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Stadt St.Gallen
19.11.2020
19.11.2020 10:18 Uhr

Kundert tritt ab

Hannes Kundert wurde 1997 als Präsident gewählt (Bild: Erich Gmünder)
Hannes Kundert wurde 1997 als Präsident gewählt (Bild: Erich Gmünder) Bild: PD
Quartiervereinspräsident Hannes Kundert tritt nach 24 Jahren zurück. Im Gespräch blickt er auf fast ein Vierteljahrhundert Riethüsli zurück.

Was er bereits an der Hauptversammlung angetönt hatte, bestätigte er an der letzten Vorstandssitzung: Quartiervereinspräsident Hannes Kundert hat seinen Rücktritt erklärt. An der Hauptversammlung 2021 soll sein Nachfolger gewählt werden. Kundert wird dann dem Quartierverein Riethüsli 24 Jahre lang vorgestanden sein. Im Gespräch mit Erich Gmünder, Chefredaktor der Quartierzeitung «Magazin Riethüsli», blickt Kundert auf diese Zeit zurück.

Hannes Kundert, was hat Dich zum Rücktritt bewegt?

Ich wurde 1997 ins Präsidium gewählt und darf auf eine spannende und schöne Zeit zurückblicken, wo wir vieles erreicht haben. Ich möchte nicht, dass mir dereinst der Ruf als Sesselkleber anhaftet – falls es nicht schon zu spät ist (lacht) – und will neuen Kräften Platz machen.

Wie hast Du es so lange in diesem doch recht herausfordernden Amt ausgehalten?

Es war kein Aushalten, weil wir es doch immer wieder mit interessanten Themen zu tun hatten, die ich begleiten durfte. Ich denke an wichtige Themen wie den Liebegg-Tunnel, den der Quartierverein mit einer Petition anstiess, die Realisierung des Bahntunnels, das Alterszentrum, ebenfalls mit einer Petition aus dem Quartier initiiert, oder den Neubau des Primarschulhauses, das jetzt mit der Abstimmung Ende November näherrückt.

Zudem war es motivierend, dass wir immer wieder sehr interessierte und hilfsbereite Leute aus dem Quartier gefunden haben, die sich im Vorstand oder für einzelne Projekte engagieren.

24 Jahre Präsident – wie hat sich das Quartier in dieser Zeit entwickelt?

Absolut zum Positiven! Wenn ich beispielsweise an die Überbauung in der Watt denke, die uns viele initiative neue Kräfte beschert hat, die sich im Quartierverein, im Vorstand oder in unserem Quartiertreff NestPunkt engagieren. Auf der Negativseite der Bilanz müssen wohl das Beizensterben und die Schliessung des Quartierladens Christen verbucht werden. Das Einkaufsverhalten der Quartierbevölkerung hat sich nach der Einführung der Buslinie 10 verändert, man kauft lieber beim Grossisten in der Stadt ein. Auch die Post wurde geschlossen, wobei mit der Postagentur ein guter Ersatz gefunden werden konnte und sich das Quartier erfolgreich für die Schaffung eines Postomaten eingesetzt hat.

Was waren im Rückblick die Highlights?

Besonders gerne erinnere ich mich an die Bundesfeiern auf der Solitüde, wo sich die ganze Bevölkerung traf und wir auf viele freiwillige Helfer zählen durften. Dazu leisteten wir einen Beitrag zur Sanierung der steilen Strasse auf die Solitüde, die nun vielen Spaziergängern einen bequemen Aufstieg zum schönsten Aussichtspunkt der Stadt erlaubt. Dank grosszügigen Sponsoren konnte die legendäre Schaukel der Solitüde im Berneggwald nachgebaut werden und hat sich zu einem beliebten Spielplatz entwickelt. Seit 2007 führen wir alle zwei Jahre das Seifenkistenrennen durch. 

Zusammen mit den Ortsbürgern beteiligten wir uns an der Schaffung der Grillstelle im Menzlenwald («Räuberplatz»). Und statt zu jammern, reagierte der Quartierverein aktiv auf das Beizensterben und konnte vor vier Jahren der NestPunkt eröffnen. 

Und politisch?

Politische Erfolge waren wie erwähnt die Petition mit 2100 Unterschriften für den Autotunnel Liebegg, der nun – nach der Ablehnung durch Stadt und Kanton – vom Bund in die Planung aufgenommen wurde. Und schliesslich verhinderten wir mit Einsprachen das ursprünglich geplante, hässliche Tunnelportal der Appenzellerbahn an der Teufenerstrasse mitten im Quartier. 

Und natürlich sind auch die jährlichen Quartiervereinsversammlungen, die sich eines regen Interesses erfreuen, jeweils ein Highlight.

Also alles paletti, oder gibt es auch Sachen, die nicht gelungen sind?

Leider gibt es die auch. So versuchte der Quartierverein vergeblich, den Saal beim Restaurant Solitüde zu retten. Verpasst haben wir jüngst die Möglichkeit, den Fussweg vom Reservoir zum Kreuz auf der Solitüde weiterzuführen. Und immer noch trauern viele der Schülerpasserelle über die Teufener Strasse nach, wo wir leider zu wenig Unterstützung vom Elternforum, der Schule und der Politik erhielten. Schon etwas weiter zurück liegt die Idee für einen Aussichtsturm auf der Menzlen, und noch immer auf eine Realisierung wartet das ursprünglich ebenfalls vom Quartierverein angestossene Altersprojekt an der Demutstrasse.

Wie hat sich in dieser Zeit die Unterstützung durch die Stadt entwickelt?

Sehr gut! Vom bisherigen Stadtrat fühlten wir uns sehr ernst genommen. Das zeigt sich auch darin, dass die vollzählige Stadtregierung jeweils beim jährlichen Treffen aller Präsidenten der Quartiervereine anwesend ist. Bei den einzelnen Zweigen der Stadtverwaltung ist es unterschiedlich. Wichtig scheint mir, dass die Stadt den Partizipationsgedanken noch stärker realisiert. Hier bieten sich vor allem bei der Realisierung der Schulanlage und der angedachten Neuüberbauung des Zentrums viel Potenzial.

Was wünschst Du Deinem Nachfolger?

Feinfühligkeit gegenüber den wirklichen Anliegen der Quartierbewohner und dass man nicht wegen Lappalien in Aktionismus verfällt. Wenn gewünscht, werde ich gerne weiterhin beim Vernetzen helfen.

Hannes Kundert

gründete 1994 mit 28 Jahren sein eigenes Elektrounternehmen und engagierte sich daneben vielseitig politisch und sozial. So war er von 1997 bis 2008 FDP-Mitglied des Stadtparlamentes, das er im letzten Amtsjahr auch präsidierte, und von 2005 bis 2017 Präsident des Vereins Tixi-Taxi. Seit 2008 sitzt Kundert in der GBS-Kommission; 1997 übernahm er das Präsidium des Quartiervereins.

Erich Gmünder, Magazin Riethüsli
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