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Stadt St.Gallen
05.11.2025
05.11.2025 16:38 Uhr

Wie St.Gallen die Welt sammelte

Die Ausstellung vermittelt nicht nur die neusten Erkenntnisse der historischen Erforschung der Sammlungsgeschichte, sondern widmet sich auch den Veränderungen des Museumsalltags
Die Ausstellung vermittelt nicht nur die neusten Erkenntnisse der historischen Erforschung der Sammlungsgeschichte, sondern widmet sich auch den Veränderungen des Museumsalltags Bild: zVg
Vom 8. November 2025 bis 5. Juli 2026 zeigt das Kulturmuseum St.Gallen die neue Hauptausstellung «Die Welt ins Museum – vom Handeln, Sammeln und Entdecken». Sie rückt die Anfänge der ethnologischen Sammlung des Hauses ins Blickfeld und geht der Frage nach, wie St.Gallen überhaupt zu einer der bedeutendsten ethnologischen Sammlungen der Schweiz gekommen ist.

Die mit Unterstützung des Bundesamts für Kultur erforschte Geschichte dieser Sammlung erzählt weit mehr als nur lokale Museumsgeschichte: Sie steht exemplarisch für die Rolle der Schweiz im 19. Jahrhundert – einer Zeit des Aufbruchs, der Industrialisierung und der Globalisierung.

Während die europäischen Grossmächte ihre kolonialen Imperien ausbauen, ist auch die Schweiz – und besonders St.Gallen als wichtige Exportstadt – eng in weltweite Handels- und Wissensnetzwerke eingebunden. Kaufleute aus der Ostschweiz nehmen an Weltausstellungen teil, eröffnen Niederlassungen in Übersee und bewegen sich selbstverständlich in kolonialen Infrastrukturen.

Bild: zVg

Das Interesse an Handelswaren und geografischem Wissen führt zur Gründung einer geografischen Gesellschaft mit ausgeprägt wirtschaftlichem Schwerpunkt – der «Ostschweizerischen Geographisch-Commerciellen Gesellschaft». Die Mehrheit der Mitglieder in der Anfangszeit sind Kaufleute. Sie regen an, eine Sammlung anzulegen, und organisieren eine der schweizweit ersten ethnologisch-geografischen Ausstellungen.

In der Kantonsschule entsteht ein Handelsmuseum mit Warenmustern und Kulturgütern. Um 1900 wandelt es sich zum spezialisierten Völkerkundemuseum, der Kreis der Sammler öffnet sich, nun zählen etwa auch Missionare dazu. 1921 wird – als letztes grosses Bauprojekt der Stickereizeit – das heutige Kulturmuseum im Stadtpark fertiggestellt.

Die Ausstellung vermittelt nicht nur die neusten Erkenntnisse der historischen Erforschung der Sammlungsgeschichte, sondern widmet sich auch den Veränderungen des Museumsalltags bis hin zu gegenwärtigen Fragestellungen. Wie wurde und wird gesammelt, wie präsentiert, wie zusammengearbeitet?

Bild: zVg

Die Ausstellungsstücke haben, nicht ganz unerwartet, einen textilen Schwerpunkt und reichen von japanischen Kimonos der ersten Handelsmission 1859 über Toggenburger Buntweberei, die nach Kleinasien und Ostafrika exportiert wurde, über besondere Ehrengewänder aus Afrika und China bis zu ausgewählten Batikstoffen aus Indonesien. Mehrere Wissenschaftler haben am Ausstellungsprojekt mitgewirkt; Künstler aus Indonesien haben ihr Wissen einfliessen lassen.

Die Ausstellung entwirft ein vielfältiges Bild der ethnologischen Sammlung in St.Gallen und regt zur Reflexion an. Sie macht deutlich, wie Geschichte nie bloss lokal, sondern immer eng verwoben ist mit grossräumigen Ereignissen. Vor allem hält sie vor Augen, wie grundlegend wichtig die Begegnung mit geschichtlichen Quellen und Kulturgütern ist, um Verständnis, Toleranz und Verantwortung überhaupt erst zu ermöglichen.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung finden Sie hier: kulturmuseumsg.ch/dateien/ausstellungen

stgallen24/stz.
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