Die Lage beim gleichnamigen Kloster müsste eigentlich das Alleinstellungsmerkmal des Bauernhofs Notkersegg sein. In der Wahrnehmung vieler St.Galler sind es aber die drei Verkaufsautomaten direkt am Spazierweg, die rund um die Uhr allerlei Köstlichkeiten bereithalten und sich nach dem Verkauf sogar artig bedanken. Längst ist die Direktvermarktung eigener Produkte für viele landwirtschaftliche Betriebe zu einem wichtigen Standbein geworden. Beim Bauernhof Notkersegg gehört seit neun Jahren ein reichhaltiges Fleischsortiment zum Angebot.
«Wir haben 48 Hektaren Land, alles in der Bergzone 1, die meisten unserer Flächen sind in Hanglage, zwischen 800 und 900 Metern über dem Meer», sagt Bäuerin Petra Fäh. Die Höhenlage führt dazu, dass die Vegetation im Frühling später erwacht und die Pflanzen im Herbst das Wachstum früher einstellen als beispielsweise am Bodensee. Die Topografie schränkt die Bewirtschaftungsmöglichkeiten zusätzlich ein. «Ackerbau oder Obstbau wären hier nicht sinnvoll. Deshalb liegt es nahe, auf dem Grasland Milch und Fleisch zu produzieren», sagt Petra Fäh. Auf dem Bauernhof Notkersegg steht seit jeher die Milchwirtschaft im Vordergrund. Und Fleisch ist bei der Milchwirtschaft – wie eigentlich bei jeder Tierhaltung – ein logisches Nebenprodukt.
Gutshof wird Pachtbetrieb
Schon die Eltern von Thomas Fäh bewirtschafteten den Bauernhof, der dem benachbarten Kloster Notkersegg gehört. Werner und Trudi Fäh kamen 1969 auf den Hof, Werner Fäh wurde als Betriebsleiter eingestellt. Das blieb so bis kurz vor der Jahrtausendwende. Die neue Direktzahlungsverordnung sah dann aber vor, dass Beiträge nur an Personen mit landwirtschaftlicher Ausbildung ausgerichtet werden können – und somit nicht mehr ans Kloster. Deshalb wurde der Gutsbetrieb, wie viele andere im Land, in einen Pachtbetrieb umgewandelt.
Ab 1998 lag die unternehmerische Verantwortung bei der Familie Fäh, seit 2008 bei Thomas und Petra Fäh. Ein Pachtverhältnis bedeutet, dass die Pächter in allfällige Verbesserungen des Betriebs oft selbst investieren müssen, obwohl ihnen der Hof nicht gehört. Tatsächlich haben die Pächter seit 1998 immer wieder ins Tierwohl investiert. Unter anderem bekamen erst die Milchkühe, dann auch die Rinder einen Laufstall, beide Bauten wurden im Baurecht erstellt. Solche Investitionen müssen über eine lange Zeit abgeschrieben werden, weshalb künftige Investitionen gut überlegt sein wollen.
Die muttergebundene Kälberaufzucht, die erst seit fünf Jahren in der Schweiz erlaubt ist, wäre ein mögliches Investitionsvorhaben. In dieser Haltungsart kann ein Kalb bei der Mutter trinken, der Rest der Milch wird gemolken und verwertet. «Würden wir auf dieses System umstellen wollen, müssten wir den ganzen Stall umbauen. Es braucht Kälberbuchten, es braucht Abteilungen, wo die Mütter zu den Kälbern gehen können», erklärt Petra Fäh. Dafür müssten die Pächter wohl gegen 100’000 Franken für eine Anlage ausgeben, die nicht ihnen gehört. Bis zu ihrer Pensionierung würde sich diese Ausgabe nicht rechnen.