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Leserbrief
Stadt St.Gallen
02.12.2025
03.12.2025 07:25 Uhr

«Von Frau zu Frau – ein Blick auf ein vergessenes Lohngefälle»

Eveline Ketterer stört sich daran, dass in Amtsstuben immer noch viel mehr verdient wird als in der Privatwirtschaft
Eveline Ketterer stört sich daran, dass in Amtsstuben immer noch viel mehr verdient wird als in der Privatwirtschaft Bild: Collage: stgallen24
In ihrem Leserbrief setzt sich Eveline Ketterer mit einem Lohnunterschied auseinander, der in der öffentlichen Debatte praktisch keine Beachtung findet: dem Gefälle zwischen privaten und öffentlichen Löhnen. Staatsbedienstete verdienen im Schnitt etwa ein Viertel mehr als Angestellte in der Privatwirtschaft, bei Frauen ist der Unterschied noch frappanter.

«Der Schweizer Medianlohn liegt bei 7024 Franken brutto: So war es neulich in den Medien zu erfahren. Vergleiche werden gezogen zwischen den Branchen, den Grossregionen, der beruflichen Stellung, Alter und Geschlecht, dem Ausbildungsniveau …

Ein erfreulicher Rückgang der Lohnunterschiede bei Frauen und Männern wird festgestellt. Das Bundesamt für Statistik thematisiert all die Bereiche in seiner Medienmitteilung, die es statistisch erfasst und herausgegeben hat. Sollte man meinen.

Denn: Eine wichtige Statistik fehlt.

Sie ist zwar vorhanden auf der Website des Bundes, findet aber weder Eingang in dessen Medienmitteilung noch in den Medien selbst. Es handelt sich um einen weiteren Lohnunterschied. Nicht den zwischen den Geschlechtern. Sondern den Lohnunterschied zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor. Und er ist erheblich:

Während der Medianlohn im privaten Sektor 6722 Franken beträgt, liegt er im öffentlichen Sektor bei 8422 Franken.

Der Lohnunterschied bei Frauen und Männern nimmt seit Jahren stetig ab. Im Jahr 2012 lag er noch um die 15%; es folgte eine kontinuierliche Senkung. Im Jahr 2024 liegt der Lohnunterschied zwischen Frau und Mann noch bei 8,4%. Der Lohnunterschied beim Medianlohn des öffentlichen und privaten Sektors hingegen liegt seit 2012 «stabil» bei 25–26%.

Bild: zVg

Sollte sich also jemand wundern, warum er mit seinem Lohn so deutlich unter dem Medianlohn liegt, könnte das daran liegen, dass man uns den privaten und öffentlichen Sektor stets zusammengerechnet präsentiert. Und der öffentliche Sektor diese Zahl so komfortabel hochdrückt.

Im öffentlichen Sektor liegt der Medianlohn bei den Frauen sogar bei sagenhaften 8075 Franken, während die Frauen im privaten Sektor bei einem Medianlohn von 6245 Franken herumdümpeln.

Moment… Wir kommen also auf einen Lohnunterschied von über 29% zwischen den Frauen, die im privaten Sektor, und den Frauen, die im öffentlichen Sektor arbeiten?

Warum wird das nirgends thematisiert?

Die Zahlen dazu sind kein Geheimnis. Das Bundesamt für Statistik weist sie alle aus, man kann sich hier alles genau anschauen und herunterladen.

Wo sind hier die entsprechenden Massnahmen, um diese Art der Lohnunterschiede zwischen Angestellten in der Privatwirtschaft und Angestellten der öffentlichen Dienste zu verkleinern?

Einen Gender-Pay-Gap von 25–30% fände auch niemand akzeptabel! Das öffentlich-private Lohngefälle wird aber in der Medienmitteilung noch nicht einmal erwähnt.

Der sogenannte «Public-Private Wage Gap» ist noch zu wenig bekannt – und für den Vergleich zwischen den Frauen desselben existiert noch nicht einmal ein spezifischer Begriff.»

Eveline Ketterer, Aufrecht St.Gallen
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