An ihrer Mitgliederversammlung haben die Grünen Stadt und Region St.Gallen einstimmig die Ja-Parole zur Initiative «Sex? Aber safe!» beschlossen. Die Initiative will verhindern, dass finanzielle Hürden junge Menschen oder einkommensschwache Gruppen von wichtigen Gesundheitsmassnahmen abhalten.
In den letzten 15 Jahren haben sich in der Schweiz die Fälle von Syphilis, Tripper und Chlamydien vervielfacht. Dennoch kostet ein STI-Test in St.Gallen rund 175 Franken – ein Betrag, den sich viele nicht leisten können.
«Sich testen zu lassen ist Eigenverantwortung. Aber wie sollen Menschen Verantwortung übernehmen, wenn sie sich die Tests gar nicht leisten können?», fragte Stadtparlamentarierin Sinah Eisenring, Mitglied des Initiativkomitees. Für sie ist klar: «Sexuelle Gesundheit darf kein Privileg sein, sondern muss für alle zugänglich sein – unabhängig vom Einkommen.»
Die Initiative will Aufklärung fördern, Hürden abbauen und das Testen als selbstverständlichen Teil der Gesundheitsvorsorge etablieren. So sollen Infektionen früh erkannt, Folgeerkrankungen vermieden und Gesundheitskosten langfristig reduziert werden.
Investition in Prävention und Chancengleichheit
«Wer heute in Prävention investiert, spart morgen hohe Gesundheitskosten», betonte Rebekka Schmid, Co-Präsidentin der Grünen Stadt und Region St.Gallen. «Es ist kurzsichtig, sich hinter Sparargumenten zu verstecken. Investitionen in Prävention sind Investitionen in Gesundheit, Gerechtigkeit und Chancengleichheit.»
Ein Blick nach Zürich zeigt, dass kostenlose Tests wirken: Sie fördern Prävention, ermöglichen frühere Behandlungen und senken die Kosten im Gesundheitswesen. Für die Grünen ist klar: Die Initiative ist sowohl gesundheitspolitisch notwendig als auch finanziell sinnvoll.
Unterstützung auf nationaler Ebene
Das Anliegen der Jungen Grünen findet auch national Rückhalt: Das nationale Jugendparlament (Jugendsession) fordert neu kostenlose und anonyme STI-Tests für junge Menschen in der ganzen Schweiz. Damit unterstreicht auch die Jugendpolitik, dass sexuelle Gesundheit ein zentrales gesellschaftliches Thema ist und politische Lösungen dringend gefragt sind.
Faktenbasierter Input zu Sexarbeit
Im zweiten Teil der Mitgliederversammlung referierte Andrea Thoma, Dozentin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, über die zentralen Fakten und Herausforderungen im Bereich Sexarbeit.
Sie zeigte auf, dass hinter Sexarbeit unterschiedliche Lebensrealitäten und Beweggründe stehen. Fachkreise plädieren deshalb für eine klare Unterscheidung zwischen selbstbestimmter und strafrechtlich relevanter Sexarbeit, die oft mit sexueller Ausbeutung und Menschenhandel einhergeht.
In der Schweiz arbeiten Schätzungen zufolge zwischen 13’000 und 25’000 Frauen sowie wenige Männer im Sexgewerbe. Seit 1942 ist Sexarbeit grundsätzlich legal, unterliegt aber kantonalen Regelungen und strengen Auflagen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen sind Sexarbeiter überdurchschnittlich von gesundheitlichen Risiken, sexueller Gewalt und Diskriminierung betroffen.
Andrea Thoma lobte die Arbeit der kantonalen Fachstelle Maria Magdalena, die Beratung, Tests und Nothilfe anbietet. Ihr Vortrag führte zu einer lebhaften Diskussion über Rechte, Schutz und gesellschaftliche Verantwortung.