«Die dritte Röhre ist keine Luxuslösung, sondern eine Vorsorgemassnahme. Die bestehenden Tunnelröhren sind über 40 Jahre alt und müssen saniert werden. Während dieser Zeit wäre eine der Röhren geschlossen – der Verkehr müsste sich durch eine einzige Röhre oder über die Stadt quälen.
Wer glaubt, der Verkehr könne sich einfach halbieren, wer meint, Lastwagen, Pendler und Notfalldienste könnten sich irgendwie durchmogeln, der verschliesst die Augen vor der Realität.
Es würde zu massivem Stau, Lärm und Abgasen mitten in der Stadt St.Gallen führen. Die dritte Röhre ist eine Investition in die Zukunft. Sie sichert den Verkehrsfluss während der Sanierung und sorgt danach für mehr Sicherheit, Flexibilität und Lebensqualität in der Stadt.
Mit der zusätzlichen Röhre kann die Stadt langfristig vom Durchgangsverkehr entlastet und die Verkehrssicherheit verbessert werden.
Zur politischen Ausgangslage hält Die Mitte fest: In der Stadt St.Gallen wurde die Vorlage zur Engpassbeseitigung zwar knapp abgelehnt (55,02 % Nein), im Kanton aber angenommen (54,25 % Ja). Die Kritik richtete sich vor allem gegen die Ein-/Ausfahrt Güterbahnhof und den Liebeggtunnel – nicht gegen die dritte Röhre.
Die Wiederaufnahme des Projekts «Dritte Röhre» ist keine Zwängerei, sondern eine sachlich begründete Reaktion auf die Infrastrukturrealität und die neuen Erkenntnisse der ETH-Studie. Gleichzeitig unterstützt Die Mitte Stadt St.Gallen jedoch auch die Weiterführung des Projekts Engpassbeseitigung St.Gallen mit dem Zubringer Güterbahnhof, das zur Reduktion von Stau, Lärm und Schadstoffen in den Wohnquartieren und zur Stärkung der Standortattraktivität der Region beiträgt.
Wichtig ist dabei eine umweltverträgliche und kostenbewusste Umsetzung nach hohen Nachhaltigkeitsstandards.
Kritisch sehen wir hingegen die Priorisierung des Bahnausbaus in der Region St.Gallen. Die ETH-Studie und der Bundesrat schieben den Ausbau des Bahnknotens St.Gallen – insbesondere die Entwicklung zum Vollknoten St.Gallen 2045 – weiter nach hinten.
Das halten wir für einen strategischen Fehler: Der Ausbau des Bahnhofs und der Kapazitäten im öffentlichen Verkehr muss gleichrangig mit dem Autobahnausbau behandelt werden. Ein funktionierender Verkehr der Zukunft braucht beides: eine leistungsfähige Strasseninfrastruktur und ein starkes Bahnnetz.
Nur wenn der ÖV-Ausbau Hand in Hand mit der Engpassbeseitigung erfolgt, kann eine echte Gesamtmobilitätsstrategie für die Ostschweiz umgesetzt werden.
Wir sehen den Stadtrat in der Pflicht, zusammen mit Bund und Kanton die Projekte Rosenbergtunnel mit der Engpassbeseitigung und den Bahnausbau nun weiterhin voranzutreiben – koordiniert zu planen, zu finanzieren und zu realisieren. Sie dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden.
Die Mitte der Stadt St.Gallen steht klar hinter einer Mobilitätspolitik mit Balance – zwischen Strasse und Schiene, zwischen Effizienz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit.»