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Stadt St.Gallen
27.12.2025
27.12.2025 10:33 Uhr

Verdi-Gala bringt grandiose Solisten

Szene aus «Aida»
Szene aus «Aida» Bild: stz.
Mit berühmten Arien, starken Chorszenen und herausragenden Solisten bot die Verdi-Gala in der Tonhalle einen festlichen Opernabend ganz im Zeichen Giuseppe Verdis.

Die Verdi-Gala bestätigte auch in diesem Jahr ihren Stellenwert als fester Bestandteil des kulturellen Jahresausklangs. Das Programm setzte auf bekannte und wirkungsvolle Ausschnitte aus Opern von Giuseppe Verdi wie Nabucco, Aida, Rigoletto, Il Trovatore, Macbeth, Don Carlos oder La Traviata und traf damit den Geschmack eines Publikums, das Verdis Musik nicht neu entdecken, sondern in konzentrierter Form erleben wollte.

Das Orchester und der Chor der Opera Polska präsentierten sich als geschlossenes, erfahrenes Ensemble.

Besonders in den grossen Chorszenen zeigte sich eine überzeugende Balance zwischen Kraft und Disziplin: Der Gefangenenchor aus Nabucco wirkte getragen und homogen, Brindisi aus La Traviata entfaltete seine festliche Wirkung mit Nachdruck, ohne ins Überladene zu geraten.

Die fünf Solisten waren Weltklasse Bild: stz.

Ein zentraler Höhepunkt des Abends waren die Solisten, die das Programm mit aussergewöhnlicher Qualität prägten.

Die beiden Sopranistinnen Silvia Rampazzo und Monika Piechaczek überzeugten mit strahlender Höhe, sicherer Linienführung und grosser Ausdruckskraft. Besonders in den lyrischen Passagen verband sich stimmliche Eleganz mit emotionaler Tiefe. Mezzosopranistin Maja Wielgus verlieh ihren Partien eine warme, farbige Klanglichkeit und setzte markante Akzente in den Ensembles.

Tenor Paolo Lardizzone gestaltete seine Auftritte mit italienischem Timbre, stimmlicher Präsenz und überzeugender Dramatik. Bariton Giulio Boschetti rundete das Solistenensemble mit kraftvoller, zugleich differenzierter Stimmführung ab und verlieh seinen Rollen Profil und Gewicht.

In der Summe präsentierte sich das Solistenquintett auf internationalem Niveau und trug entscheidend zur Wirkung des Abends bei.

Szene aus «Nabucco» Bild: stz.

Am Pult führte Dirigent Marcin Wolniewski Chor und Orchester mit sicherem Gespür für Verdis dramatische Spannungsbögen. Die Tempi waren ausgewogen, die Koordination zwischen Bühne und Orchester funktionierte präzise.

Szenografie und Kostüme unterstützten den festlichen Charakter der Gala, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Die Inszenierung verzichtete bewusst auf moderne Deutungen und setzte auf klassische Bilder, was der Zielsetzung der Veranstaltung entsprach und beim Publikum auf sichtbare Zustimmung stiess.

Insgesamt bot die Verdi-Gala einen hochstehenden Opernabend, der weniger auf Überraschung als auf Qualität, Wiedererkennung und Atmosphäre setzte.

Dank eines erstklassigen Solistenensembles, eines eingespielten Chors und Orchesters sowie einer stimmigen Gesamtgestaltung wurde Verdis Musik als das erlebbar, was sie seit Generationen ist: zeitlos, wirkungsvoll und emotional unmittelbar.

Das Publikum dankte mit Standing Ovations, und es bleibt zu hoffen, dass nächstes Jahr die Aufführung ausverkauft sein wird – sie hat es verdient.

Giuseppe Verdi (1813–1901)

Giuseppe Verdi zählt zu den bedeutendsten Opernkomponisten der Musikgeschichte und prägte die italienische Oper des 19. Jahrhunderts wie kaum ein anderer.

Geboren im norditalienischen Le Roncole, entwickelte er ausgehend von der Tradition des Belcanto einen unverwechselbaren Stil, der melodische Eingängigkeit mit dramatischer Verdichtung verband.

Verdi verstand es meisterhaft, menschliche Gefühle wie Liebe, Eifersucht, Macht, Verzweiflung und Hoffnung in Musik zu übersetzen, die unmittelbar berührt und zugleich theatralisch wirksam ist.

Mit Opern wie Nabucco, Rigoletto, Il Trovatore, La Traviata, Aida, Don Carlos oder Otello schuf Verdi Werke, die bis heute zum Kernrepertoire der internationalen Opernhäuser gehören.

Seine Figuren sind keine abstrakten Typen, sondern psychologisch gezeichnete Charaktere, deren innere Konflikte musikalisch präzise ausgestaltet sind.

Anders als bei Richard Wagner steht bei Verdi weniger das Orchester als vielmehr die Singstimme im Zentrum, getragen von einer klaren melodischen Linie und dramatischer Zuspitzung.

Verdi erneuerte die Oper von innen heraus, löste sich schrittweise von formelhaften Strukturen und führte das Genre zu einer neuen Einheit von Musik und Drama. Auch sein Requiem von 1874 zeigt, wie nah sich bei ihm geistliche Musik und Opernkomposition stehen.

Giuseppe Verdi starb 1901 in Mailand, doch seine Musik lebt fort als Ausdruck zeitloser Menschlichkeit und als Inbegriff italienischer Opernkunst.

stgallen24/stz.
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