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06.12.2020
06.12.2020 11:31 Uhr

Der Samichlaus kommt aus der Türkei

Die Figur des heutige Samichlaus geht auf den heiligen St. Nikolaus von Myra zurück (Bild:obrist-impulse.de)
Die Figur des heutige Samichlaus geht auf den heiligen St. Nikolaus von Myra zurück (Bild:obrist-impulse.de) Bild: obrist-impulse.net
Er hat viele Namen. Der dickliche, rotgewandete Mann mit Rauschebart und Bischofshut oder Zipfelkappe. Nikolaus, Santa Claus oder Samichlaus. Dass er eigentlich nicht vom Nordpol, sondern aus der Türkei kommt, wissen nicht viele.

Wer ist eigentlich dieser eigentümliche Fremde, den wir alljährlich am 6. Dezember zu unseren Kindern lassen? Der zusammen mit seinem Spiessgesellen, dem Schmutzli, Krampus oder Knecht Ruprecht, den Kindern Nüsse, Äpfel, Schokolade und manch andere Geschenke bringt. Oder in Nordamerika gar am Weihnachtstag mit einem von Rentieren gezogenen Schlitten anreist, sich durch den Kamin zwängt, dabei noch sauber bleibt, „Ho-Ho-Ho“ ruft, Geschenke hinterlässt und – glaubt man denn der Werbung – bevorzugt eine braune Coffein-Zuckerbrause trinkt.

Der Samichlaus geht auf die historisch verbürgte Figur des Nikolaus von Myra zurück (Bild: wikipedia.org) Bild: wikipedia.org

Die Legende vom heiligen Nikolaus

Samichlaus geht in Wahrheit auf die für das 3. Jahrhundert nach Christus historisch verbürgte Figur des Nikolaus von Myra zurück, einer Stadt in der kleinasiatischen Region Lykien in der heutigen Südtürkei. Nikolaus erbte von seinen Eltern ein grosses Vermögen, das er sukzessive an Arme und Kinder verschenkte. Später wurde Nikolaus Bischof von Myra.

Er wurde nach einer in Patara, einer kleinen Stadt in der heutigen Südtürkei als einziger Sohn reicher Eltern, die jung starben, geboren. Auf seinen Reisen stellte Nikolaus fest, dass viele seiner Landsleute arm waren und hungerten. So begann er, sein Geld an diese Menschen zu verteilen.

Als er auf einer seiner Reisen nach Myra kam, waren die Stadttore bereits geschlossen. Denn es war schon spät am Abend. Nikolaus schlief vor den Toren der Stadt. Der Bischof der Stadt war kurz zuvor gestorben. Da die Stadtväter keinen würdigen Nachfolger fanden, beschlossen sie: «Wer am nächsten Morgen als erster die Kirche betritt, wird Bischof».

Der Nikolaus ist auch der Schutzpatron der Seefahrer (Bild: deacademic.com) Bild: deacademic.com

Der hl. St. Nikolaus war Bischof der Stadt Myra

Da Nikolaus ein gläubiger Mensch war, führte ihn sein Weg am nächsten Morgen in die Kirche zum Gebet. So wurde er Bischof von Myra. Als hoher Geistlicher soll er noch grosszügiger gewesen sein als zuvor: Die Menschen des Landes kannten und verehrten ihn. Nach seinem Tod besuchten unzählige der beschenkten Kinder sein Grab und weinten um ihn.

Die Kirchen bemächtigten sich in der Folge seines Erbes. Sie vereinnahmten den guten Mann und sprachen ihn sogar heilig. In der Folge wurden ihm auch verschiedene Wunder zugesprochen. So soll er unter anderem drei getötete Seemänner wieder zum Leben erweckt haben. Aus diesem Grund ist Nikolaus bis heute Schutzpatron der Seefahrer.

Heute wird nicht mehr Geld und Gold verschenkt. Der Samichlaus bringt den Kindern Nüssli, Äpfel und Mandarinen (Bild: Ulrike Huber) Bild: Ulrike Huber

Der heilige Nikolaus rettete drei Jungfrauen

Die Sage der drei Jungfrauen gilt hingegen als gesichert: Sie sollten von ihrem Vater an alte und ungeliebte Männer verkauft werden. Nikolaus hörte beim Vorbeigehen das Weinen der Mädchen aus einem Zimmer. Damit sie nicht verkauft wurden, warf er drei goldene Kugeln durch das Fenster. Mit dieser Mitgift konnten die Mädchen heiraten, wen sie wollten.

Der Bischof wurde bei der guten Tat beobachtet. Aus diesem Grund hat man ihm die Geschichte fest zugeschrieben. Sie wird in verschiedenen Religionen und an unterschiedlichen Orten beschrieben. Nikolaus starb am 6. Dezember 326. Zum Gedenken besuchen Samichlaus und Schmutzli bis heute Kinder und bringen ihnen leckere Sachen mit. Auch im Rheintal. Wobei sein Besuch dieses Jahr wohl meistens ausfällt, da auch die Samichläuse den Covid-19-Virus in ihrem Rauschebart verstecken könnten.

Der amerikanische Santa Claus mit seinem roten Plüschpyjama mit Pelzbesatz geht auf eine Zuckerbrausenreklame zurück (Bild: britannica.com) Bild: britannica.com

Kostüm erinnert an eine Mitra

Als Bischof trug Nikolaus eine Mitra. Besonders in katholischen Regionen sieht Samichlaus auch heute noch wie ein Bischof aus. Mit Bischofsmütze und weissen Handschuhen. Anders der rote Hauspyjama mit Pelzbesatz und Zipfelmütze des amerikanischen Santa Claus, der in Wahrheit einer Cola-Werbung aus den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts entstammt.

Schmutzli, Knecht Ruprecht oder Krampus erinnern wohl an die Helfer, die Nikolaus auf seinen Reisen begleiteten. Seine Ursprünge liegen in Wahrheit im spätmittelalterlichen «Kinderschreck». Seit dem 16. Jahrhundert kursierten Flugblätter mit Schreckfiguren, die als zusätzliches Mittel der elterlichen Erziehung die Kinder zu Frömmigkeit mahnten.

Die angeblichen Gebeine des Nikolaus von Myrna liegen als Reliquien in der italienischen Stadt Bari. Denn nach der Evakuierung der Stadt Myra und vor ihrer Eroberung durch seldschukische Truppen 1087 raubten süditalienische Kaufleute die Überreste des Heiligen aus seiner Grabstätte des Heiligen in der St. Nikolaus Kirche in Demre und überführten sie ins heimatliche Bari. Die Reliquien befinden sich in der eigens errichteten Basilika San Nicola.

gmh/uh
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