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Stadt St.Gallen
23.10.2025

Mode sammeln: Von T-Shirts bis Haute Couture

Bild: zVg
Was macht Kleidung sammlungswürdig? Welche Geschichten, Erinnerungen und Werte verbergen sich in Kleidungsstücken? Die Ausstellung «Mode sammeln. Von T-Shirts bis Haute Couture» im Textilmuseum St.Gallen beleuchtet vom 24.Oktober 2025 bis 25.Mai 2026 die vielfältigen Beweggründe des textilen Sammelns und zeigt, dass Mode ein lebendiger Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist.

Ist der Kleiderschrank eine zufällige Ansammlung oder eine sorgfältig kuratierte Kollektion? Die Ausstellung geht diesen Fragen nach und zeigt, dass bewusstes Sammeln mehr bedeutet als das Anhäufen von Kleidern.

Es ist ein selektives Bewahren von Objekten mit ästhetischer, historischer, emotionaler oder funktionaler Bedeutung. Nachhaltiges Sammeln stellt Qualität vor Quantität und erkennt Kleidung als Ausdruck von Identität, gesellschaftlichem Wandel und Zeitgeist.

Mode bewegt sich dabei stets zwischen Bedecken und Sichtbar-Machen, Zugehörigkeit und Abgrenzung, Zeitgeist und Zeitlosigkeit. Sammlerinnen und Sammler entscheiden, welchen dieser Facetten sie Zukunft geben.

Kunstpositionen zwischen Bewahren und Wegwerfen

Die Künstlerin Andrea Vogel thematisiert in ihrer Installation Die Lumpensammlerin (2024/25) das Gegenteil des wertschätzenden Sammelns: achtlos entsorgte Kleidung im öffentlichen Raum.

Ihr Werk untersucht, welche Wege Textilien als vermeintlicher Abfall nehmen und welches Potenzial in ihnen steckt. Der Titel verweist auf die historische Lumpensammlerin, deren Arbeit einst zur Papiergewinnung diente.

Die zweite künstlerische Position, L’Etreinte (2020–2025) von Rebecca Bowring, reflektiert über das Erbe von Sammlungen. Nach dem Tod ihrer Mutter transformierte die Fotografin deren Sammlung von Seidenschals und Paper Doilies zu neuen Erinnerungen – zarten «textilen Umarmungen».

Vier private Sammlungen – vier Sammlerbiografien

Die Ausstellung gewährt einen intimen Einblick in die Sammlungen von Rosmarie Amacher, Marcus Gossolt, Beata Sievi und Reto Salis Gross. Die Auswahl erfolgte in Zusammenarbeit mit den Sammlerinnen und Sammlern und verbindet prägende Momente der Modegeschichte mit persönlichen Lebenswegen.

  • Rosmarie Amacher: Umfangreiche Sammlung Schweizer Kleider und Kostüme – bewahrt durch die von ihr gegründete Swiss Textile Collection.
  • Beata Sievi: Historische Lingerie und Korsetts – Techniken, Geschichten und Materialität als kulturelle Schätze.
  • Marcus Gossolt: Einzigartige T-Shirts – Ausdruck von Popkultur, Identität und Funktion.
  • Reto Salis Gross: Herrenmode der 1920er bis 1940er Jahre – getragen im Alltag, Zeichen der eigenen Haltung.

In Interviews teilen sie ihre Motivation, die Herausforderungen des Sammelns und die Beziehung zu ihren Objekten. Fotografien zeigen die privaten Aufbewahrungsorte – vom Wohnzimmer bis zum Keller.

Die Sammlung des Textilmuseums – Wissensspeicher seit 1878

Der Gründungsgedanke des Textilmuseums prägt bis heute: Mode ist vielfältig, wandelbar und ein kulturelles Gut. Die Ausstellung zeigt zentrale Sammlungshighlights:

  • Das erste jemals erworbene Kleidungsstück
  • Ein Kleid aus bedruckter Wolle aus den 1860er-Jahren – erstmals öffentlich gezeigt
  • Neuerwerbungen 2024 wie ein selbstgenähtes Hochzeitskleid mit Textilien aus der Ostschweiz

Besonderes Augenmerk erhalten die farbenprächtigen 1920er-Jahre – ein Zusammenspiel von Art Déco, Märchenmotiven, Handwerk und maschineller Innovation.

Heute liegt der Fokus auf historischer und zeitgenössischer Kleidung, die in der Schweiz hergestellt oder getragen wurde – um neue Stimmen der Textilgeschichte sichtbar zu machen.

Interaktive Einblicke ins persönliche Sammeln

Im Erdgeschoss wird das Publikum eingeladen, sich mit der eigenen Garderobe auseinanderzusetzen. Eine Stilberaterin entwickelte dazu einen Kleiderschrank voller Fragen und Tipps, der zum bewussteren Umgang mit Kleidung anregt.

Laufzeit und Projektteam

24. Oktober 2025 – 25. Mai 2026
Textilmuseum St.Gallen, Vadianstrasse 2, 9000 St.Gallen

  • Projektleitung und Kuration: Sina Jenny
  • Szenografie und Ausstellungsgrafik: Jaira Peyer
  • Sammlungskuration: Luba Nurse
  • Wissenschaftliche Mitarbeit: Claudia Merfert, Liliane Vogt
  • Leihgeber: Rosmarie Amacher (Swiss Textile Collection), Marcus Gossolt, Reto Salis Gross, Beata Sievi
pd/ako
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