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Stadt St.Gallen
02.10.2025
02.10.2025 17:21 Uhr

«Grünes Gallustal» bläst zum Widerstand gegen Baumfällungen

An der Haltestelle Schülerhaus an der St.Galler Speicherstrasse halten die Züge der Appenzeller Bahnen sowie im Sommer der städtische Bäderbus
An der Haltestelle Schülerhaus an der St.Galler Speicherstrasse halten die Züge der Appenzeller Bahnen sowie im Sommer der städtische Bäderbus Bild: Grünes Gallustal
Der Verein Grünes Gallustal kritisiert die geplante Fällung von fünf grossen Bäumen beim Ausbau der Haltestelle Schülerhaus an der Speicherstrasse in St.Gallen. Er hat im Mitwirkungsverfahren einen Alternativvorschlag eingebracht, der die Bäume erhalten würde.

Kanton und Stadt St.Gallen will gemeinsam mit den Appenzeller Bahnen die Haltestelle Schülerhaus barrierefrei und zeitgemäss ausbauen. Gleichzeitig soll der Unfallschwerpunkt am Verkehrsknoten Wildegg-, Speicher- und Molkenstrasse entschärft werden.

Parallel dazu plant die Stadt unterhalb dieser Stelle am Singenberg eine neue Verkehrsführung mit einer Einbahnregelung für die Singenbergstrasse.

Das Projekt sieht am grünen Hang zwischen Speicher- und Molkenstrasse die Fällung von fünf grossen, gesunden Bäumen vor. Begründet wird dies mit der Verbreiterung des Wartebereichs und der damit verbundenen Verschiebung einer Stützmauer.

Vorgesehen ist als Ausgleich eine Ersatzpflanzung mit Jungbäumen.

Für den Ausbau der Haltestelle Schülerhaus an der St.Galler Speicherstrasse sollen gemäss aktueller Planung eine Platane (im Plan 1), eine Mehlbeere (3), eine Birke (2) sowie eine Doppelbirke (7) gefällt werden Bild: Grünes Gallustal

Lebenserwartung von Jahrzehnten

Die betroffenen Bäume sind zwischen neun und 15 Meter hoch und prägen das Orts- und Strassenbild. Drei von ihnen sind gemäss einem Gutachten, das Fachleute im Auftrag der Appenzeller Bahnen erstellt haben, 40 bis 50 Jahre alt, zwei weitere 30 bis 40 Jahre.

Ihre Lebenserwartung reicht von 20 bis 100 Jahren – je nach Baumart.

Der Verein Grünes Gallustal lehnt die Fällungen ab. Sein Alternativvorschlag sieht vor, auf die Verschiebung der Stützmauer zu verzichten. Die Verbreiterung des Trottoirs auf zwei Meter wäre auch mit Stützen und Platten zwischen den Bäumen möglich, ohne das Wurzelwerk zu beschädigen. Bei zwei Birken müsste das Trottoir punktuell leicht verengt werden.

Der Plan zeigt die Bäume, die für den Ausbau der Haltestelle Schülerhaus gefällt werden sollen. Es sind drei Einzelbäume (1, 2 und 3) sowie ein Doppelbaum (7) Bild: Grünes Gallustal

Ersatzpflanzungen reichen nicht aus

Grünes Gallustal stellt fest, dass bei Bauprojekten gesunde Bäume oft zugunsten technischer Lösungen gefällt und durch Jungbäume ersetzt werden. Zwar sei dies sinnvoll, wenn ein Erhalt unmöglich ist. Doch die Nachteile des Verlusts grosser Bäume im Stadtraum könnten damit nicht aufgewogen werden.

Schon der Bericht der Baumfachleute zum Ausbauprojekt weist darauf hin, dass hochwertige Ersatzpflanzungen zwar langfristig wirken, aber erst nach vielen Jahren oder Jahrzehnten die ökologischen Funktionen grosser Bäume erreichen.

Links die geplante Lösung mit Verschiebung der Stützmauer, rechts der Vorschlag des Vereins Grünes Gallustal, mit dem die Bäume neben der Haltestelle Schülerhaus nicht gefällt werden müssten Bild: Grünes Gallustal

Fällungen nur als letzter Ausweg

Der Verein fordert, dass bei Bauprojekten dem Erhalt grosser Bäume eine höhere Priorität beigemessen wird. Sie liessen sich nicht kurzfristig ersetzen und müssten in Erneuerungszyklen gedacht werden, die ihrer Lebensdauer entsprechen.

Der Griff zur Motorsäge sei zwar die einfachste und billigste Lösung, aber mit gravierenden Umwelt- und Klimanachteilen verbunden, die für Jahrzehnte bestehen bleiben. Angesichts zunehmender Hitzeperioden wirke sich das auch direkt auf die Lebensqualität in der Stadt aus.

pd/ako
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