michael Palin karikiert in diesem heute legendären Song in rot-schwarz kariertem Hemd und Fellmütze den männlich-herben Arbeiter, der pikanterweise eine Vorliebe zum Cross-Dressing zeigt. Der Chor zelebriert mit Begeisterung sein Männlichkeitsideal. Als er die femininen Tendenzen des Holzfällers erkennt, wendet er sich angewidert und verständnislos ab.

In dieser kurzen Liedsequenz sind pointiert Männlichkeitsattribute zusammengetragen, die in der bürgerlichen Gesellschaft um die Wende zum 20. Jahrhundert normiert wurden: der kraftstrotzende Arbeiter, der am Tag pflichtbewusst seiner Arbeit nachgeht und sich nachts vom Tagwerk erholt. Dazu gesellt sich die Forderung, in diesem Rollenmodell zu bleiben und Schwachheit oder gar Feminisierung fernzuhalten. Ebenso inszeniert sich der intellektuelle, standhafte und moralische Stadtbürger als «Superman», der sich jedoch durch seine «feinen Unterschiede» und seine «feinen Sitten» bewusst von der Arbeiterschaft abgrenzt. Es ist eine Zeit, in der sich Männlichkeitsideale und männliche Tugenden ausdifferenzieren. Auslöser dieser Entwicklung waren die epochalen Veränderungen der menschlichen Lebenswelt an der Wende zum 20. Jahrhundert.

Das Jahr 1900 – Dynamik, Fortschrittsglaube und Wachstum

Die Schweiz um 1900 befand sich in einer Zeit des ungehemmten Wandels. Die Industrialisierung veränderte die Lebenswelten der Menschen so tiefgreifend, dass ihnen ihre gewohnte Umwelt und ihre liebgewonnenen Traditionen zu entgleiten drohten. Rauchende Fabrikschlote, massenproduzierte Güter, Maschinenparks, Stempeluhren und Arbeiterheere an Fliessbändern brachten eine neue Arbeits- und Lebenswelt hervor. Dieser Wandel, wie er sich exemplarisch im Wirtschaftswachstum manifestierte, hatte kein bestimmtes Wohlstandsniveau für die Gesellschaft zum Ziel, sondern nur stetige Steigerung des Reichtums, ohne absehbares Ende. Dadurch wurde der Fortschritt zum Prinzip erhoben.

In St.Gallen war es vor allem die Stickereiindustrie, die das Leben der Stadtbewohner radikal umgestaltete. Die Mechanisierung und die technischen Weiterentwicklungen der Stickerei führten zu einer Intensivierung der Produktion und schliesslich zu einer Verlagerung des Kleingewerbes in die Fabriken. Aus Heim- wurden Fabrikarbeiter, die nun in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnten. Die grösste Produktionssteigerung fiel auf das Ende des 19. Jahrhunderts. Allein die Exportzahlen sind erstaunlich: Im Jahre 1895 betrug der Exportwert der Stickerei 78 Mio. Franken und steigerte sich bis 1912 auf 225 Mio. Franken. Die sanktgaller Stickerei stellte damit einen Sechstel des gesamten schweizerischen Exports.

Diese Prozesse hatten weitreichende Auswirkungen auf die Stadttopografie. Städte wuchsen explosionsartig an, Menschen zogen vom Land in die Städte, und es bildeten sich Arbeiterviertel und Agglomerationen. Sie entstanden als Gegensatz zu den sich formierenden, abgeschlossenen Villenquartieren und den prachtvollen Jugendstilbauten der Fabrikunternehmer. Es bildete sich eine Arbeiterschaft in Abgrenzung zur Stadtbürgerschaft. In der Konsequenz erlebte die Stadt St.Gallen einen Bevölkerungszuwachs wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Im Jahr 1900 zählte sie bereits über 30 000 Einwohner.

Die Umgestaltung der Welt umfasste aber mehr Bereiche. Neue Kommunikationstechnologien wie die Telegrafie oder die Fotografie, Überseehandel im grossen Stil, internationale Aktienmärkte, Verkehrsmittel wie das Dampfschiff oder die Lokomotive, Fortschritte in der Medizin sowie nicht zuletzt das politische System des demokratischen Nationalstaates stürzten die adelige, als geordnet empfundene Welt des Ancien Régime. Und mittendrin stand der einzelne Mensch, der sich in dieser neuen Welt zurechtfinden sollte. In seinen Briefen, Tagebüchern und Romanen hat er seiner Fortschrittsbegeisterung, aber auch seiner Angst, Hysterie und Unsicherheit im Umgang mit dieser neuen Welt Ausdruck gegeben.

Der bürgerliche Mann, wollte er ein «echter» Mann sein, hatte geschäftlich erfolgreich, politisch einflussreich und moralisch integer zu sein. Dazu gehörten auch ein militärischer Dienstgrad, ein wohl geordnetes Zuhause und ein intaktes Familienleben. Oberleutnant Barazetti mit Ehefrau und Hund, Fotografie von Otto Rietmann 1909. Rara Kantonsbibliothek Vadiana VSRG 71057 Bild: Stadtarchiv SG

Bildung, Selbstbestimmung, Leistung und Menschlichkeit – Der bürgerliche Mann

Die bürgerliche Gesellschaft, wie sie im 19. Jahrhundert in den Städten entstanden war, musste sich in dieser neuen Welt zurechtfinden. In diesem Prozess versteiften sich die Männerideale zu absoluten Kategorien von Männlichkeit. Klar definierte Geschlechterrollen boten Halt und waren Hilfen im Umgang mit der Umwelt und sich selbst. Im Zuge dessen war ein Männerideal entstanden, das sich in Ergänzung zur Frau definierte. Dabei erwies es sich als erstaunlich flexibel und musste es auch sein. Das städtische Bürgertum setzte sich aus einer Vielzahl von verschiedenen Berufsgruppen zusammen. Seine Mitglieder verfügten über sehr unterschiedliche Bildungsniveaus, soziale Lebenslagen, Einkommen und kulturelle sowie politische Ausrichtungen.

Als verbindendes Element erwies sich die bestimmte Vorstellung einer bürgerlichen Lebensweise und Mentalität, einer bestimmten Idee von Bürgerlichkeit. Diese gründete auf den Begriffen der Bildung, Selbstbestimmung, Leistung und Menschlichkeit. Genau wie die heterogene Kategorie der Bürgerlichkeit war auch die Definition von Männlichkeit paradoxerweise offen genug, viele Konzepte in sich aufzunehmen, und doch abgegrenzt genug, die eigene Geschlechterrolle in einem klar umrissenen Korsett festzuschnüren. Kern dieser neuen Männerrolle war die Aufwertung des Individuums.

Der St.Galler Arzt und Gesundheitspolitiker Jakob Laurenz Sonderegger (1825– 1896) hielt dies im Jahr 1893 folgendermassen fest: «Anstatt mit der Weltverbesserung in den Wolken anzufangen, ist es richtiger, wenn ein jeglicher Mensch bei sich selber anfängt, schon deswegen, weil er lebend und gesund sein muss, um auf dieser Welt überhaupt etwas zu sein.»

Ein Mann zu sein, bedeutete also die stetige Arbeit an sich selbst. Das Ideal des bürgerlichen Mannes basierte auf seiner Leistungsfähigkeit und seiner strengen Arbeitsmoral. Damit trat der Stadtbürger in ein prekäres Verhältnis zu der sich formierenden Arbeiterschaft. Davon wird später zu reden sein. Im Umkehrschluss wurde die bürgerliche Frau in diesem Selbstverständnis als Ergänzung zu ihrem Ehemann gedacht. Die ihr nachgesagten Gefühlskonstanten wie passiv, sanft oder emotional schrieben ihr typisch weibliche Tugenden wie einen Sinn für Ordnung, eine Vorliebe für Reinlichkeit und einen Hang zur Sparsamkeit zu.

Die bürgerliche Frau war verantwortlich für das familiäre Wohlbefinden und die in Abwesenheit des Mannes nötige Erziehung der Kinder. Der Wohnung als Ort der Erholung für den Mann von der strengen Geschäftswelt kam dabei grosse Bedeutung zu. Die komplementär gedachte Logik zwischen Mann und Frau, die sich ergänzen mussten, führte zu einer Aufteilung der Welt in eine öffentliche und private Sphäre, wobei Letztere in die Obhut der Frau gegeben wurde. Die Aufteilung bedeutete jedoch nicht – zumindest in der Theorie – dass diese Sphären gleichwertig waren. Vielmehr setzte sich in diesem dualistischen Modell ein System der Über- und Unterordnung durch, in dem die Frau für das Wohlergehen des Mannes zu Hause verantwortlich gemacht wurde, ihn unterstützen und ihm den Rücken freihalten musste.

Pointiert formulierte dies noch im Jahr 1919 der Zürcher Politiker, Pfarrer und Sozialreformer Paul Pflüger (1865–1947): «Die Familie ist für die Hausfrau Lebensaufgabe und Arbeitsfeld, worin sie tiefste Befriedigung findet; dem Manne, den der Beruf in die Welt hinaustreibt, bedeutet die Häuslichkeit Burgfrieden, und im Schosse der Familie wird ihm Erholung und Erfrischung nach des Alltags Sorge und Arbeit.»

Denkkonzepte dieser Art versteiften sich, da die männliche Gesellschaft merkte, wie sich die Frauen zunehmend eine eigene Identität in der Gesellschaft schufen. Berufstätige Frauen, Frauenvereine und ein erhöhtes Selbstbewusstsein wurden als Gefahr wahrgenommen. Der bürgerliche Mann, wollte er ein «echter» Mann sein, hatte geschäftlich erfolgreich, politisch einflussreich und moralisch integer zu sein. Dazu gehörten auch ein wohlgeordnetes Zuhause und ein intaktes Familienleben. Im Zentrum stand das Prinzip einer ständigen Selbstvervollkommnung nach einem spezifisch kodierten, bürgerlichen Wertekanon.

Der bürgerliche Mann bestätigte sich im Verein. Waren Vereine in den Adressbüchern vor 1900 nur vereinzelt zu finden, explodieren die Einträge nach der Jahrhundertwende. Vereine aller Coloeur füllen ab jetzt die Seiten des St. Galler Adressbuches. Adressbuch der Stadt St. Gallen von 1910, St. Gallen 1910, S. 530–531 Bild: Stadtarchiv SG

Wissenschaft, Literatur und Musik im Verein – Der Mann erlebt sich selbst

Den Stadtbürgern fehlte vor allem eine wichtige Stütze, welche dem adeligen Mann 100 Jahre zuvor eine gewisse Unbeschwertheit im Umgang mit seiner Männlichkeit ermöglicht hatte: die historische Verankerung und die lange Tradition. Konnte sich der Adelige auf seinen erfolgreichen Familienstammbaum und seine gute Abstammung berufen, war der männliche Bürger für die Anerkennung seiner Männlichkeit selbst verantwortlich. Er musste sie jeden Tag neu unter Beweis stellen. Aber wie und wo das tun? Im Hort der Familie war dies unmöglich – er war eine private Welt, aus der nichts an die Öffentlichkeit dringen durfte.

Der bürgerliche Ehemann eroberte sich als Folge davon Tätigkeitsfelder, die ihm den Freiraum gaben, seine Männlichkeit im Kontakt mit anderen zu definieren und aufrechtzuerhalten. Dies waren einerseits die Politik, das Militär und das Unternehmertum, andererseits die hohe Wertschätzung von Wissenschaft, Literatur und Musik. Politische Ämter, Führungsrollen in der Armee und hohe Posten in Unternehmen waren für den bürgerlichen Mann Entfaltungsräume. Ebenso entscheidend aber waren die Vereine aller Couleur. Die Mitarbeit in wissenschaftlichen Vereinen, Sportclubs und Chören bzw. Orchestern bewiesen den feinen Geschmack. Wissenschaftsgremien veröffentlichten Studien, literarische Clubs veranstalten Lesungen und Gesangsgruppen gaben Konzerte. Bühnen, Konzertsäle und Vorlesungsräume waren Orte der Bürgerlichkeit. Der sich stetig vergrössernde Umfang und die zunehmende Komplexität der Mensch-Natur-Beziehung gaben diesen Tätigkeiten einen Schub.

Neue Erkenntnisse in Biologie, Physik und Chemie schufen zunehmend einen Willen, die Umwelt zu erforschen und kennenzulernen. Die aktive Teilnahme an den Themen der Welt befriedigten den bürgerlichen Anspruch auf Bildung und stetige Selbstvervollkommnung. Der Verein offenbarte sich in der Folge als Plattform des wissenschaftlichen Austausches, aber auch als Bühne für persönliche Profilierung und soziale Abgrenzung. Er war das Medium, in dem sich bürgerliche Lebensstile, Werte und Normen verfestigten.

Im Verein zeigte sich der Mann von Welt. Die Vereine als «Nervenzellen der Öffentlichkeit» waren geschützte Enklaven im öffentlichen Raum, in denen Aspekte der Intimsphäre wie etwa Männlichkeit ihren objektiv-wissenschaftlichen Platz hatten und zu Gegenständen der Diskussion werden konnten. Privat diskutierte man nicht gerne über Männlichkeit – Diskussionen dieser Art gehörten in einen wissenschaftlichen Rahmen.

Männlichkeit und männliche Leistungen wurden aber nicht nur nach innen diskutiert, sondern auch nach aussen öffentlich zur Schau gestellt. Die Vereinslandschaft St.Gallens war ausserordentlich vielfältig. Bereits 1833 wurde der St.Gallischen Kantonalschützenverein gegründet, es folgten ab 1866 Sänger- und Turnvereine. Der Konzertverein veranstaltete ab 1877 regelmässig Konzerte und unterhielt das heutige städtische Sinfonieorchester St.Gallen. Der älteste noch existierende Fussballklub der Schweiz wurde bereits 1879 ins Leben gerufen (FCSG) und der Handballclub TSV St.Otmar im Jahr 1924 als Turnverein.

Alle diese Gemeinschaften führten Männer zusammen: Politik wurde diskutiert, das kulturelle Leben gefördert und die Gesellschaft als Ganzes geprägt. Dazu gehörige Institutionen wurden gegründet: die St.Gallische Naturwissenschaftliche Gesellschaft (1819), der Historische Verein des Kantons St.Gallen (1859) sowie die Kantonsbibliothek und die Staats- und Stadtarchive.

Ein Kennzeichen des bürgerlichen Selbstverständnisses im Verein war die Stilisierung als «Vereinigung von Männern zur Lösung gemeinsamer Aufgaben.» – so jedenfalls drückte es Gottwald Ambühl – Kantonschemiker, Leiter der Gesundheitskommission der Stadt St. Gallen und Mitglied der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft – im Januar 1889 aus. Das Ziel dieser Gesellschaft, so wird in Ambühls Gedächtnisrede zur 70. Stiftungsfeier klar, war die Verbindung von Natur, Körper und Umwelt in einen universellen Wissensraum, den es gemeinsam zu erforschen galt. Diese Körperwelt war komplex und vielschichtig, und sie wurde mit grossem Elan angegangen. Im Jahre 1889 wies der Verein 655 ordentliche Mitglieder auf. Seine Tätigkeitsfelder waren entsprechend vielfältig.

Wer also seinen Körper verstehen wollte und die Verantwortung für seine Gesundheit ernst nahm, erhielt hier nicht nur ein reges Betätigungsfeld. Er sah sich auch in der Lage, eine wissenschaftlich objektivierte Anleitung im Umgang mit sich selbst zu erhalten. Oder anders ausgedrückt: Seine Männlichkeit, die permanent auf dem Prüfstand war, konnte hier aktualisiert und gemessen werden. Dieses Programm einer «introspektiven Selbstfindung» bei gleichzeitiger Möglichkeit zur Vermittlung von praktischem Wissen auf andere war der Kern der Gesellschaft. Man traf sich jeden Monat einmal, um die neuesten Forschungen zu diskutieren, also «zu gegenseitiger Belehrung und Ermunterung.» Zudem war man bemüht, Zeitschriften und Publikationen zirkulieren zu lassen und jedem Mitglied eine grosse Menge an Wissen zur Verfügung zu stellen, «zum Studium, zur Fortbildung, zur Belehrung und nützlichen Unterhaltung.» Hier zeigte und entfaltete sich das sogenannte Bildungsbürgertum.

Der Einbezug der verschiedensten wissenschaftlichen Felder und Berufe war für die Vereinslandschaft kennzeichnend. Ärzte und Apotheker, Architekten und Bauführer, Lehrer und Professoren bis hin zu Kaufleuten und Ingenieuren bildeten ihre Reihen. Als Beispiel für das Innenleben eines solchen Vereins mag die Gesundheitskommission der Stadt St.Gallen dienen. Ihre Mitglieder rekrutierte die Kommission aus einer Vielzahl von verschiedenen Berufen. Im Jahre 1888, um nur ein Beispiel zu nennen, zählte die Gesundheitskommission 15 Mitglieder, darunter nicht nur Ärzte und Apotheker, sondern auch einen Kaufmann als Präsidenten, einen Gemeindeammann, einen Gemeindebaumeister, einen Reallehrer, einen Veterinär, einen Kantonschemiker sowie einen Alt-Bäcker und eine Privatperson.

Wissenschaftliche Ratgeberliteratur – über den Mann sprechen und schreiben

Was ein richtiger Mann ist und zu sein hat, versteht sich nicht von selbst. Konzepte von Männlichkeit mussten diskutiert, ausdifferenziert und letztendlich vermittelt werden. Dies geschah nicht direkt, man dürfte kaum Literatur mit dem Titel «Wann ist der Mann ein Mann» finden. Eine feingestaltete Diskussion solcher Themen fand man höchstens in Romanen der Zeit, etwa bei Theodor Fontane oder Arthur Schnitzler. Die Übertragung im Alltag verlief indirekt über Wissenschaft und Kultur.

Ein Weg, das in den Vereinen erarbeitete Wissen zu ordnen und zu vermitteln, waren die umfangreichen Bibliotheken der Vereine, die Literatur und Zeitschriften publizierten, gezielt sammelten und ihren Mitgliedern zugänglich machten. Beispielsweise fand sich in der kantonal angelegten Sanitätsbibliothek zunehmend eine breite Auswahl an Fachliteratur. Dazu gehörte Weyls «Handbuch der Hygiene in 8 Bänden» ebenso wie die «Vierteljahresschrift für öffentliche Gesundheitspflege» oder die «Deutsche Medizinische Wochenschrift». Andere Vereine unterhielten Bibliotheken, die mit Bänden aus ihrem jeweiligen Fachgebiet gefüllt waren.

Aber auch hier galt – man hätte es vermuten können –, dass die Bibliotheken nicht den Zulauf hatten, den sich die Initianten erhofft hatten. Um auf die Gesundheitskommission als Beispiel zurückzukommen: Die anfängliche Euphorie über die Bibliothek als Wissensreservoir wurde schnell gedämpft, als man feststellen musste, dass die Sammlung wenig genutzt wurde. Auch eine Erweiterung der Bibliothek durch einen neuen Katalog im Jahr 1898 zeigte nur mässigen Erfolg. Man stellte zwar fest, dass ihre Benutzung durch die ständige Erweiterung «eine etwas lebhaftere» geworden war, musste jedoch erkennen, dass der Weg über die gedruckte Anweisungsliteratur von den Gesundheitskommissionen generell wenig genutzt wurde. 1909 setzte schliesslich Resignation ein, wenn es hiess: «Sanitätsbibliothek. Über diese ist nichts Besonderes zu berichten. Ihre Benützung ist im Allgemeinen eine bescheidene.»

Eine andere Form dieses Transfers markierten die regelmässig durchgeführten Wandervorträge des Präsidenten der Gesundheitskommission der Stadt St.Gallen, wieder Gottwalt Ambühl. Sie sollten Theorie mit praktischer Anschauung verbinden. Doch auch diese Vorträge wirkten nur zu Beginn und verloren schnell an Anziehungskraft. So musste Ambühl bereits 1891 etwas enttäuscht feststellen: «Der Wandervorträge scheint unser Volk nach und nach etwas müde zu werden.» Die Sorge um seine Männlichkeit, das ständige Lesen und sich Belehren-Lassen wirkten ermüdend. Der gesellschaftliche Druck konnte mitunter gar erdrückend sein.

Der Historiker Philipp Blom hat dies prägnant formuliert: «Es war eine Klasse von Menschen (Stadtbürger, Anm. d. V.), die ständig über die eigene Schulter blickten. Im schnelllebigen und stetig sich ausweitenden Universum der Stadt war Sicherheit ein seltenes Gut. Die Herrschaft des Dynamos beschleunigte die Dinge nicht nur, sie vermittelte den Eindruck, sie seien völlig ausser Kontrolle geraten. Die Zeitungen waren voll von Berichten über Unfälle, Gewaltverbrechen und Selbstmorde, und die Werbung flüsterte dem Leser Beunruhigendes ins Ohr: Bist du Manns genug? fragte sie die Männer.»

Diesem Männerbild zu genügen, war weder Standesdünkel noch Angeberei, sondern unbedingte Voraussetzung, um in der bürgerlichen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts lebensfähig zu sein. Das liberale Leistungsethos des modernen Nationalstaates verlangte Eigenverantwortung und Leistungsfähigkeit von jedem Mitglied der Gesellschaft.

Bild: Stadtarchiv SG
Bild: Stadtarchiv SG
Der schöne Männerkörper 1922: Er zeigt Kraft und Grazie nach antikem Vorbild und trägt damit den Staat – siehe die Schweizerflagge im Hintergrund. StadtASG, AF 120 Bild: Stadtarchiv SG

Der individuelle Körper und der Volkskörper

Bisher haben wir wenig über die rein körperlichen Attribute des männlichen Bürgers gesprochen. Dies soll nun nachgeholt werden. Der kraftstrotzende, fitte und schön geformte individuelle Körper war in erster Linie aus zwei Perspektiven von Bedeutung. Einerseits sollte der bürgerliche Mann dadurch dem Handwerker oder Fabrikarbeiter ebenbürtig erscheinen und den Vorwurf entkräften, nur über intellektuelle Stärke zu verfügen. Andererseits sollte der disziplinierte und gestählte Körper die Arbeitskraft und damit die Produktivität steigern.

Die Industrialisierung und davon abhängend der neu gegründete Schweizer Nationalstaat waren auf ein Reservoir an gesunden und kräftigen Arbeitern angewiesen. In diesem Zusammenhang wurde nun vermehrt über den sogenannten «Volkskörper» diskutiert. Dies gerade deshalb, weil unter den verheerenden Ausbrüchen der Pocken-, Typhus- und Choleraepidemien die Unterschichtenquartiere als Ursprung dieser Krankheiten verdächtigt wurden.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts und unter den Einflüssen des Hygienikers Max Pettenkofer (1818–1901), dessen Untersuchungen die Entstehung von Krankheiten aus schlechten Umwelteinflüssen ableiteten, gerieten auch in St.Gallen die Unterschichtenquartiere in den Verruf, für die Epidemien und vor allem die hohe Kindersterblichkeit verantwortlich zu sein. Im Kanton St.Gallen waren die Pocken das ganze 19. Jahrhundert gefürchtete Widersacher des Menschen und forderten regelmässig hunderte Opfer. In gleichem Masse bedrohlich war die Cholera, obwohl die Stadt und der Kanton schlussendlich weitgehend verschont blieben.

Schmutz, Gestank und Unordnung waren mit den Unterschichten assoziiert und wurden als Verursacher von Krankheiten und als ständige Bedrohung des Menschen gewertet. Wichtiger aber war in der Folge das kategorische Umdenken der Mensch-Natur-Beziehung in der Hinsicht, als Krankheiten nicht länger von einer höheren Macht, also gottgewollt waren, sondern selbstverschuldet.

Der Arzt und Gesundheitspolitiker Jakob Laurenz Sonderegger stellte denn auch 1890 unmissverständlich klar: «Gott gab Dir nach Leib und Seele die Anlagen, relativ gesund und glücklich zu sein; wenn Du es nicht bist, so bist Du öfters selber schuld, als Du Dir’s eingestehen magst.»

Das Individuum konnte für seinen Gesundheitszustand und seine Leistungsfähigkeit verantwortlich gemacht werden. Was aber gesund war und ist, ist nicht ausser-kulturell definiert. Die Gesundheit an sich gibt es nicht und «nichts, was mit dem Körper zu tun hat, versteht sich von selbst.» Was Gesundheit ist und zu sein hat, wurde im 19. Jahrhundert von Ärzten und Hygienikern in Beschlag genommen. In Anlehnung an den Philosophen Michel Foucault (1926–1984) wurde dieser Vorgang in der Forschung als Bio-Macht beschrieben. Bürgerliche Normalitätsvorstellungen traten im wissenschaftlichen und wertneutralen Gewand auf. In dieser neuen Wissenschaft der Hygiene zeigte sich das Bedürfnis, den Menschen in seiner Totalität zu erfassen und zu beeinflussen. Speziell der menschliche Körper wurde nun als komplexe Maschine begriffen, welche auf eine komplexe Weise mit ihrer Umwelt interagiert.

So schrieb Sonderegger in seinem weitverbreiteten Volkslehrbuch «Vorposten zur Gesundheitspflege»: «Es gibt aber keine Sündenvergebung im Reiche der Natur, sondern es herrscht vollendete Gesetzmässigkeit. Der Menschenleib ist eine Maschine, welche genauer arbeitet als jeder Chronometer und auf bestimmte Störungen mit bestimmten Abweichungen antwortet.»

Dies war eine grundsätzliche Umgestaltung der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Der Universalitätsanspruch der Wissenschaft, der auf jedes Individuum als solches und die Gesellschaft als Ganzes Zugriff forderte, wurde zu einem verbindlichen Angebot zum Umgang mit sich selbst.

Die Sorge um sich selbst ist aber nur die eine Seite der Medaille. Entscheidender wurde der Gedanke, dass ein schwaches Individuum nicht primär sich selbst gefährdet, sondern die Gesellschaft und die wirtschaftliche Potenz eines Staates.

So schrieb Sonderegger im Jahr 1894: «Je tiefer die Kulturstufe eines Volkes steht, um so mehr beschäftigt es sich mit Nebensachen und Spielereien; je höher die geistige Entwicklung, um so ernsthafter werden die grossen Lebensfragen behandelt. Alle Völker, die von der Weltgeschichte im Buche der Lebendigen durchgestrichen worden, sie sind an der Genusssucht einzelner Klassen und am Elend der grossen Volksmasse zugrunde gegangen.»

Mit diesem Gedanken war Männlichkeit nicht mehr nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine politische Angelegenheit. Der Staat wurde zum Akteur, der sich aus leistungsfähigen Bürgern zusammensetzt. In der Gedankenwelt der bürgerlichen Männer nahm in diesem Zusammenhang die Antike, allen voran das antike Griechenland, einen grossen Platz ein. In Anlehnung an die Studien des Kunsthistorikers Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) wurde die Ästhetik der griechischen Plastik zum Vorbild für den schönen Männerkörper: Wohlgeformt und -proportioniert hatte er zu sein, kräftig und aufrecht.

Männlichkeit und männliche Leistungen wurden nicht nur diskutiert, sondern auch öffentlich zur Schau gestellt, zum Beispiel beim Eidgenössischen Turnfest in St. Gallen im Sommer 1922. Hier konkurrenzierte die körperliche Leistungsfähigkeit der Arbeiterklasse mit den wohlgeformten Körpern der Stadtbürger. Übrigens: Im Hintergrund ist die Militärkaserne zu sehen. Sport und Militär waren Bereiche, in denen der starke Mann seine Nützlichkeit für den Staat demonstrierte. StadtASG, B 1642 Bild: Stadtarchiv SG

Der sanktgaller Arzt und Publizist Gustav Adolf Custer (1871–1934) sah dieses Ideal vor allem im antiken Sparta verwirklicht: «In Sparta duldete man schon nach der Geburt nur wohlgestaltete, gesunde Kinder, die in staatlicher Erziehung systematisch abgehärtet, einfach gewöhnt und durch Gymnastik gekräftigt wurden.»

Dieses Männerbild wendete Custer gezielt gegen die seiner Meinung nach verweichlichten, intellektuellen Jugendlichen seiner eigenen Zeit an, die in Studierstuben und Cafés in «Bars lümmeln», wie es Monty Python später ausdrücken wird, sollten sich auf die Vorbilder rückbesinnen: «Wie nöthig wäre es manchenorts in unserer Zeit mit ihrem vielen Sitzen und Studiren, an Stelle einseitiger, verweichlichender Jugenderziehung vom kraftstrotzenden, unverdorbenen Hellenenthume zu lernen, wie allein eine gleichmässige Ausbildung aller Organe und Kräfte des Menschen, wie nur eine geordnete Schulung sowohl des Geistes, als des Körpers ästhetischen, sittlichen und hygienischen Werth besitzt und gesunde, ausdauernde, arbeitslustige Vollnaturen schafft für den Dienst des praktischen Lebens. […] Der Mann pflegte in Athen geregelte Muskelthätigkeit durch fleissige Leibesübungen; zahlreiche öffentliche Bäder ermöglichten ausgiebige Cultur der Haut, und reichlichster Aufenthalt in freier Luft unter freiem herrlichem Himmel selbst beim Philosophiren liess keine blassen, welken Stubengesichter entstehen.»

Kraftstrotzend und unverdorben – Custer beschwört ein klassizistisches Ideal des starken Mannes. Ein zentraler Stellenwert kam in diesem stilisierten Wertekanon dem Begriff der Nützlichkeit zu. Nur wer dem Staat nicht zur Last fiel, sondern sich im Gegenteil für ihn einsetzte, hatte den Rang der Männlichkeit auch verdient. Die ständige Veredelung des Selbst durch Bildung und Sport, wie es Custer im antiken Sparta verwirklicht sah, spitzte sich auf ein System der strengen Affektkontrolle und der Selbstregulation zu.

Als Distinktionsmerkmal wurde Affektkontrolle denn auch als bewusstes Abgrenzungsphänomen gegenüber den Unterschichten zelebriert. Im Gegenzug wurde diesen wiederum vorgeworfen, durch ihr affektgesteuertes Verhalten, durch schmutzige körperliche Arbeit und ihre unbürgerliche Lebensweise Krankheiten zu fördern und damit die Gesundheit des Staates böswillig zu gefährden.

In die Enge und die Überbelegung der Wohnräume in den Unterschichtenquartieren und ihrem anderen Lebensstil musste somit nur schon deshalb eingegriffen werden, weil diese Zustände nicht etwa nur die individuelle sittliche und moralische Entfaltung gefährdeten, sondern eine Gefahr und Zumutung für die gesamte Bevölkerung darstellten. Darin schwang eine Angst mit, das Bürgertum verfalle der Schwachheit und verliere seine gesellschaftliche Position.

Dies umso mehr, als die arbeitenden Schichten zunehmend ein eigenes Klassenbewusstsein zu entwickeln begannen und sich vermehrt selbst in Vereinen organisierten. Umgekehrt war der Staat aber an der Förderung der Arbeiterklasse interessiert, als er im Zuge der Industrialisierung auf ein konstantes Reservoir an gesunden und tüchtigen Arbeitskräften angewiesen war.

Zudem sind solche Konzepte auch ein Ausdruck der Unsicherheit, wem welche Rolle in dem verhältnismässig neuen Gebilde des Nationalstaates zukommen soll. Die bürgerliche Standesethik erwies sich als immer ungeeigneter, den gesamten Staat zu tragen. Es entstanden neue Berufsfelder, und ein grosser Teil der nationalen Wirtschaft war auf die Produktivität der Fabriken und dadurch auf diejenige der Arbeiter und vor allem der Arbeiterinnen angewiesen. In dieser neuen Welt trugen sie den Staat.

Der «üble» Geruch des Hauses, den Pflüger im Jahr 1909 bei den Unterschichten feststellen musste, war somit zusätzlich zur sanitären auch aus der sittlichen und gesellschaftlichen Sicht ein Problem. Als Fundament der staatlichen Zukunft hatte die gesunde Erziehung der Kinder im bürgerlichen Wertekanon einen hohen Stellenwert. Durch falsche Vorbilder und schlechte Erziehung verloren sie ihren engen Bezug zum Nationalstaat und büssten die Vaterlandsliebe ein. Dies war zweifellos ein Reflex auf den drohenden Verlust der Kontrolle über die Mentalitäten der Unterschichten, die Gefahr liefen, bürgerliche Staatskonzepte und Ideologien der Nützlichkeit zu unterlaufen.

Dieser Kontrollverlust entfaltete seine verheerende Wirkung durch «die moralische Beeinflussung der Kinder», die in einer neuen Gesellschaft aufwuchsen und damit neue Rollenbilder entwickelten. Die so errichtete physische und psychische «Zwangsapparatur» wendete sich in der Folge jedoch gegen die bürgerlichen Männer selbst. Zwar förderten sie einerseits die Einheitlichkeit durch strikte Exklusion und verschiedene Distanzierungspraktiken, andrerseits waren sie diesen aber auch ständig selber unterworfen.

Es sollte noch mindestens 100 Jahre dauern, bis ein Holzfäller wie bei Monty Python vorurteilslos singen konnte:
Ich fälle Bäume, trag Stöckelschuh
Und Strumpf- und Büstenhalter.
Wär gern ein kleines Mädchen
So wie mein Onkel Walter.

Quellen:

Adressbücher der Stadt St. Gallen (1888–1913), St. Gallen 1888–1913.
Ambühl, Gottwalt. Gedächtnisrede gehalten an der 70. Stiftungsfeier der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in St.Gallen, St.Gallen 1889.
Custer, Gustav. Über Geschichte und Bedeutung der Volksgesundheitspflege,St.Gallen 1883.
Jahresbericht über die Verwaltung des Sanitätswesens und den allgemeinen Gesundheitszustand des Kantons St.Gallen (1876–1881), St. Gallen 1877–1882. (Jber SK.)
Jahresbericht über die Verwaltung des Medizinalwesens und über die öffentliche Gesundheitspflege des Kantons St.Gallen (1882–1914), St.Gallen 1883–1915. (Jber SK.)
Pflüger, Paul. Die Wohnungsfrage in ethischer und kultureller Beziehung, St.Gallen 1909.
Pflüger, Paul. Ehe und Familie, Zürich 1919.
Sonderegger, Jakob Laurenz. Vorposten der Gesundheitspflege, St.Gallen 1890.

Literatur:

Blom, Philipp. Der taumelnde Kontinent. Europa 1900–1914 München 2009.
Budde, Gunilla-Friederik. Bürgerinnen in der Bürgergesellschaft. In: Lundgreen, Peter (Hg.), Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums. Eine Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsbereichs (1986–1997). Göttingen 2000, S. 249–271.
Defert, Daniel, und Ewald, François (Hrsg.). Analytik der Macht. Frankfurt 2005.
Döcker, Ulrike. Die Ordnung der bürgerlichen Welt. Verhaltensideale und soziale Praktiken im 19. Jahrhundert. Frankfurt a. M./New York 1994.
Fisch, Jörg. Europa zwischen Wachstum und Gleichheit 1850–1914. Stuttgart 2002.
Jost, Hans Ulrich. Zum Konzept der Öffentlichkeit in der Geschichte des 19. Jahrhunderts. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 46 (1996), S. 43–59.
Labisch, Alfons. Die soziale Konstruktion der «Gesundheit» und der «Homo Hygienicus». Zur Soziogenese eines sozialen Gutes. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 10, 1985, S. 60–81.
Labisch, Alfons. Homo Hygienicus. Gesundheit und Medizin in der Neuzeit. Frankfurt a. M./New York 1992. Mesmer, Beatrix. Wissenschaftliche Anweisungsliteratur mentalitätsgeschichtlich betrachtet. Bern 1990. (Berner akademische Reden.)
Röllin, Peter. St.Gallen. Stadtveränderung und Stadterlebnis im 19. Jahrhundert. St.Gallen 1981.
Sarasin, Philipp. Reizbare Maschinen. Frankfurt a. M. 2001.
Stadler, Anne-Marie. Die Erziehung zur Häuslichkeit. Über den Beitrag des hauswirtschaftlichen Unterrichts zur Disziplinierung der Unterschichten im 19. Jahrhundert in der Schweiz. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 34 (1984), S. 370–384.
Tanner, Albert. Arbeitsame Patrioten – Wohlanständige Damen. Bürgertum und Bürgerlichkeit in der Schweiz 1830–1914. Zürich 1995.
Wanner, Anne und Mayer, Marcel. Vom Entwurf zum Export. Produktion und Vermarktung von Sankt-Galler Stickereien 1850–1914. In: Sankt Galler Geschichte 2003, Die Zeit des Kantons 1861–1914 (Band 6), 143–168.
Wehler, Hans-Ulrich. Die Zielutopie der «Bürgerlichen Gesellschaft» und die «Zivilgesellschaft» heute. In: Lundgreen, Peter (Hg.), Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums. Eine Bilanz des Bielefelder Sonderforschungsbereichs (1986–1997). Göttingen 2000, S. 85–92.
Wolfensberger, Rolf und Meier, Thomas Domink. Von der ‹Medizinal-Polizey› zur Volksgesundheitspflege. In: Sankt Galler Geschichte 2003, Die Zeit des Kantons 1861–1914 (Band 6), 105–124.

Oliver Ittensohn, Stadtarchiv St.Gallen
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