Spätestens seit ihrer Tätigkeit als Vorsitzende der Fed ist Janet Yellen nicht nur in der akademischen Welt, sondern auch an den Finanzmärkten eine weltweit respektierte und angesehene Person. Sie wird im globalen Kreis der Finanzminister vom ersten Tag an als kompetentes und anerkanntes Mitglied auftreten. Ihr wird die schwierige Aufgabe zufallen, die US-Wirtschaft aus der Corona-Rezession herauszuführen. Sie wird dabei von ihrer Erfahrung profitieren können, die sie nach der Finanzkrise 2008 als Vizepräsidentin der Fed gemacht hat.
Konstellation wie 2008
Damals gab es eine ähnliche Konstellation. Präsident Obama wählte mit Timothy Geithner einen Finanzminister, der vorher bei der Fed tätig war. Zusammen mit Fed-Präsident Ben Bernanke setzte er eine Mischung zwischen expansiver Geldpolitik und staatlichen Unterstützungsprogrammen um, die es den USA erlaubten, rasch wieder zu einem soliden Wachstum zurückzufinden. Diese Politik war nicht unumstritten, auch innerhalb der Fed nicht. Es gab einen Richtungsstreit zwischen den «Hawks», die durch die QE-Programme der Fed einen Anstieg der Inflation befürchteten und den «Doves», die die Bekämpfung der Rezession in den Vordergrund stellten. Janet Yellen war dabei einer der Wortführer der «Doves». Sie war aber auch diejenige, die 2015 mit der ersten Zinserhöhung und später mit der Reduktion der Fed-Bilanz die geldpolitische Normalisierung in den USA einleitete.