Genau vor 50 Jahren wurde in der Kantonshauptstadt die City Parking St.Gallen AG gegründet und damit der Stein für eine Erfolgsgeschichte ins Rollen gebracht. Zweck war der Erwerb, die Erstellung und der Betrieb von öffentlich zugänglichen Parkgaragen – und das ist ihr gelungen.
Eine Stunde kostete 50 Rappen
Fast jeder, der mit dem Auto in St.Gallen unterwegs ist, hat wohl bereits seinen Wagen in die Hände des grössten Parkhausbetreibers der Stadt gegeben. Insgesamt 1'525 Parkplätze betreibt das Unternehmen in den Parkhäusern Bahnhof, Brühltor, Burggraben und Stadtpark heute.
Anstoss für die Gründung war 1968 die Planung des Parkhauses am Brühltor, das von der Stadt 1971 gebaut und von der Parkgarage AG betrieben wurde. Damals kostete eine Stunde Parking noch 50 Rappen ... 2002 expandierte das Unternehmen mit den weiteren Parkhäusern und verdreifachte die Kapazität der Parkplätze. Die Schranken gingen hoch und runter – und die Kasse der City Parking St.Gallen AG klingelte munter.
«Jetzt kann ich guten Gewissens gehen»
Massgeblich verantwortlich für den grossen Erfolg des Unternehmens war Dr. Elmar M. Jud. Der Rechtsanwalt ist seit 1992 Verwaltungsrat und seit 2002 VR-Präsident der City Parking St.Gallen AG und zieht sich nun – nach 29 Jahren – aus dem Unternehmen zurück.
«Man sollte immer dann gehen, wenn es am schönsten ist – und das ist jetzt», sagt der 73-Jährige im Gespräch mit stgallen24. «Eigentlich habe ich in meinen Tätigkeiten – egal welche – immer so nach zehn Jahren abgegeben, aber bei der City Parking ist mir der Absprung irgendwie nicht gelungen. Warum? Weil ich einfach unheimlich grosses Interesse an der Materie habe. Aber jetzt, nach der Total-Sanierung der Parkgarage Burggraben und dem gesunden Zustand, in dem sich das Unternehmen befindet, kann ich guten Gewissens gehen.»
Trotz Corona-Krise hat das Unternehmen 2020 einen Reingewinn von 1,27 Millionen Franken gemacht. Das liege aber vor allem daran, dass die Burggraben-Sanierung deutlich günstiger ausgefallen ist als budgetiert. «Aber auch an uns ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen. So haben wir 30 Prozent weniger Auslastung in den Parkhäusern gehabt. Und das war erst der Einbruch im Jahr 2020, der zweite wird dieses Jahr folgen. Aber es geht uns immer noch gut.»
Und wie sieht St.Gallen in zehn Jahren aus?
Sorgen darüber, dass die Parkhäuser in St.Gallen irgendwann nicht mehr rentabel sein könnten, macht sich Elmar Jud nicht. «Auch wenn 50 Prozent mehr Veloverkehr herrschen würde, gäbe es keine Verdrängung des mobilisierten Individualverkehrs. St.Gallen ist einfach topografisch nicht in der Lage, eine Velostadt zu werden. Deshalb wird es die Parkplätze in den Parkhäusern immer noch brauchen. Wenn ich mir St.Gallen heute in zehn Jahren vorstelle, dann sehe ich da unsere Parkhäuser und das UG25. Da bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob sich das neue Parkhaus auszahlen wird, aber das ist ja nicht mehr meine Sorge», witzelt Jud.
Zur Erinnerung: Bei der Bewirtschaftung der neuen Parkgarage «UG 25» am Unteren Graben hat man sich für das ausländische Unternehmen «Indigo» und nicht für die City Parking St.Gallen AG entschieden. Bekanntgegeben hat dies aber nicht die städtische Pensionskasse selbst, sondern die City Parking AG, die über den Entscheid nur den Kopf schüttelte. «Wir hatten vorgeschlagen, zwei Etagen weniger zu bauen, aber dem hat man nicht zugestimmt. So kamen wir nicht zusammen.»
Feier erst im Herbst
In Juds Fusstapfen soll der heutige Verwaltungsratssekretär Thomas Schönenberger treten. Auch Hans Jürg Bernet verlässt den Verwaltungsrat nach 15 Jahren. Für ihn wurde Sibylle Jung nominiert. «Es wird Zeit, dass mal eine Frau mitmischt», sagt der Rechtsanwalt.
Die Jubiläumsfeier der City Parking St.Gallen AG soll wegen Corona im Herbst nachgeholt werden. Elmar Jud möchte sich nun auf weiterhin auf sein Arbeit als Mitinhaber und Verwaltungsratspräsident der Rosenklinik in Rapperswil sowie als Inhaber, Geschäftsführer und Verwaltungsrat der Immobilienunternehmung JUB AG Immo konzentrieren. «Mit dem Rückzug aus der City Parking St.Gallen AG wird wohl auch ein bisschen mehr Zeit für die Familie drinliegen.»