Bei der seit den 1970er Jahren vor allem in den USA entwickelten chirurgischen Techniken wird unter anderem der Magen verkleinert und damit sein Fassungsvermögen reduziert. Die Patienten könnten so deutlich weniger Nahrung aufnehmen und dadurch ihr Gewicht nachhaltig massiv verringern, fasst Dr. med. Martin Thurnheer von der Klinik Stephanshorn zusammen.
In der Klinik Stephanshorn in St.Gallen ist die Bariatrie, die sich etwa seit Mitte der 1990er Jahre auch in Europa etablierte, eng mit dem Namen von Dr. med. Martin Thurnheer verbunden. Der Bauchchirurg hatte zuvor am Kantonsspital St.Gallen die Magenbypassoperation in der Ostschweiz eingeführt.
Sorgfältige Patientenvorbereitung
«Als Ultima Ratio bei ausgeprägtem Übergewicht sind diese Eingriffe sehr wirksam. Sie führen bei über neun von zehn Patienten langfristig zu erfolgreichen Ergebnissen», sagt Martin Thurnheer. Mit einem Anteil von 30 Prozent der gegenwärtigen bauchchirurgischen Eingriffen ist die Bariatrie ein zentraler Pfeiler an der Klinik.
Im Vorfeld klärt das interdisziplinäre Fachteam des Adipositas-Zentrums sorgfältig ab, ob die Patienten die nötigen Bedingungen erfüllen und bereitet sie dann umfangreich auf den Eingriff und die Zeit danach vor. Beteiligt sind neben den Internisten auch Narkoseärzte, Radiologen, die Ernährungsberatung und Psychiater. «Für einen langfristigen Erfolg sind psychosoziale Netzwerke, die dem Patienten Beistand leisten, unabdingbar», gibt Thurnheer zu bedenken.
Bei der international am häufigsten angewendeten Magenbypass-OP wird der Magen in eine kleine Magentasche und in den viel grösseren Restmagen geteilt. Da die Magentasche nur wenig Nahrung aufnehmen kann, die dann in den eingefügten Dünndarm weiter geleitet wird, werden einerseits die Essensportionen verringert, andererseits wird durch die Dünndarmumleitung ein Teil der Nährstoffe und Kalorien nicht im Verdauungstrakt verwertet und drittens erzielen veränderte Hormone eine positive Wirkung. Wenn die Technik der Schlauchmagenbildung angewandt wird, entfernen die Chirurgen einen grossen Teil des Magens. Dieser Vorgang lässt sich im Gegensatz zum Magenbypass nicht rückgängig machen.
Folgenreicher Neuanfang
«Bariatrische Eingriffe bedeuten einen starken Lebenseinschnitt mit sehr erfolgreichem Neuanfang, wenn er gut vorbereitet und sorgfältig ausgewählt ist», so Martin Thurnheer. Da weniger Nahrung aufgenommen wird, gilt es, Vitamin- oder Mineralstoffmangel vorzubeugen. Diese müssen dem Körper in ausreichender Menge zusätzlich zugeführt werden. «Die anfangs engmaschige Nachbetreuungsphase durch Adipositas-Zentrum und Hausarzt dauert im Prinzip lebenslang, allerdings dann in viel grösseren Kontrollabständen».
Verläuft die Entwicklung erwartungsgemäss, dann bewahren die Patienten dauerhaft ihr reduziertes Gewicht und gewinnen damit Lebensqualität zurück. Zudem erspart das die Kosten für die eventuell nötige Behandlung von Erkrankungen, die auf Adipositas zurückgehen – vor allem Diabetes, Schlaganfälle, Herzinfarkt oder vorzeitige Gelenkabnutzung.