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Stadt St.Gallen
21.10.2025
21.10.2025 16:06 Uhr

Der Schmerz der Kinder von Verdingkindern

Weil Schweigen und Verdrängen nicht länger genügen, machen sich ehemalige Heim- und Verdingkinder gemeinsam mit ihren Kindern auf eine bewegende Spurensuche
Weil Schweigen und Verdrängen nicht länger genügen, machen sich ehemalige Heim- und Verdingkinder gemeinsam mit ihren Kindern auf eine bewegende Spurensuche Bild: zVg
Am Donnerstag, 23. Oktober, um 20 Uhr feiert der Dokumentarfilm «Nebelkinder» der Berner Regisseurin Corinne Kuenzli im Kinok in der Lokremise St.Gallen Premiere. Der Film beleuchtet das Leid und die bis heute spürbaren Folgen der Schweizer Verding- und Heimkinder.

Bis in die 1980er-Jahre hinein wurden in der Schweiz hunderttausende Kinder von den Behörden oder ihren Familien in Heimen oder als Verdingkinder bei Bauernfamilien platziert.

Corinne Kuenzli dokumentiert in ihrem Film einige dieser schweren Schicksale und bringt die Albträume, Familiengeheimnisse und die von Einsamkeit, Gewalt und Sprachlosigkeit geprägte Kindheit und Jugend dieser ehemaligen Heim- und Verdingkinder ans Licht – ebenso wie die Auswirkungen auf deren Söhne und Töchter.

Gemeinsam mit den Betroffenen begibt sich Kuenzli auf Spurensuche: In Archiven von Vormundschaftsbehörden und Sozialämtern durchforsten sie alte Akten, studieren Fotoalben und stossen dabei immer wieder auf unglaubliche Zeugnisse einer bigotten und heuchlerischen Gesellschaft.

So etwa, wenn ein heute 82-jähriger Mann, der als Baby seiner damals zwanzigjährigen, mittellosen Mutter weggenommen und an neun verschiedenen Orten fremdplatziert worden war, in den Akten liest, seine Mutter «scheint überhaupt einen unsittlichen Lebenswandel zu führen».

Ein Film, der unter die Haut geht

«Nebelkinder» zeigt eindrücklich einen übergriffigen und hartherzigen Staat, dessen Opfer sowie deren Kinder bis heute mit den Folgen zu kämpfen haben. Der Film erinnert daran, dass der Bundesrat erst 2013 das an diesen Kindern verübte Unrecht anerkannte und sie um Verzeihung bat – und dass sich die Auszahlung der Genugtuungen bis ins Jahr 2024 hinzog.

Auf dieser Reise kommen verdrängte Erinnerungen ans Licht, seelische Wunden werden freigelegt, Scham wird überwunden Bild: zVg

Premiere mit Regisseurin und Protagonistin

Die Premiere von «Nebelkinder» findet am Donnerstag, 23. Oktober, um 20 Uhr im Kinok in der Lokremise St. Gallen statt. Anwesend sind Regisseurin Corinne Kuenzli sowie die Protagonistin Sabine Mackintosh. Das anschliessende Gespräch wird von der Journalistin Corinne Riedener moderiert.

Weitere Informationen unter: www.kinok.ch

pd/ako
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