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Stadt St.Gallen
27.05.2021
27.05.2021 15:01 Uhr

Diese Kids experimentieren wie Profis

Bild: Désirée Gächter
Mit Experimentierkoffern eines St.Galler Start-Ups sollen Jugendliche bereits in der Oberstufe für Technikberufe begeistert werden. Am Donnerstag durften Schüler der Oberstufe Blumenau das erste Mal experimentieren. Auch Bildungschef Stefan Kölliker war am Start.

Der Kanton St.Gallen startete mit einem Teilprojekt «SimplyNano» in die IT-Bildungsoffensive. Rund 600 Nano-Experimentierkoffer wurden in Schulen in den Kantonen St.Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden verteilt. Dies alles kostenlos dank den Partnern. SimplyNano ist ein Projekt wo es darum geht, Kinder und Jugendliche für neue Technologien und Naturwissenschaften zu begeistern.

Kölliker und Gabathuler begeistert

MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Diese Bereiche seien Zukunft. Dieser Meinung ist der Vizepräsident der SimplyScience Stiftung, Marcel Sennhauser: «Ich bin überzeugt, dass die Jugend in den Bereichen Naturwissenschaften und Technik eine Zukunft hat und mit der Jugend auch unsere Gesellschaft.» Es gebe auch ein hoher Bedarf an Berufsbildern in diesen Bereichen.

Deswegen sei es zielführend in diesen Bereichen tätig zu sein. Die Idee entstand vor über zehnJahren, als bemerkt wurde, dass Naturwisschenschaft und Technik als schwierige Fächer in der Schule galten. Die Stiftung entstand durch die Idee, die schwierigen Fächern für Jugendliche zu fördern und den Unterricht mit Spass zu gestalten. Der Koffer «SimplyNano 2» zum Beispiel beinhaltet 32 Experimente, alle Materialien, ein Lehrerkommentar und Schülerunterlagen.

Die Lehrer wurden mit Lerntagen eingeschult, damit sie die Materialien optimal nutzen können. Für die Lehrer gibt es auch direkte Bezüge zum Lehrplan 21 mit zahlreichen praktischen Tipps zur Durchführung.

Auch Bildungschef Stefan Kölliker und Stadtrat Mathias Gabathuler waren vor Ort und zeigten sich begeistert.

  • Regierungs- und Stadtrat betrachten den «SimplyNano 2»-Koffer. Bild: Désirée Gächter
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  • Christoph Meili ist der Leiter des «SimplyNano» Projekts. Bild: Désirée Gächter
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Pfannenfertig für jedes Klassenzimmer

Die Chancen für die Schüler bestehen in der praktischen Arbeit mit dem Koffer. Die Lehrerin, Claudia Raymann, hatte noch nie ein Kind, dass nicht gerne ins Labor kam und begeistert war. Vor allem mit dem SimplyNano-Koffer ist die Begeisterung noch mehr zu spüren, auch bei der Lehrperson: «Der Koffer ist genial, vor allem für uns Lehrer.Es gibt pfannenfertige Lektionen, Arbeitsblätter für die Schüler und Lösungen für den Lehrer. Sogar das Material ist alles bereitgestellt.»

Doch nicht jedes Kind ist technikbegeistert. Doch anhand dieses Koffers konnte bis anhin jeder Schüler begeistert werden und das aus dem simplen Grund: Die praktische Arbeit ist ein super Ausgleich zum Schulbank-Drücken und Hirnen.

«Es ist für jeden eine super Abwechslung, auch wenn sich nicht alle Kinder für den Hintergrund interessieren.»
Claudia Raymann
Im heutigen Experiment ging es um das festhalten des Gekos auf glatten Flächen. Bild: Désirée Gächter

Bereit für alles was kommt

In der Schweiz und auch International gibt es diese Art von Förderung bisher kaum. Ziel sei es die ganzen Schul- und Studienabgänger aus dem Kanton St. Gallen perfekt auf die Berufswelt und die weitergehenden Studien vorzubereiten. Gemäss Regierungsrat Stephan Kölliker sei das gut investiertes Geld: «Was wir heute hier anschauen ist die Investition aus der IT-Bildungsoffensive in die MINT-Förderung. Es geht darum, dass wir das technische Interesse bei den Schülern möglichst früh entfachen können.»

Alle Schulen des Kantons wurden mit solchen Experimentierkoffern ausgestattet. «Wir wollen die Schule nicht per se digitalisieren, sondern bewusst die Massnahmen geben, welche für die nächste Schulstufe nötig sind», so Kölliker. Die Kosten werden zu einem Drittel vom Kanton finanziert. Der Rest übernehmen die Partner, Stiftungen und Gönner. So haben auch arme Schulgemeinden die Chance, die Schüler in den technischen Fächern zu begeistern.

Regierungsrat Kölliker im Austausch mit den Schülern. Bild: Désirée Gächter
«Das ist besser als irgendwelche Theorien, wo man auswendig lernt und nicht genau weiss, was es zur Folge haben wird.»
Stephan Kölliker

Forschend Lernen im Klassenzimmer

Jamal, Saeid und Elmar sind alle 13 Jahre alt und in der ersten Oberstufe. Heute durfte ihre Klasse das erste Mal mit dem «SimplyNano2»-Experimentierkoffer arbeiten. Saeid ist kritisch aber trotzdem gut gestimmt: «Es ist voll spannend und macht mega Spass. Denn wenn es Spass macht, lernen wir viel mehr. Wir haben bis jetzt ein Experiment gemacht aber ich weiss noch nicht ob es mein Traumberuf wird.»

Anders sieht es bei der 12-jährigen Laura aus, sie will nämlich später nicht im Büro arbeiten: «Ich möchte nicht alleine immer im gleichen Raum arbeiten, deswegen finde ich es cool, dass ich jetzt schon für meine spätere Arbeit im Labor üben kann.»

  • Von links: Elmar, Saeid und Jamal während eines Experiments. Bild: Désirée Gächter
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  • Von links: Laura und Lilly beim Ausfüllen der Schülerunterlagen. Bild: Désirée Gächter
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Auch weitere Kantone ziehen mit

Nach St.Gallen und den beiden Appenzell gibt es dieses Projekt auch seit 2018 im Kanton Aargau. Nun sind somit vier Kantone bereits mit dem SimplyNano2-Projekt ausgerüstet. Ab der zweiten Jahreshälfte wird der Kanton Zürich und die Nordwestschweiz ausgestattet. In den Vorbereitungen werden nun noch Firmen und Stiftungen als Projektpartner gesucht.

Ebenfalls kamen schon Meldungen von Lehrpersonen, die nach weiteren Experimenten und Koffern fragten. Diese Weiterentwicklung des Lernmediums ist vorgesehen. Bis 2025 solle jede Schule schweizweit mit solchen Nano-Koffern ausgerüstet sein.

Désirée Gächter
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