Churla, eine Aymara-Indianerin, wurde am 11. März 1959 im Hochland des Altiplano geboren. Eine katholische Nonne erkannte früh ihre Intelligenz und ihr aussergewöhnliches Gedächtnis. Dank dieser Förderung konnte sie eine weiterführende Schule besuchen und begann anschliessend ein Medizinstudium.
Dieses musste sie jedoch nach einer Demonstration zur Unterstützung von Bergarbeitern abbrechen. Gemeinsam mit Domitila de Chungara, die sie stark prägte, wurde sie inhaftiert. Danach setzte sie ein Jurastudium fort und lernte den Kongressabgeordneten Juan Carlos Bedregal kennen, der gegen die Diktatur kämpfte und den sie später heiratete.
Verfolgung und Exil
Am 17. Juli 1980 wurde ihr Mann inhaftiert und ermordet. Churla lebte ein Jahr im Untergrund, begleitete Gewerkschafter im Widerstand und kämpfte weiter für Menschenrechte. 1981 wurde sie erneut inhaftiert und durch Amnesty International als «Gefangene des Monats» ins Exil gezwungen.
In Genf fand sie Schutz, begann im Kantonsspital mit der Totenwäsche zu arbeiten und engagierte sich parallel für Menschenrechte – insbesondere bei den Vereinten Nationen und in der Föderation der Familien der Verschwundenen in Lateinamerika.
Rückkehr nach Bolivien und Aufbau von Bildungsprojekten
1982 kehrte Churla zurück und erwarb Land für den Bau einer Schule zu Ehren von Juan Carlos Bedregal. 1985 gründete sie mit Serge Ducrocq einen Verein zur Unterstützung dieser Schule und setzte sich auch in der Schweiz für Migranten ohne Aufenthaltspapiere ein. Am Genfer Graduierteninstitut für Internationale Studien und Entwicklung verfasste sie bei Jean Ziegler eine Dissertation über die Konstruktion von Menschenrechten bei den Vereinten Nationen.
Soziales Engagement in der Schweiz
Nach ihrem Studium arbeitete Churla als Sozialarbeiterin im Geriatrischen Krankenhaus. Im Jahr 2000 half sie gemeinsam mit dem Roten Kreuz beim Aufbau eines Dienstes zur Integration älterer Migranten.
Zudem engagierte sie sich in der Vereinigung Kultura sowie zusammen mit Claire-Lise Dreyfuss bei Camarada, einer Organisation, die Migrantinnen unterstützt.
Anerkennung durch die bolivianische Regierung
2023 wurde sie von der bolivianischen Regierung als Witwe des ermordeten Abgeordneten Juan Carlos Bedregal und als Kämpferin für die Familien der Verschwundenen bei den Vereinten Nationen als «bemerkenswerte Persönlichkeit» geehrt.
Neue Wege des Engagements
Neben ihrem politischen Einsatz erhielt Churla auch eine Ausbildung zur Hebamme in ihrem Heimatdorf. Diese Tätigkeit entwickelte sich zu einer Form der individuellen Begleitung von Menschen.
Heute verbindet sie soziale Arbeit, Naturerfahrungen und spirituelle Unterstützung, die sie selbst als Fortführung ihres politischen Kampfes versteht. Im Zentrum steht für sie das Ziel, Menschen dabei zu helfen, ihren eigenen Lebensweg zu finden.
Über die IGFM
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurde 1972 in Frankfurt am Main gegründet. Sie ist eine unabhängige, gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die Menschen unterstützt, die Opfer politischer, rassistischer oder religiöser Verfolgung sind, und die sich gewaltlos für die Verwirklichung der Menschenrechte einsetzt.
Die Schweizer Sektion existiert seit 1983 und verleiht seit 1994 jährlich den Schweizerischen Menschenrechtspreis.