«Auch wenn es schon mehrere Jahre her ist, erinnere ich mich noch heute gerne an die Zeit, in der ich mit meinen neugierigen Kindern gemeinsam Bücher angeschaut und daraus vorgelesen habe.
Haben Kinderbuchexperten auch Kinder? Diese Frage stellte ich mir nach dem Lesen einer Reportage aus der Nordwestschweiz.
Eine Mutter eines dreijährigen Sohnes beobachtete zu Hause, wie der kleine Bub sexuelle Handlungen an einer männlichen Puppe vornahm.
Erschrocken über dieses unnatürliche Verhalten, zeigten weitere Nachforschungen, dass ihr Bub tags zuvor in der Kita Opfer eines sexuellen Übergriffs eines vierjährigen Gspänli wurde, der am Penis des Dreijährigen – mit der Bemerkung, dass es ihm schmecken würde – saugte.
Laut der eingereichten Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft könne mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Kausalzusammenhang bestehen, dass der Vierjährige diese Handlung aus dem Mitmach- und Aufklärungsbuch «Wuschelkopf und Pupspopo», empfohlen ab dem 18. Lebensmonat, nachahmen wollte.
Das Buch zeigt beispielsweise ein Mädchen mit Penis, das mit breit gespreizten Beinen einem anderen, staunenden Mädchen seine Geschlechtsteile zur Schau stellt.
Mehrere weitere sexuelle Darstellungen und problematische «Posings» kindlicher Körper könnten laut der Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Karla Etschenberg auch mögliche strafrechtliche, kinderpornografische Tatbestände erfüllen.
Weiter gibt sie zu bedenken, dass solche Darstellungen mit Sicherheit pädosexuell veranlagte Personen bildlich erfreuten.
Und was könnte sich besser zur unverdächtigen Kontaktaufnahme für den geplanten Missbrauch an Kindern eignen als ein pädagogisch legitimiertes Geschenkbuch, das der freundliche Bekannte oder der nette Onkel mitbringt?
Müssten Kinderaufklärungsbuchautoren nicht besonders darauf sensibilisiert sein, dass ihr Werk nicht zum einladenden Hilfsmittel für «Zerstörer» von Kindheitsträumen verkommen könnte?»