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26.03.2021

Immo Messe Schweiz, quo vadis?

Bild: FS
Heute hätte die Immo Messe Schweiz in St.Gallen beginnen sollen. Was bedeutet die erneute Absage für Messeleiterin Olga Pelliccione und Olma-Direktorin Christine Bolt?

Die Immo Messe Schweiz war eine der ersten Grossveranstaltungen der Ostschweiz, die 2020 von der Corona-Pandemie verunmöglicht wurde: Drei Wochen vor ihrer Durchführung wurde sie in den Sommer verschoben, später ganz abgesagt. Die Messe ist seit 22 Jahren ein wichtiger Treffpunkt der Ostschweizer Immobilien- und Baubranche und gehört national zu den bedeutenden Publikumsmessen für Planung und Erwerb von Wohneigentum. Sie vereint die grösste Eigenheimmesse der Schweiz und eine umfassende Ausstellung zu Bau, Renovation, Finanzierung, Umwelt und Energie unter einem Dach. Entsprechend gross ist die Enttäuschung, dass die Immo Messe Schweiz heuer zum zweiten Mal abgesagt werden muss. «Wir waren das ganze letzte Jahr über in regem Austausch mit Behörden und Ausstellern. Die Lage war und ist sehr dynamisch. Wir hatten aber bis zuletzt die Hoffnung, dass die Immo Messe Schweiz 2021 stattfinden kann», blickt Olga Pelliccione zurück.

Funktionierendes Konzept
Die erneute Absage der Immo Messe Schweiz schmerzt die Genossenschaft Olma Messen St.Gallen AG umso mehr, weil gerade wegen der Corona-Pandemie viele Menschen ihre Wohnsituation überdenken, vielleicht aus- oder umbauen oder neu kaufen wollen. «Für die Messeteams ist es auch schmerzhaft, weil sie mit Herzblut an den Vorbereitungen der Messe arbeiten. Und für die Branche, weil sie damit erneut keine Möglichkeit hat, die Immo Messe Schweiz als Informations- und Begegnungsplattform zu nutzen», so die Messeleiterin. Nun heisst es für die Messeleiterin nach vorne schauen – die nächste Immo Messe Schweiz findet vom 25. bis 27. März 2022 statt. «Sie hat ein gut funktionierendes Konzept und muss sich daher nicht komplett neu erfinden», hält Olga Pelliccione fest. Bau, Renovation, Finanzierung sowie Umwelt und Energie bleiben auch 2022 die Hauptthemen. «Wir werden aber die Zeit, die uns ungewollt zur Verfügung steht, nutzen, um neue Themen, die gerade jetzt an Gewicht gewonnen haben, in die Messe zu integrieren.»

Olga Pelliccione, Messeleiterin Immo Messe Schweiz Bild: FS

Schwierige Situation
Nebst der Immo Messe Schweiz, die Ende März 2021 hätte stattfinden sollen, musste auch die OFFA im April abgesagt werden, die grösste Ostschweizer Publikumsmesse im Frühling. Für die Genossenschaft Olma Messen St.Gallen sind diese Absagen ein weiterer Schlag in einer ohnehin schon schwierigen Situation. «Die Messen gehören zum Kerngeschäft der Genossenschaft und stellen unersetzliche wirtschaftliche Pfeiler dar, auf denen das Unternehmen steht», sagt Olma-Direktorin Christine Bolt. «Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich die Auswirkung des erneuten Messeverbots allerdings noch nicht im Detail beurteilen.» Aktuell werde die Situation analysiert. Erfreulich sei in dieser herausfordernden Zeit aber, dass fast 20 umliegende Gemeinden neu Genossenschafter geworden sind. «Das ist ein tolles Commitment gegenüber den Olma Messen und gegenüber der Stadt St.Gallen», freut sich Bolt.

Hoffen auf die Olma
Planungsunsicherheit bleibt aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie auch für das zweite Halbjahr 2021. «Aktuell gehen wir davon aus, dass die OBA und die OLMA stattfinden können; deshalb laufen da die Vorbereitungsarbeiten. Wir denken bei der OLMA in Szenarien und machen uns Gedanken, wie allfällige Einschränkungen aussehen und wie wir damit umgehen könnten», sagt Christine Bolt. Hier werde langfristig gedacht: «Einerseits wollen wir Geld verdienen und unser Möglichstes tun, auch unter erschwerten Bedingungen Erträge zu generieren.» Andererseits seien die Olma Messen auch um das Image der Marken besorgt und überlegten z.B., wann eine OLMA noch eine OLMA oder inwiefern die Welt «nach Corona» eine andere ist, welche Chancen sich für die Genossenschaft ergeben und was die Kunden nun wollen. Es gibt also viel zu tun für Olma-Direktorin. «Wir sind mitten in einer Reorganisation, die finanzielle Situation beschäftigt mich, strategische Fragen drängen sich auf, und ich mache mir viele Gedanken zu meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern», so Bolt.

Digitale Messen?
Trotz Planungsunsicherheit laufen die Messevorbereitungen also weiter. Auch die Immo Messe Schweiz avisiert bereits März 2022. Werden dabei auch hybride Varianten geprüft? «Selbstverständlich prüfen und beobachten wir verschieden Möglichkeiten, wie unsere Messen digital ergänzt werden können», sagt Messeleiterin Olga Pelliccione. «Unser Kerngeschäft ist aber die LiveBegegnungsplattform. Daran werden wir festhalten.» Dies bestätigt auch Olma-Direktorin Christine Bolt: «Eine virtuelle Messe kann meines Erachtens vorübergehend ein Ersatz sein für eine physische Messe. Ich sehe darin aber wenig Potenzial; weder finanziell noch für die Zukunft.» Bolt ist überzeugt: «Live-Kommunikation kann in ihrem Erlebnischarakter nicht ersetzt, aber durch digitale Begleitung verlängert und optimiert werden.» Hier gelte es, am Ball zu bleiben, um zu erkennen, welche digitalen Elemente sich auch nach Corona durchzusetzen vermögen. Eine digitale OLMA oder Tier&Technik macht aus ihrer Sicht keinen Sinn. Es lohne sich nicht, darin zu investieren. «Wenn, dann digitale Begleitung und Ergänzung, wie wir das z.B. mit Farming.plus machen.»

Christine Bolt, Olma-Direktorin Bild: FS

Hybride Veranstaltungen
Etwas anders sieht die Situation bei den Veranstaltungen aus: Dort könne man noch eher zwei bis drei Monate vor dem Event auf hybride oder digitale Formate umsteigen. Was die Aussteller betrifft, kann sich Christine Bolt vorstellen, dass es einige geben werde, die in der aktuellen Zeit gute Erfahrungen mit digitalen Kanälen machen und vielleicht auf ihren Messestand verzichten – oder diesen anders gestalten. «Für mich als Marketing-Frau stellt sich nicht die Frage nach digital oder analog, physisch oder virtuell – ich bin überzeugt, dass es alle Marketing-Kanäle braucht.» Was die Besucher anbelangt, macht sich Bolt keine Sorgen: «Nach so vielen Monaten Homeoffice, unzähligen Videocalls und ‹Kontaktarmut› bin ich überzeugt, dass die Leute Lust auf Messen, Events, Kontakte, Erlebnisse und Überraschungen haben werden.»

Messe der Zukunft
Wie also sieht für die Olma-Direktorin die Messe der Zukunft aus? «Sie schafft es noch besser, die richtigen Menschen – also Angebot und Nachfrage – zusammenzubringen; da bietet die Digitalisierung viele Chancen.» Zudem besteche sie durch eine gekonnte Erlebnisinszenierung und eine klare Positionierung. Seitens Aussteller sei der Messeauftritt ins Gesamt-Marketing-Konzept integriert und professionelle inszeniert. Ziel der Olma Messen St.Gallen bleibt es, LiveEvents zu bieten – und hier macht Christine Bolt die aktuell auf kantonaler Ebene gestartete Corona-Impfung Hoffnung. «Sorgen machen mir hingegen die finanziellen, wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen der Corona-Pandemie. Nicht nur für uns, sondern für die ganze Gesellschaft.»

Bild: FS

Dieser Text von Tanja Millius ist aus der LEADER Ausgabe Jan/Feb 2021. Die LEADER-Herausgeberin MetroComm AG aus St.Gallen betreibt auch stgallen24.ch.

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