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Stadt St.Gallen
31.01.2021
31.01.2021 10:56 Uhr

Riklins planen Museum unter Neubausiedlung

Frank und Patrik Riklin erschaffen neue Wirklichkeiten
Frank und Patrik Riklin erschaffen neue Wirklichkeiten Bild: Fondation Riklin
Die St.Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin haben die «Fondation Riklin» gegründet. Mit ihr wollen sie wortwörtlich ein neues Fundament für den gesellschaftlichen Zusammenhalt legen.

In Zusammenarbeit mit einem Immobilienunternehmen und gemeinsam mit der Regensdorfer Bevölkerung erschaffen die Riklin-Brüder eine Art «verbetoniertes Kunstmuseum», welches das Fundament des neuen Stadtquartiers Zwhatt in Regensdorf ZH bildet – als Grundstein für den zukünftigen Spirit des Zusammenlebens.

Kunst an der DNA eines Stadtquartiers

Mit ihrer neusten Arbeit «Fondation Riklin» beschäftigen sich die Konzeptkünstler Riklin mit den Fragen: Kann Kunst die Mentalität eines Ortes und seiner Bewohnerschaft prägen? Wie kann sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt beeinflussen? Welches Potential liegt in unüblichen Begegnungen und ungewöhnlichen Kombinationen?

Dabei wollen Frank und Patrik Riklin mit ihrer Auftraggeberin, der Immobilienfirma Pensimo Management AG, den Spirit des künftigen Stadtquartiers bei Regensdorf konsequent verkörpern und die künstlerischen Maximen bereits in der Entstehungsphase kultivieren. In diesem Sinne machen die Riklins «Kunst an der DNA eines neuen Stadtquartiers».

«Könnte die Auftraggeberin unser Konzept nicht ernsthaft mittragen, wären wir als Künstler handlungsunfähig. Kunst als «nice-to-have» kommt für uns nicht in Frage», sagen die beiden. Gemeinsam mit der Pensimo Management AG und dem Creative Director Thomas Kurzawski entwickelten sie zunächst die DNA von Zwhatt, die sowohl zur Kunst als auch zum neuen Stadtquartier passt. Daraus ist die Philosophie der Verzwhattung entstanden: Alltägliches zusammenbringen, damit Neues und Ungewöhnliches entsteht.

Die Riklins haben eine neue Sonderaufgabe: Alltagsgegenstände sammeln, zusammenbringen und zu «verzwhatteten» Kunstwerken verarbeiten Bild: Fondation Riklin

Verzwhattete Kunstwerke

Sammeln. Herstellen. Konservieren. So heissen die drei Schritte zur Realisierung der Fondation Riklin. Für ihr Projekt stiefeln Frank und Patrik Riklin in den nächsten Monaten in Regensdorf, Adlikon und Watt herum (Video 2). Sie klingeln spontan an Haustüren und fragen die Menschen, ob sie einen Alltagsgegenstand für die Idee der Fondation Riklin stiften möchten.

In einem zweiten Schritt zerschneiden die Konzeptkünstler den Gegenstand und bringen ihn mit einem ähnlichen Gegenstand, der ebenfalls aus einem Regensdorfer Haushalt stammt, auf komplementäre Art und Weise zusammen. Oder anders gesagt: sie «verzwhatten» zwei Alltagsgegenstände. So entstehen Kunstwerke, die für die unübliche Begegnung und das kreative Zusammenleben stehen. Die verzwhatteten Kunstwerke der Fondation Riklin stellen in diesem Moment auch eine Art Allegorie eines neuen gesellschaftlichen Zusammenhalts dar.

In einem dritten Schritt werden die Kunstwerke der Riklins mit einem Leiterwagen zurück in die Gesellschaft «gezogen», auf weisse Sockel gehoben und zum Diskurs gestellt, ehe sie im Fundament des Stadtquartiers Zwhatt einbetoniert werden – und als Grundstein für den Spirit des künftigen Zusammenlebens konserviert werden. Später sollen die einbetonierten, verzwhatteten Kunstwerke und deren Geschichten mittels Augmented Reality wieder zum Leben erweckt werden. Die Fertigstellung und Eröffnung der «Fondation Riklin» ist für 2024 geplant.

Startschuss

Die ersten Grabarbeiten der Fondation Riklin starten am Montag, 1. Februar 2021, auf dem Parkplatz Neuhardstrasse in Regensdorf. Ab 10.30 Uhr reissen die Riklin-Brüder den Boden auf.

Weitere Informationen: www.fondationriklin.ch

Was ist die Fondation Riklin?

Die «Fondation Riklin» ist ein "verbetoniertes Kunstmuseum" für verzwhattete Objekte. Mit Sitz in Regensdorf-Watt. Im Fundament von Zwhatt. Sie verfolgt die künstlerische Vision wortwörtlich «ein neues Fundament» für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu legen. Verzwhattete Kunstwerke bestehen aus zwei Teilen von zwei ähnlichen Alltagsgegenständen. Von einem der linke und vom anderen der rechte teil. Die einbetonierten, verzwhatteten Kunstwerke und deren Geschichten werden später mittels Augmented Reality wieder zum Leben erweckt. Die Fertigstellung der «Fondation Riklin» ist für 2024 geplant. 

Die Zürcher Immobilienfirma Pensimo Management AG initiiert die «Fondation Riklin» der St.Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin im Rahmen von Zwhatt. Sie setzt dabei auf die Kraft der Kunst, die als wesentlicher Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens in das neue Stadtquartier integriert wird. Und dies bereits vor Baubeginn: «Erst kommen der Spirit und das Fundament, dann das Stadtquartier Zwhatt obendrauf», sagt Birgit Hattenkofer, Chief Development Officer, bei der Pensimo Management AG.

Die «Fondation Riklin» konserviert die DNA von Zwhatt nachhaltig im Fundament des neuen Stadtquartiers – als Grundstein für ein attraktives und nachbarschaftliches Zusammenleben. Ein Ort, wo man sich auf unübliche Art und Weise begegnet und Dinge zusammenbringt, die noch nicht zusammen sind. Dabei spielt die Idee der «Verzwhattung» eine zentrale Rolle.

Die Verzwhattung ist ein künstlerischer Begriff für die vermeintlich absurde "Verheiratung" von Gegenständen, Situationen und Ereignissen. Die Philosophie der «Verzwhattung» kann auch als künstlerische Methode verstanden werden, die Menschen aus festgefahrenen Mustern und Vorurteilen befreit. Verzwhattung ist eine Haltung, die eine Welt entwirft, in der die «unübliche Verbindung» grossgeschrieben wird. «Je mehr verzwhattet wird, desto weniger grau ist der Alltag», so die Riklin-Brüder vom Atelier für Sonderaufgaben unisono.

«Verzwhattete» Kunstwerke bestehen aus zwei Teilen von zwei ähnlichen Alltagsgegenständen Bild: Fondation Riklin

Die Macher der Fondation Riklin

Die St.Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin gehen in ihrem Atelier für Sonderaufgaben seit 20 Jahren der Frage nach, inwieweit sich das Potential der Kunst erweitert, wenn sie den repräsentativen Rahmen verlässt und direkt in sozial-gesellschaftliche Realitäten eingreift. Wo liegt die Schnittstelle zwischen Kunst und Alltag, Wirtschaft und Gesellschaft? Wie verändert sich die Rolle des Künstlers, wenn Kunst dort platziert wird, wo man sie am wenigsten erwartet?

Frank und Patrik Riklin rütteln an verschiedenen Systemen des Alltags und erschaffen neue Wirklichkeiten. Mit den Werken Null Stern Hotel (2008/2016), BIGNIK (2012-2043) und Fliegen retten in Deppendorf (2012) haben sie in den vergangenen Jahren internationale Bekanntheit als Konzeptkünstler erreicht. 2018 gründeten sie die Artonomie, eine Intervention für unübliches Denken und Handeln im Wirtschaftsraum.

Mehr Infos unter sonderaufgaben.ch.

 

stgallen24/stz.
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