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Stadt St.Gallen
30.06.2021
30.06.2021 11:48 Uhr

Winkeln: Eltern ärgern sich über Klassenaufteilung

Das Schulhaus Hof liegt zwei Kilometer von der Primarschule Kreuzbühl entfernt
Das Schulhaus Hof liegt zwei Kilometer von der Primarschule Kreuzbühl entfernt Bild: Archiv
Im Primarschulhaus Kreuzbühl wird der Platz eng – und zwar so sehr, dass nach den Sommerferien mehrere Kinder in das 20 Minuten entfernte Schulhaus Hof ziehen müssen. Das sorgt bei Eltern und Kindern für Bauchschmerzen.

Nur noch wenige Tage, bis die Schulklingel die St.Galler Schüler in die Sommerferien erlöst. Alleine der Gedanken an die Rückkehr löst bei manchen Eltern und ihren Kindern aber ein flaues Gefühl im Magen aus. Der Grund: Vor einigen Wochen wurde die neue Klasseneinteilung bekanntgegeben.

Aufgrund steigender Schülerzahlen und zu wenigen Klassenzimmern müssen einige Kinder der Primarschule «Kreuzbühl» in das benachbarte Schulhaus «Hof» wechseln. Die beiden Schulhäuser trennen zwei Kilometer und somit circa 20 Minuten Fussweg. 

Schulwechsel trotz unmittelbarer Nähe

Betroffen von der Neuzuteilung ist eine ganze fünfte Klasse und drei Kinder aus der dritten. Der elfjährige Timo B.* gehört zu den «Pechvögeln» und wechselt nach den Sommerferien mit dem Start in die fünfte Klasse das Schulhaus. «Als wir informiert wurden, brach für meinen Sohn eine kleine Welt zusammen. Er ist generell ein eher ängstlicher Bub und findet nicht immer schnell Anschluss. Ihn von seinen Freunden zu trennen, tut sehr weh», sagt die Mutter des Schülers zu stgallen24. Sein bester Freund wird nicht versetzt.

Die Familie wohnt nicht mal fünf Minuten Gehweg vom Schulhaus Kreuzbühl entfernt. «Nun hat Timo einen vier Mal so langen Schulweg. Dabei ist mir schon etwas mulmig zu Mute – besonders im Winter, wo es morgens noch dunkel ist. Uns war die Distanz zur Schule immer sehr wichtig, weshalb wir auch nach Winkeln gezogen sind. Ich finde es bedenklich, dass Schüler einfach so aus ihrem Umfeld gerissen werden», sagt die Mutter.

Die fünfte Klasse wurde als gesamte Klasse umgeteilt. «In der dritten Klasse wurde darauf geachtet, dass es jene Kinder sind, die am östlichsten vom Schulhaus Kreuzbühl wohnen. Allfällige Geschwister oder Kollegen, die bereits dem Schulhaus Hof zugeteilt sind, können auch ein Kriterium darstellen», sagt Martin Annen, Dienstellenleiter Schule und Musik der Stadt St.Gallen, auf Anfrage zu stgallen24. 

Unbeleuchteter Weg – wer zahlt das Busabo?

Der Ärger im Quartier ist trotzdem gross. «Dabei geht das schon seit Jahren so. In der Vergangenheit wurde sogar eine Interessensgruppe mit Eltern ins Leben gerufen, Unterschriften gesammelt und Briefe an die Stadt und die Schulleitung geschrieben. Alles hat nichts gebracht. Bedenklich finde ich auch, dass damit nun auch ein Busabo fällig wird. Ob das bezahlt wird, ist nicht ganz klar», so die Mutter des betroffenen Schülers.

Ob die Stadt ein Busabonnement finanziert, liegt laut Annen an den städtische Richtlinien in Abhängigkeit von Alter und Distanz zwischen Wohnadresse und Schulhaus. Dementsprechend gibt es im Sommer einige Kinder, die ein Busabo von der Stadt finanziert erhalten. Im Winter kriegen mehr Kinder ein Busabo bezahlt, da der direkte Weg nicht beleuchtet und nicht geräumt wird. Somit verlängert sich der Schulweg – und die Kinder können mit dem Bus fahren.

Die «Interessengruppe Schulhaus Kreuzbühl» kritisierte bereits vor zwei Jahren die Kommunikation der Schulleitung und dass ein Konzept für die Platznot fehle. So hätte man beispielsweise ein Provisorium in Betracht ziehen können. Markus Buschor, der damals die Direktion Bildung und Freizeit leitete, teilte mit, dass der Schulweg für die Kinder zumutbar sei und man die Situation akzeptieren müsse, so lange es in den beiden Schulhäuser Hof und Kreuzbühl genügend Schulraum gebe.

«Wir bemühen uns, die Eltern frühzeitig einzubeziehen und zu informieren. Wir gehen davon aus, dass eine gewisse Unzufriedenheit bei Eltern vorhanden ist. Wir stossen bei Eltern jedoch auch auf Verständnis für die Situation», sagt Annen.

Neubau soll 2027 starten

Das Schulhaus Kreuzbühl im Westen der Stadt ist längst sanierungsbedürftig. Weil eine Sanierung aber fast gleich teuer käme wie ein Neubau, hat der Stadtrat 2018 beschlossen, das Schulhaus für 20 Millionen Franken abzureissen und neu zu bauen. Darin soll es auch Platz für einen Kindergarten, eine Tagesbetreuung und zwei weitere Klassen geben.

Die aktuelle Investitionsplanung der Stadt sieht den Baubeginn für den Neubau Schulhaus Kreuzbühl für 2027 vor. Winkler Eltern müssen also auch in den kommenden Jahren damit rechnen, dass ihre Kinder in ein neues Schulhaus versetzt werden.

*Name geändert

Miryam Koc/stgallen24
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