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Stadt St.Gallen
09.03.2021
10.03.2021 10:09 Uhr

Illegale Party: Jetzt spricht der Veranstalter

Rund 50 Leute nahmen an der Party in der Stadt St.Gallen teil.
Rund 50 Leute nahmen an der Party in der Stadt St.Gallen teil. Bild: zVg
Am Samstag wurde im Westen der Stadt eine wilde Corona-Party gefeiert – bis die Polizei kam. stgallen24 konnte mit dem Veranstalter sprechen.

Am Samstagabend wurde in der Stadt St.Gallen die grösste – polizeilich bekannte – illegale Party während der Corona-Zeit gefeiert. Rund 50 junge Leute nahmen teil. Die Stadtpolizei St.Gallen wurde darauf aufmerksam gemacht und löste die Veranstaltung auf.

Was treibt junge Menschen dazu, eine Party mitten in einer Pandemie zu veranstalten? stgallen24 hat mit dem Gastgeber gesprochen. Der junge Mann (19) möchte zu seinem persönlichen Schutz nicht mit seinem echten Namen auftreten. Deshalb nennen wir ihn hier Tony.

Tony, wie kamst Du auf die Idee, eine illegale Party während Corona zu veranstalten?
Also eigentlich wollte ich gar keine wirkliche Party veranstalten. Ich hatte einfach fünf Leute eingeladen – und dann haben immer mehr gefragt, ob sie auch kommen dürfen. Ich konnte einfach nicht «Nein» sagen, wollte mal wieder eine tolle Zeit mit Leuten verbringen und gute «Vibes» versprühen.

Die Party fand in einem Lokal statt. Gehört es Dir?
Nein, aber ich hatte Zugang zum Lokal. Das habe ich ausgenutzt.

  • Die Polizei wurde auf die illegale Party aufmerksam gemacht. Bild: zVg
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  • Die Gäste sollen sich in einem Lagerraum versteckt haben. Bild: zVg
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Um 23.30 Uhr kam die Polizei. Einige Gäste sollen sich versteckt haben. Wie lief der Abend ab?
Es war so: Ein Kumpel hatte die Polizei draussen bemerkt und mich sofort angerufen, dass sie gleich kommen würden. Dann bin ich nach oben gerannt, habe die Musik ausgeschaltet. Alle haben mich angestarrt und ich rief: «Seid alle mal still und geht ins Lager. Die Polizei ist da!» Alle waren wie versteinert und bewegten sich nicht. Erst als ich geschrien habe, sind sie ins Lager gerannt. Es waren etwa 40 bis 50 Leute in einem kleinen Raum.

Dann kam die Polizei rein und fragte, wie viele Personen hier seien. Ich habe gesagt, dass im Verlauf vom Abend etwa 25 Personen hier gewesen wären, aber nie mehr als fünf gleichzeitig. Die Polizei daraufhin so: «Das ist nicht ihr Ernst oder?» Sie haben halt die vielen Flaschen, Bänke, Tische und den Abfall gesehen ... Und dann hörten sie Geräusche aus dem Lagerraum. Die Polizei ging hin, öffnete die Tür und sah dort knapp 50 Leute. Der eine Beamte sagt nur: «Ah, was haben wir denn da?» 

Danach sind alle Gäste rausgerannt und die Polizei hat Verstärkung gerufen. Dann ist es komplett eskaliert; ich habe mitbekommen, wie einige Jugendliche in Handschellen gelegt wurden, andere konnten entkommen. Die Polizisten haben die Personalien von den meisten aufgenommen. Ihnen droht eine Busse von 100 Franken.

«Ich wollte den Leuten eine gute Zeit bescheren», so der Veranstalter. Bild: zVg

Habt Ihr nicht damit gerechnet, dass die Polizei kommt?
Ich kannte die Risiken von Anfang an, aber ich habe die Verantwortung übernommen und allen gesagt, dass ich den Kopf hinhalten werde, falls die Polizei kommt. So kam es auch.

War das die erste Party während Corona?
Dazu will ich mich nicht äussern.

Wie alt waren die Party-Gäste?
Ausschliesslich junge Leute waren da. Die meisten waren zwischen 16 und 25.

Gab es irgendwelche Massnahmen während der Party? Zum Beispiel, dass die Leute Masken tragen mussten?
Nein, gab es nicht.

  • Die Teilnehmer müssen mit einer Busse von 100 Franken rechnen. Bild: zVg
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  • Angst vor Ansteckungen habe man nicht gehabt. Bild: zVg
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  • Die Busse vom Veranstalter dürfte noch höher ausfallen. Bild: zVg
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Hast Du denn keine Angst vor Ansteckungen?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe mitbekommen, dass es schon die eine oder andere Corona-Party gab - und bis jetzt hat sich niemand angesteckt, den ich kenne. Obwohl ich mit vielen Leute Kontakt habe, aus den gleichen Bechern trinke und die gleichen Joints rauche, hatte ich bis jetzt noch kein Corona. Ich habe mehr Angst vor einer Geschlechtskrankheit als vor Corona. 

Ist Dir das Virus also egal?
Es ist mir nicht egal, aber ich hatte einfach die Schnauze voll von der ganzen Situation und von der Isolation. Die jungen Leute leiden sehr darunter, obwohl sie nicht zur Risikogruppe gehören. Ich wollte allen, die da waren, einfach einen Moment schenken, um die ganze Corona-Kacke zu vergessen. Ich wollte ihnen mal wieder eine Möglichkeit geben, feiern, tanzen und neue Leute kennenlernen zu können. Uns werden die besten Jahre genommen. Deshalb nahm ich das Risiko in Kauf. 

Wurdest Du bereits gebüsst?
Noch nicht, aber da wird bestimmt was kommen.

Hörst Du jetzt auf mit den Partys?
Ja – aber nur mit den illegalen.

Matilda Good
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