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Stadt St.Gallen
08.02.2021
08.02.2021 10:43 Uhr

Der letzte St.Galler Milchmann geht in Rente

 Marlies und Erwin Rechsteiner schliessen ihr Lädeli. (Bild: Matilda Good)
Marlies und Erwin Rechsteiner schliessen ihr Lädeli. (Bild: Matilda Good) Bild: (Bild: Matilda Good)
Das Lädeli «Rechsteiner Milchprodukte» im Neudorf schliesst nach 65 Jahren. Damit gibt es keine Milchmänner mehr in der Stadt St.Gallen.

Milchmann Erwin Rechsteiner ist heute 67 und wohnt an der Lukasstrasse 61 - in der Wohnung direkt über seinem Laden. Sein Vater eröffnete diesen im Jahr 1956. Josef Rechsteiner besorgte damals seinem Sohn Erwin eine Lehre beim Milchverband St.Gallen-Appenzell, wo er Molkerist lernte. 1989 übernahm dann der Sohnemann den Betrtieb.

Gemäss Rechsteiner sind kleine Quartierläden und der Beruf des Milchmannes zu einem Auslaufmodell geworden. Und als klar wurde, dass keiner seiner zwei Söhne den Laden übernehmen will, hat die Familie beschlossen, diesen aufzugeben, wie der 67-Jährige bei einem Besuch im Milchladen erzählt. 

Familienbetrieb durch und durch

Seit der Geschäftsübernahme im Jahr 1989 stand Rechsteiners Frau Marlies ihrem Mann stets zur Seite. Weil lange Zeit das Geld für eine Vollzeitstelle fehlte, halfen alle aus der Familie mit - sogar die Kinder.

Erwin Rechsteiner kann sich noch gut an die Milchtouren mit seinem Vater erinnern: Josef Rechsteiner klappert seine Kunden ganz am Anfang mit einem Handkarren ab, dem er einen Hund vorspannt. Später hat er ein motorisiertes Dreirad. In der einen Hand den Karren, in der anderen einen Korb mit Butter, Käse und Pastmilch. So gingen Vater und Sohn von Tür zu Tür, wie er auch dem «St.Galler Tagblatt» erzählt.

  • Erwin Rechsteiner ging schon früher mit seinem Vater auf Milchtouren. (Bild: Matilda Good) Bild: Matilda Good
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  • Bild: (Bild: Matilda Good)
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Erwin Rechsteiner übernahm die Milchtouren dann 1977. Er versorgte die Quartiere Hüttenwies, Zil, Guggeien und ab den 1990 auch die Remishueb. 2013 hörte er damit auf, da das Elektromobil kaputt ging und hausgelieferte Milch auch nicht mehr so gefragt war. Daraufhin verteilte er nur noch auf Bestellung.

Alle liebten die Rechi-Glace

«Ich besuchte das 'Notker', die Sekundarschule im Neudorf, und kann mich noch gut erinnern, wie die ganze Klasse zu Erwin ging und der Klassenlehrer der ganzen Klasse ein Glace spendierte», erinnert sich eine Leserin von stgallen24 zurück. Die Rechi-Glace waren sehr beliebt, besonders die Sorte Banane.

In gut drei Monaten macht der bekannte Laden seine Türen für immer zu, aber nur traurig ist Erwin Rechsteiner darüber nicht. Er sieht der Schliessung mit einem lachendem und einem weinenden Auge entgegen. Es sei seine Profession und sein Leben gewesen, in diesem Laden zu arbeiten, den Käse um sich zu haben und mit den Kunden zu reden. «Wir sind dankbar für all die Jahre, freuen uns jetzt aber auch auf die Pensionierung», so Marlies und Erwin Rechsteiner.

Matilda Good
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