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Stadt St.Gallen
02.02.2021
04.02.2021 14:34 Uhr

Taxifahrer zittern: Kommt bald Uber?

In der Stadt St.Gallen war Uber lange kein Thema. Doch das könnte sich bald ändern. (Bild: Miryam Koc)
In der Stadt St.Gallen war Uber lange kein Thema. Doch das könnte sich bald ändern. (Bild: Miryam Koc) Bild: zVg
Nach über 25 Jahren wird das Taxireglement der Stadt St.Gallen erneuert. Damit wird auch die Einführung von Uber zum Thema.

Es ist frühmorgens am Bahnhof St.Gallen. Ein Auto reiht sich an dem nächsten, zwei Männer rauchen Zigaretten und reiben sich die kalten Hände. Eine Fahrerin schlägt gerade die Zeitung auf, ein anderer nippt am Kaffee.

Die Corona-Pandemie hat auch bei den Taxifahrern ihre Spuren hinterlassen. Während des Lockdwons sind 90 Prozent des Umsatzes weggebrochen, sagte Samuel Holenstein, Geschäftsführer von Herold Taxi zu stgallen24.

Nun dürfte es aber noch dicker kommen: Die Stadt St.Gallen passt ihr Taxireglement an und möchte neuen Anbietern eine Chance geben. Damit könnte sie sich fit machen für Angebote wie Uber, wo jeder mit seinem eigenen Auto zum Taxi-Unternehmen werden kann. Zwar wird das Taxireglement erst im Verlaufe des Jahres überarbeitet, aber Andeutungen zu Uber machte Stadträtin Sonja Lüthi schon.

Stadträtin Sonja Lüthi (GLP) Bild: zVg

Taxireglement schreckt Uber ab

Während man in Städten wie Zürich, Genf, Luzern, Winterthur, Basel, Baden oder Lausanne bereits auf Uber setzt, hat der Fahrdienst-Gigant mit Sitz in San Francisco bis jetzt einen grossen Bogen um die Stadt St.Gallen gemacht.

Grund dafür ist das aktuelle Taxireglement, das seit 1995 besteht. Denn dieses schreckt potentielle Uber-Fahrer ab, zu hoch seien die Anforderungen darin. Doch das könnte sich mit dem neuen Reglement ändern.

Stadträtin Sonja Lüthi äusserte sich an einer Medienkonferenz zum neuen Taxireglement: «Uber wird sicher ein Thema sein. Die Stadt St.Gallen wurde bereits mehrmals angefragt.» Es bräuche eine Liberalisierung und eine Öffnung im Taxiwesen, weil heute die Zahl der Taxi-Standplätze begrenzt sei und es keinen Platz für neue Anbieter gebe. Das wolle man nun ändern.

Dass dies Taxifahrer verärgern könnte, ist auch Lüthi bewusst «Es wird eine Herausforderung für bestehende Fahrer, aber wie in allen Branchen gilt auch für Taxis, dass man mit der Zeit geht und Bedürfnisse befriedigt», so die Stadträtin gegenüber «SRF». Man wolle aber die Taxifahrer mit ins Boot holen. Sonja Lüthi verspricht, dass diese beim neuen Taxireglement mitreden dürfen.

«Biete Fahrten über die App im grössten Netzwerk aktiver Fahrgäste an», wirbt Uber. Bild: zVg

«Das wäre Kuckuckswirtschaft»

Dass Uber in St.Gallen nun doch bald Fuss fassen könnte, hat die hiesige Taxibranche aufgeschreckt. «Für den Endkonsumenten wäre es auf den ersten Blick attraktiv, ein günstigeres Taxi-Angebot zu haben. Für die Branche und die Wirtschaft spricht aber sehr, sehr vieles dagegen», sagt Samuel Holenstein, Geschäftsführer von Herold Taxi.

«Als Taxiunternehmen leisten wir einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft. Wenn man aber auf ein Unternehmen wie Uber setzt, fliesst das Geld ins Ausland. Uber bezahlt hier keine Steuern und leistet keine Sozialbeiträge, benutzt aber die hiesige Infrastruktur. Das ist Kuckuckswirschaft. Aus unserer Sicht wäre ein solches Angebot wettbewerbsverzerrend und würde der Schweizer Wirtschaft extrem schaden.» Deshalb komme es für ihn auch nicht in Frage, sein Taxi-Angebot mit Uber zu erweitern. 

Enttäuscht von Sonja Lüthi

Der Stadtrat wolle in nächster Zeit einen ersten Entwurf des Taxireglements verfassen und diesen Taxiunternehmen wie Herold zukommen lassen. «Uns wurde gesagt, dass man sich dabei an Kantonen wie Zürich und Luzern orientiert. Aufgrund der Corona-Krise wird es aber wahrscheinlich noch eine Weile dauern, bis wir etwas in den Händen haben. Deshalb kann ich noch nicht genau sagen, ob das neue Reglement besser oder schlechter ist. Grundsätzlich fahren wir aber mit dem aktuellen Taxireglement gut.»

Samuel Holenstein kritisiert in diesem Zuge Stadträtin Sonja Lüthi: «Bevor man einen Entwurf in Auftrag gibt, sollte man doch ein paar Stimmen aus der betreffenden Branche oder einige Fahrer anhören. Da wurden wir überhaupt nicht miteinbezogen. Sonja Lüthi hat zwar mit Uber gesprochen, aber nicht mit uns. Das ist enttäuschend.»

Samuel Holenstein, Geschäftsführer Herold Taxi Bild: FS

Der Stadtrat definiert in seinen Jahreszielen 2021 das neue Taxireglement mit folgenden Änderungen: 

  • durch zeitgemässe Reglementierung den veränderten Umständen
    Rechnung tragen
  • Orientierung an den Bedürfnissen der Bevölkerung sowie der
    Taxibetreiberinnen und Taxibetreibern
  •  Sicherstellung einer verkehrssicheren und ökologischen
    Grundversorgung
  •  Einbezug neuer technischer Entwicklungen
  • Schaffung eines transparenten Vergabeverfahrens

 

mik
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